Manifest einer Wiederholungstäterin: Was ein Sabbatical Angestellten und Arbeitgebern bringt

Ich kann Sie hören! „Wie kann man denn in diesen Tagen über eine Auszeit schreiben? Jetzt, wo viele von uns Angst um ihren Job, ja um ihre Existenz haben! Wie unsensibel gerade im Lockdown das Reisen zu thematisieren.“
Ich vermute es ist die Rebellin in mir, die das Bedürfnis hat über Freiheit und Selbstbestimmung nachzudenken, wenn es am wenigsten möglich ist. Davon abgesehen gibt es einen konkreten Anlass: Mein Partner, mein Hund und ich sind zwei Tage bevor die Grenzen für uns alle geschlossen wurden von einer Abenteuerreise über Land in den Iran zurückgekehrt. Das Sabbatical hat ein Jahr gedauert, es war mein drittes.

Das Sabbatical-Modell taugt aus Sicht vieler Arbeitgeber vor allem, um Mitarbeiter in Zeiten dünner Auftragslage freizustellen oder Headcount kurzfristig einzusparen. So wird das Risiko minimiert Talente an die Konkurrenz zu verlieren. Bei der zweiten von Führungskräften gerne akzeptierten Variante nutzt der Mitarbeiter das Sabbatical, um in eine Zusatzausbildung in Vollzeit zu investieren. Darüber hinaus fällt es vielen Vorgesetzten eher schwer eine Daseinsberechtigung für das Sabbatical zu finden, obwohl es in vielen innerbetrieblichen Vereinbarungen inzwischen festgeschrieben ist. Proaktiv kommuniziert wird es selten.

Ich dachte lange, ich bin eine Exotin, aber den Wunsch nach langen Auslandsreisen habe ich offenbar mit vielen Arbeitnehmern gemeinsam.1
Der Unterschied ist: Ich mache es, während 60 Prozent derer die sich eine Pause vorstellen können diesen Wunsch nie artikulieren.2
Und ich vermute, dass viele die Begründung „Perspektivwechsel“ für zu wenig salonfähig halten.

In diesem Manifest möchte ich eine Lanze brechen für das was ich inzwischen Potenzialzeit nenne, denn beide Seiten profitieren davon. Sie werden gleich verstehen warum.

“Potenzial entdecken und heben”

Ich finde den Ausdruck “Auszeit” sehr unglücklich, weil irreführend. Wir sind als Mitarbeiter nicht “AUSgeschaltet” nur weil wir zeitweise einer anderen Tätigkeit nachgehen. Die Erfahrung zeigt sogar, dass da sehr viel “ANgeschaltet” wird, wenn wir uns in neuem Kontext bewegen. Ob das nun Ziegenhüten auf einer Alphütte ist, oder Abenteuerleben im afrikanischen Busch. Wir stellen unsere Projektmanagement-Qualitäten schon bei der Vorbereitung eines solch komplexen Unternehmens unter Beweis. Auch Flexibilität und Lernfähigkeit sind in der neuen Lebenslage gefragt, denn wir setzen uns unbekanntem Territorium aus. Von der Problemlösungskompetenz kann ich seit diversen Autopannen fernab der Zivilisation ein Lied singen. Ganz zu schweigen von der interkulturellen Kompetenz die exponentiell ansteigt, je weiter sich der besuchte Kulturkreis vom eigenen unterscheidet. So mancher entdeckt sein Händchen für´s Tüfteln, andere werden Reiseblogger oder entwickeln ein Talent zur Fotografie. Nicht alles wird zum bisherigen Jobprofil passen, aber den Horizont auf diese Weise zu erweitern und sich auch bei Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen bleibt auf lange Sicht als Erfahrungsschatz erhalten der auch dem Arbeitgeber zugute kommt.

“Daher biete ich als alternative Bezeichnung für die Auszeit hier optimistisch die ´Potenzialzeit´ an, angelehnt an die Definition des Potenzials aus der Physik:  Die Fähigkeit eines Kraftfelds, Arbeit zu verrichten.”

Ich selbst kenne übrigens keinen Reise-Aussteiger, bei dem die Potenzialzeit zu einem Karriere-Knick geführt hätte. Im Gegenteil. Als ich mich zum ersten Mal aufgemacht habe – damals hatte ich den Job gekündigt – hat mich mein Chef kontaktiert noch bevor ich zurück war und mir die Stelle bei doppeltem Gehalt wieder angeboten. Wer gut ist in dem was er tut und selbstbewusst zu seinen Fähigkeiten steht, wird auch nach Potenzialzeiten gute Chancen auf einen Aufstieg haben. Wir vergessen ja nicht gleich alles was wir können und kommen ausgeruht zurück, mit frischer Motivation und dem Kopf voller kreativer neuer Ideen. 

“Job-Rotation”

Die meisten träumen von einer Pause zwischen 3 und 12 Monaten.1
Das ist eine Zeit, die – zugegeben eher in größeren Unternehmen – durch Job-Rotation gut überbrückt werden kann. So lässt sich im Team auch bei anderen Mitarbeitern neue Kompetenz aufbauen. Vielleicht gibt es einen Kollegen, den die Aufgabe schon länger reizt und der jetzt die Gelegenheit bekommt sich auszuprobieren. Möglicherweise kann ich die Stelle auch mit einem Mitarbeiter besetzen der in einer ausländischen Dependance arbeitet, jemandem den ich aufbauen möchte, der lernen kann, wie im Headquarter gearbeitet wird und die Perspektive aus einer operativen Einheit einbringt. So wird das Sabbatical zur win-win-Situation.

“Luft holen”

Den richtigen Zeitpunkt für eine Potenzialzeit zu finden ist gewiss eine der größten Herausforderungen. Tragisch ist, dass jeder zweite hofft mit dem Sabbatical ein Burn-Out zu verhindern oder gar zu überwinden.1
Sollte das der Fall sein sehe ich die Vorgesetzten sogar in der Pflicht das scheinbar unmögliche möglich zu machen, denn nur wer sich auf gesunde, kraftvolle Mitarbeiter verlassen kann, wird sich erfolgreich am Markt behaupten können.

Mein Rat ist gerade bei anspruchsvollen Tätigkeiten mit viel Verantwortung zwischendurch einmal Luft zu holen, damit die Energie bis zum Ende reicht.

Diejenigen, die den Mut nicht aufbringen über ihre Reise-Wünsche zu sprechen trösten sich häufig damit, alles in der Rente nachzuholen. Auf meiner letzten Reise habe ich ein Wohnmobil mit der Aufschrift gesehen „Bisher war Pflicht, jetzt kommt die Kür.“ Das hat mich sehr traurig gemacht, denn offenbar hat hier jemand sein Leben in einem Job zugebracht, der ihn weder erfüllt, noch stolz oder glücklich gemacht hat.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Auch Abenteuerreisen können körperlich anstrengende Unterfangen mit bisweilen hohem Stressfaktor sein. Ganz sicher bewegt man sich permanent im Ungewissen. Meiner Einschätzung nach nimmt die Bereitschaft sich dem auszusetzen – solange man es nicht in jüngeren Jahren geübt hat – mit fortschreitendem Alter ab.

Wichtig ist zu erkennen, worin die eigene Motivation liegt. Wer seinen Job als quälend empfindet, ist im Sabbatical mit Maßnahmen zur beruflichen Neuorientierung gut beraten. Wer seine Arbeit liebt aber spürt, dass aus dem  Feuer eine klägliche Flamme geworden ist, oder der Akku gar leer ist, für den kann sich die Potenzialzeit auf Reisen zum Jungbrunnen entwickeln.

“Kreativer Tapetenwechsel”

Nun bin ich also zurück von meiner dritten Auszeit und Sie lieber Leser, lieber Kunde fragen sich: „Was hat´s gebracht außer einem Loch in deiner Rentenkasse?“ Nun, zunächst einmal bin ich ins Schreiben gekommen.
Da die Urlaubsziele für uns alle gerade noch ferner sind als üblich, finden Sie möglicherweise gefallen an einem virtuellen Besuch in Georgien, dem Iran oder den griechischen Inseln.

Auf autowanderer.de finden Sie all dies und mehr.

Über mein Business-Modell bin ich intensiv ins Nachdenken gekommen.
Wie können wir uns besser kennenlernen und in einen guten Dialog kommen? Wie kann ich Sie bei Ihren Herausforderungen noch wirkungsvoller unterstützen?

Ich habe mir einige neue Initiativen überlegt die dazu führen werden, dass sich mein Angebot, meine Internetseite und schließlich auch dieser Blog in den nächsten Monaten verändern wird. Bleiben Sie also gespannt auf das was kommt.

Ich würde mich freuen, wenn Sie mit mir zu diesem Thema diskutierten. Haben Sie selbst Potenzialzeit-Erfahrungen die Sie ergänzen möchten? Sind Sie Unternehmer und sehen die Causa Sabbatical aus einer anderen Perspektive? Ich freue mich auf Ihre Kommentare unter diesem Post.

Und für alle die sich jetzt einen Ruck geben aber viele offene Fragen haben, biete ich gerne meine Hilfe als Sabbatical-Berater an. Es gibt vieles zu bedenken, wenn das Leben zu Hause für längere Zeit auf Eis gelegt wird, nicht nur die Finanzierung einer solchen Unternehmung.

Sprechen Sie mich gerne an.

Kommen Sie gesund durch diese Zeit!

Ihre Heike Specht

Quellennachweis:

  1. Wimdu – Größte deutsche Sabbatical-Studie: Fast jeder 2. Deutsche will eine Auszeit vom Job nehmen
  2. Pressemitteilung XING vom 18. Januar 2017 “XING Sabbatical-Studie: Zahlreiche Berufstätige wollen Auszeit, stoßen allerdings auf Widerstände”

Eigenverantwortung für die Gesundheit zu übernehmen ist ein Schlüssel (nicht nur) bei Stress

Ende Januar 2020 hat sich die Techniker Krankenkasse mit einer Vorabauswertung ihres jährlichen Gesundheitsreports zu Wort gemeldet und verkündet, was zu befürchten war: Psychische Erkrankungen sind unter ihren Versicherten für rund 19 Prozent aller gesundheitsbedingten Fehlzeiten im Job verantwortlich. Das sei der höchste Wert im Vergleich zu anderen Diagnosen – noch vor Rückenbeschwerden und Erkältungskrankheiten.1

Wer sich heute in seinem Freundeskreis oder unter Kollegen umschaut wird den traurigen Trend bestätigen können. Stress ist schon lange nicht mehr chic und so mancher der ins Burn-Out schlittert braucht Monate, um wieder zu sich zu kommen. Es steht zu befürchten, dass wir vom Maximum noch weit entfernt sind: Die rasante Geschwindigkeit der Digitalisierung, permanente Informationsüberflutung, globalisiertes Arbeiten, Neuausrichtung des Arbeitsfeldes durch künstliche Intelligenz und erhöhte Arbeitsbelastung bei schrumpfender Mitarbeiterzahl sind nur einige der Stimuli, die zu Stress und Depressionen führen können.

Was können wir tun, um der Stress-Falle zu entgehen? Ein ganzheitliches Konzept das mir viel versprechend erscheint ist Ayurveda. Deshalb spreche ich mit Sunitha Kadirvel. Sie ist Heilpraktikerin und Ayurveda-Therapeutin (mehr zu ihrem spannenden Lebensweg und ihren Angeboten am Ende dieses Textes).

„Ayurveda ist eine Lebensphilosophie und Gesundheitslehre aus Indien. Sie hat im Wesentlichen zwei Ziele, Kranke zu behandeln und Gesunde gesund zu halten“, erklärt Sunitha dieses ganzheitliche System. Ayurveda enthält also Prinzipien für die Prävention ebenso wie für die Heilung.

Gleich zu Beginn unseres Gesprächs sagt Sunitha etwas für mich entscheidendes: Eigenverantwortung für die Gesundheit ist ein Schlüsselwort, wenn es darum geht Stress zu vermeiden.“ Eigenverantwortlich zu arbeiten ist genau das was viele an ihrem herausfordernden Job reizt, mich eingeschlossen. Aber wenn ich mir vor Augen führe wie ich Krankheit begegne muss ich zugeben, dass Sunitha recht hat: Ignorieren bis es nicht mehr geht und dann vom Arzt erwarten, dass er eine Lösung für mein „Problem“ parat hat. Das ist klassisches Outsourcing, aber in Bezug auf die eigene Gesundheit natürlich wenig hilfreich.

Achtsamkeit und Energiebilanz

Die gute Nachricht ist, Eigenverantwortung für die Gesundheit ist erlernbar.

Sunitha:Wir sind uns selbst gegenüber meist zu wenig achtsam. Achtsamkeit für den Körper spielt im Ayurveda eine große Rolle. Das ist natürlich eine Herausforderung. Es wäre einfacher, wenn die Gesellschaft anders ticken würde, lockerer, aber so müssen wir lernen nein zu sagen, wenn uns etwas nicht gut tut, auch zu uns selbst.“

Ayurveda baut auf drei gleichberechtigen Säulen auf: Schlaf, Ernährung und körperliche Aktivität. „In allen drei Bereichen können wir Achtsamkeit entwickeln und üben, indem wir uns immer wieder fragen WAS FUNKTIONIERT FÜR MICH?“, so Sunitha Kadirvel.

Denn es gibt kein Allheilmittel. Jeder kann für sich selbst herausfinden, was die beste Lösung ist. Das liegt, so Sunitha, an den Energien die uns zur Verfügung stehen. Besonders wichtig sei es, MIT den eigenen Kräften zu arbeiten und nicht dagegen. So wie wir automatisch darauf achten, dass das Haushaltsgeld bis zum Ende des Monats reicht, wäre es wichtig Achtsamkeit für den Energiehaushalt zu entwickeln, weil auch unsere Energien endlich sind. Die Aufgabe besteht also darin zu unterscheiden, welche Tätigkeiten uns Energie geben und welche uns Energie nehmen. Eine gute Energiebilanz haben wir, wenn wir über den Tag hinweg Dinge tun, die unsere Energiereserven auffüllen.

Dazu gehören beispielsweise Pausen. Wer unter Dauerstrom steht lässt gerne die Mittagspause ausfallen und isst ein Brötchen, zwischen zwei Meetings vor dem Rechner, dabei die aufgelaufenen E-Mails checkend. Sunithas Rat ist, sich zumindest 10 Minuten geistigen und physikalischen Abstand zu gönnen. Dem Rechner beim Essen den Rücken zuzudrehen wäre schon ein Anfang. „In den meisten Jobs betreiben wir Missbrauch der Sinnessorgane. Wer die Möglichkeit hat einen kleinen Spaziergang zu machen, damit sich die Sinne wieder erholen können, der sollte davon Gebrauch machen.“

Überhaupt erlegen wir uns in der Arbeitswelt häufig Verhaltensweisen auf die unseren natürlichen Bedürfnissen zuwiderlaufen. Wer an der Kasse sitzt kann erst zur Toilette, wenn die Kollegin ablöst. Während des Meetings bloss nicht durch unangenehmes Husten auffallen! Getrunken wird nur in der Mittagspause. Ayurveda unterscheidet bis zu 14 solcher körperlichen Bedürfnisse, die nicht unterdrückt werden sollten. Sie genauer zu betrachten gehört zur Praxis im Ayurveda.

Die drei Säulen des Lebens

Schlaf

Es gibt keine Faustregel wie viele Stunden Schlaf für uns gesund sind, denn das ist typenabhängig, sagt die Heilpraktikerin. Wichtig ist, dass wir die Menge an Schlaf die wir bekommen bei guter Qualität verbringen. Dazu gehört auch, dass wir uns auf die Ruhephase einstimmen. Nach der ayurvedischen Lehre wäre es zum Beispiel vorzuziehen nicht direkt vor dem Schlafengehen die letzte Mahlzeit einzunehmen. Wann wir zuletzt etwas essen können ohne uns zu belasten hängt von unserem individuellen Verdauungssystem ab. Also ist auch hier ausprobieren angesagt.

Außerdem können wir unser Verhalten daraufhin überprüfen, was wir als aufputschend empfinden. Also zum Beispiel, wann wir zum letzten Mal am Abend unsere geschäftlichen E-Mails beantworten oder wann wir den Computer abschalten.

Vielleicht ist es ein Anfang das Mobiltelefon ganz aus dem Schlafzimmer zu verbannen. Auch kleine Rituale können helfen uns am Abend entspannen zu lassen, wie etwa ein Buch zu lesen (nicht unbedingt Fachliteratur) oder ein Tagebuch zu führen das uns auf positives Denken fokussiert, wie beispielsweise Ideen für Reiseziele, Gerichte auf die wir Lust haben, oder einfach Dinge für die wir dankbar sind.

Ernährung

Nahrungsmittel geben Energie und füllen unsere Reserven auf. So weit so simpel. Aber ob uns die Nahrungsmittel wirklich gut tun hängt nicht nur davon ab was und wie viel wir essen, sondern auch wann. „Unser Darm muss bereit sein die Nahrungsmittel zu verarbeiten“, erklärt Sunitha. Konkret heißt das erst zu essen wenn wir Hunger verspüren, dann aber auch zeitnah zu essen und nicht noch Stunden zu warten bis es uns in die Agenda passt. Denn sonst bauen wir ein Ungleichgewicht auf. „Wenn ich achtsam esse, merke ich eher, ob mir das was ich da gerade auf dem Teller habe wirklich gut tut“, so die Heilpraktikerin. „Außerdem merke ich nur bei voller Konzentration auf das Essen, wann ich satt bin.“ Die meisten von uns verpassen diesen Moment und fallen dann in das viel zitierte Verdauungsloch.

Mit generellen Ratschlägen zu Speisen für Stressgeplagte tut sich die Ayurveda-Therapeutin schwer, denn was uns gerade gut tut hängt von vielen individuellen Parametern ab. Eine Anamnese durch einen Heilpraktiker vor der Ernährungsumstellung wäre auf jeden Fall besser. Anregende Speisen und Getränke seien aber grundsätzlich zu vermeiden. Dazu gehören Kaffee und kohlensäurehaltige Getränke.

Körperliche Aktivität

Die oberste Regel für Sport im Ayurveda heißt „tu das wofür du die Kraft hast!“ Es muss für stressgeplagte nicht schädlich sein nach einem langen Arbeitstag noch 10 Kilometer zu joggen. Ich muss aber der Typ dafür sein, damit es mir wirklich Energie zurückgibt. Wenn ich mich quäle – adieu!

Ich selbst bin vor einiger Zeit wegen Rückenbeschwerden zum Yoga gekommen. Inzwischen weiß ich aus Erfahrung, dass es sich sehr positiv auf mein Gesamtbefinden auswirkt. Die Ayurveda-Therapeutin bestätigt, dass ähnliche Konzepte und Philosophien beides verbindet. Daher bezeichnet man Ayurveda und Yoga auch als Geschwister. „Bei Yoga kommen Geist und Körper zusammen. Es gibt viele verschiedene Traditionen. Manche betonen eher das Körperliche, andere eher das Mentale oder Spirituelle. Meine Empfehlung für Menschen die unter Stress leiden wäre, verschiedene Stile auszuprobieren und zu schauen was momentan am Besten passt. Das kann sich über die Zeit durchaus ändern“, so Sunitha Kadirvel.

Einen Artikel zum Thema Harta-Yoga hat im PICUS Blog an anderer Stelle Patricia Wolf veröffentlicht. Von ihr habe ich die folgende Atemübung gelernt, die ich gerne weitergebe:

Wir konzentrieren uns dabei auf die natürliche Atembewegung, also nicht besonders tief oder lang atmen, sondern den Atem fließen lassen. Es kann hilfreich sein während der Atembewegung zu zählen oder den Satz in Stille zu wiederholen „ich atme Ruhe und Gelassenheit ein und Anspannung aus“.

Das Praktische daran ist, dass wir den Atem immer zur Verfügung haben, um uns darauf zu konzentrieren, auch bei Stress-Situationen im Büro. Ziel ist es zur Ruhe zu kommen, Abstand zu gewinnen und sich darauf zu besinnen, dass die Lage nicht lebensgefährlich ist. (Das Gegenteil von dem was uns die Stresshormone suggerieren).

Wenn es zum Äußersten kommt: Burn-Out

Sunitha Kadirvel: „Menschen die an Burn-Out leiden sind in ein Ungleichgewicht geraten, haben keine Energie mehr, dafür aber jede Menge Schlacke und Toxine im Körper. Ayurveda kann hier helfen, wobei die Behandlung des Körpers meist auch der Psyche hilft. Das ist ein Prozess, bei dem ich den Patienten über längere Zeit begleite. Am Anfang steht die Anamnese. Wir analysieren gemeinsam seinen Gesundheitszustand, seine Verhaltensweisen und Gewohnheiten und seine Ernährung. Ziel ist es, den Körper zu reinigen und die Energien durch Medikamente und Behandlungen wieder aufzubauen. Eine schöne Nebenwirkung dieses Prozesses ist, dass der Patient lernt mehr Achtsamkeit für sich und seine Bedürfnisse zu entwickeln und Ungleichgewichte selbst zu erkennen.“

Zum Ende unseres Gesprächs ist es der Heilpraktikerin ganz wichtig zu betonen, dass im Ayurveda der Mensch ganzheitlich angeschaut wird, um ihm bei seiner gesundheitlichen Situation zu helfen. Diese Betrachtung geht über den Auslöser – mag es Stress sein oder etwas anderes – hinaus. „Ayurveda ist ein sehr komplexes Medizin-System das seine Wirkung durch die individuelle Arbeit am Patienten entfaltet, mit für ihn massgeschneiderten Behandlungsmethoden. Empfehlenswert wäre, wenn jeder Ratsuchende sich für seine individuelle Situation Hilfe bei einem Therapeuten holt“, so Sunitha Kadirvel.

Nach dem Interview mit der Ayurveda-Therapeutin denke ich darüber nach, wie ich in Zukunft mehr Eigenverantwortung für meine Gesundheit übernehmen kann. Den Anfang macht das neue „selbst bewusst sein“. Ich werde meine Gewohnheiten hinterfragen. Dinge die ich tue oder esse, ohne darüber nachzudenken, möchte ich mir bewusst machen und mich fragen „warum tue ich das? Tut mir das wirklich gut?“ Es ist ein Versuch achtsamer zu sein, mich langsam aber stetig neu zu programmieren und darüber gesündere Gewohnheiten zu entwickeln.

Denn wie der berühmte indische Arzt Deepak Chopra sagt: „Gesundheit ist unser Geburtsrecht.“

Darf ich vorstellen: Sunitha Kadirvel

Sunitha´s eigener Lebensweg zeigt, dass beruflicher Wandel möglich ist, wenn Klarheit über das Ziel herrscht. Ihren Beruf als Ingenieurin hat sie in der Telekommunikations-Branche ausgeübt. “Ich wollte Menschen zusammenbringen“ erklärt sie mir. Als sie erkannte, dass eine direkte Arbeit mit Menschen sie ihren Zielen näher bringen könnte, entschied sie sich zur Ausbildung als Heilpraktikerin. Warum ihre Wahl dabei auf Ayurveda gefallen ist erklärt sie so: „Ich wollte immer etwas für Menschen tun, dabei aber ein System anwenden, das bei vielen gesundheitlichen Problemen hilft und mich nicht auf eine spezielle Behandlungsmethode einschränkt. Ayurveda ist ein ganzheitlicher Ansatz der es möglich Macht die Wurzel des Problems zu behandeln. Das hat mir gefallen. Dass ich selbst aus Indien komme hat sicher dazu beigetragen, dass ich mich für Ayurveda besonders interessiere.“

Sunitha Kadirvel ist seit 2015 Heilpraktikerin mit eigener Praxis in Aachen. Dort arbeitet sie hauptsächlich mit der Traditionellen Indischen Medizin Ayurveda und bildet sich auf diesem Gebiet ständig weiter. Neben der Praxistätigkeit ist sie Dozentin bei den Deutschen Paracelsus Schulen und der VHS Aachen. Zusätzlich ist sie als Aroha Trainerin sportlich engagiert und im sozialen Bereich als Sprach- und Integrationsmittlerin bei PÄZ, Aachen.

Wer in der Nähe von Aachen wohnt, dem sei ihr Kurs „Ayurveda im Alltag“ im Mai 2020 empfohlen. Die Details zur Veranstaltung der VHS können über den folgenden Link abgefragt werden:

https://www.vhs-aachen.de/kurssuche/kurs/Ayurveda-fuer-den-Alltag/nr/201-08205C/bereich/details/

Wer sich über ihre Angebote informieren oder einen Termin vereinbaren möchte, der findet alle Informationen auf der Webseite ihrer Praxis:
https://praxis-kadirvel.de/

 

Zu guter Letzt: Mein Angebot an Sie

Nicht selten entsteht Stress aus Situationen heraus, in denen uns Argumente fehlen oder es uns gar die Sprache verschlägt. Aber Kommunikation – auch in Krisensituationen – kann man lernen.

Wenn Sie sich vorstellen können Gespräche – die Sie eigentlich lieber vermeiden wollen – im geschützten Raum zu üben, dann sprechen Sie mich gerne an.

Ihre

Heike Specht

 

Quellennachweis

1Pressemitteilung der Techniker Krankenkasse vom 31.01.2020 „Krankenstand sinkt leicht – psychische Erkrankungen auf Rekordhoch“

Disclaimer

Die hier dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten Behandlungen dar. Der Text erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt. Er darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer den Arzt Ihres Vertrauens.