Kommunikation in Zeiten des Krieges

Viele Unternehmer und Selbstständige fragen sich in diesen Tagen, ob “business as usual” in der Kommunikation den Menschen zuzumuten ist. Dem möchte ich heute nachgehen.

Ich selbst habe ein paar Tage gebraucht, um meine Schockstarre und Fassungslosigkeit – angesichts der Bilder und Nachrichten aus der Ukraine – zu überwinden. Mit Kopfschütteln habe ich derweil zur Kenntnis genommen, dass viele Akteure vor allem im Online-Business ihr Marketing haben weiterlaufen lassen wie gewohnt. Die Posts waren wahrscheinlich seit Wochen vorgeplant und sind automatisiert freigeschaltet worden. So macht man das heute.
Andere haben sich auf nachgerade peinliche Weise am Spagat zwischen Solidarität und wirtschaftlichen Zwängen versucht. Die Influencerin z.B., die in modischer blau/gelb-Kombination vor die Kamera tritt und unter dem Foto einen Betroffenheitspost absetzt.

Das soll nicht heißen, dass Funkstille die einzig mögliche Alternative ist. Im Gegenteil, sensible Kommunikation, die sich ernsthaft mit den Gefühlen und Bedürfnissen der eigenen Zielgruppen auseinandersetzt, ist jetzt wichtiger den je. Über die Auseinandersetzung mit schwierigen Themen können wir eine persönliche Beziehung zu den Menschen aufbauen, deren Aufmerksamkeit uns wichtig ist. In diesen Zeiten zeigt sich, welche Werte von einem Unternehmen, einer Organisation oder einem Dienstleister wirklich gelebt werden.

Hier ein paar Tipps, wie meiner Meinung nach die Kommunikation auch dann aktiv gestaltet werden kann, wenn Menschen an alles beherrschenden, belastenden Themen hängen:

  • Schlage leisere Töne an

Das Sprichwort “der Ton macht die Musik” gilt auch für die Kommunikation. Etwas mehr Zurückhaltung in der Wucht der Worte und der Bilder ist in emotional belastenden Situationen hilfreich. Weiche Bilder und zarte Töne  reduzieren Stress, mildern Gefühle von Wut oder Ohnmacht.
Lass Empathie aus deinen Texten sprechen. Zeige Mitgefühl für die Betroffenen. Auch wenn das Wort gerade etwas überbeansprucht wird: zeige dich authentisch. Lass Einblicke in deine  Gefühlswelt und deine Gedanken zu. Emotionen erzeugen Gemeinschaft, die über die Krise hinaus tragfähig sein kann. 

  • Lasse den Worten Taten folgen

In einer Krise ist nichts schlimmer als in Tatenlosigkeit zu verharren und zuzusehen, wie sich die Dinge zuspitzen. Zeige, dass du nicht nur in deinem Business weißt was zu tun ist, sondern, dass du auch in Situationen die besonderes gesellschaftliches Engagement erfordern, aktiv deinen Beitrag zu leisten verstehst. Orientiere dich dabei an den Möglichkeiten und Schnittpunkten mit deiner Kernkompetenz. Ein Unternehmen der Gesundheitsindustrie kann mit Medikamenten aushelfen, eine Physiotherapeutin oder Ärztin kann sich Flüchtlingen annehmen, ein Logistikunternehmer kann Hilfstransporte organisieren. Bist du Coach? Dann kannst du vielleicht besondere Angebote machen für Menschen in Deutschland, die das was sie gerade emotional durchmachen nicht alleine verarbeiten können. Was immer es ist das du tust, aus deinem Handeln sprechen deine Werte. Wenn du darüber sprichst, schafft dies Möglichkeiten, sich mit dir und deinem Business zu identifizieren.

  • Fordere dazu auf, ins Handeln zu kommen

Viele Menschen warten nur darauf, dass ihnen jemand sagt, was zu tun ist, damit sie das Gefühl der Ohnmacht und der Trauer loswerden. Aktivität gibt Energie und uns ein Stück weit die Kontrolle über die Situation zurück. Hilf den Menschen, mit denen du kommunizierst, indem du Alternativen anbietest. Das ist natürlich besonders einfach, wenn du selbst unterstützend tätig bist, aber auch wenn du dich nicht direkt involvierst, kannst du Menschen zur Aktivität aufrufen, zum Beispiel indem du auf deinen Webseiten die Kontaktmöglichkeiten für Geld- oder Sachspenden auflistest. Vielleicht gibt es Benefizveranstaltung ortsansässiger Vereine, die du mit bewerben kannst. Kooperiere mit den städtischen Institutionen und der Kommunalverwaltung. Vielleicht gibt es Möglichkeiten Flüchtlinge vor Ort zu unterstützen, durch Wohnraum oder Hilfe bei Behördengängen. Wenn du dich hier als Vermittler anbietest, tust du nicht nur gutes, sondern vergrößerst sogar noch dein Netzwerk persönlicher Kontakte.

Als Arbeitgeber fällt dir hierbei noch eine besondere Verantwortung zu: die für deine Mitarbeiter. Wenn jemand aus deinem Unternehmen die Berufung spürt längerfristig aktiv zu sein, dann solltest du mit dieser Person zusammenarbeiten, um im Gespräch Möglichkeiten auszuloten, wie dies gelingen kann. Schaffe Freiräume seine Hilfsbereitschaft auszuleben. Ein Mitarbeiter der gesellschaftliches Engagement zeigt, trägt seine Werte in dein Unternehmen hinein und seine Geschichte in die Welt hinaus.

  • Stärke die Selbstfürsorge

Da wir gerade bei den Mitarbeitern sind: Es herrscht derzeit in allen Fluren Gesprächsbedarf. Öffne den Raum dafür, dass Kommunikation innerhalb der Belegschaft über das was sie bewegt möglich ist. Halte den Raum auch für die sensibleren Geschöpfe, engagiere gegebenenfalls Coaches oder Gesprächstherapeuten, um den Prozess professionell zu begleiten. Überlege auch, welche Angebote du über die Kommunikation hinaus machen kannst, damit die seelische Gesundheit deiner Mitarbeiter erhalten bleibt.

  • Baue Brücken auf und Ängste ab

Zum Schluss noch eines: In der aktuellen Situation ist es gut möglich, dass Menschen hier in Deutschland die Auswirkungen der Sanktionen finanziell auf schmerzhafte Weise zu spüren bekommen. Einige haben in diesen Tagen schwere emotionale Probleme oder Existenzängste. Hier ist zwar auch die Regierung in der Verantwortung. Du kannst aber dazu beitragen, dass der akute Druck nachlässt. Haben Kunden bei dir Zahlungsverpflichtungen, die du aussetzen oder strecken kannst? Hilft ein Mietrabatt? Besteht die Möglichkeit einer firmeninternen Finanzierungshilfe für das Haus? Diese Angebote proaktiv an die Betroffenen zu kommunizieren löst mehr aus, als jede aktuelle Imagekampagne oder Werbeanzeige.

Und so komme ich zu meiner Antwort auf die eingangs gestellte Frage: Nein, business as usual ist in Bezug auf die Kommunikation in meinen Augen gerade keine Option. Das heißt aber nicht, dass ich meine Bemühungen mit meinen Zielgruppen in Kontakt zu bleiben einstellen muss. Ich habe vielmehr die Verpflichtung, meine Strategie und meine Botschaften zu hinterfragen, ob sie der aktuellen Situation angemessen sind. Darin liegt im besten Falle die Chance, sich zu einem noch stärker werteorientierten, sozialen Unternehmen hin zu entwickeln.

P.S.: Dass soziales Unternehmertum in der Zukunft alternativlos ist hat meine Kollegin Manuela Pastore übrigens in einem sehr emotionalen Beitrag reich an Beispielen in diesem Blog einmal dargelegt. Den Gastbeitrag findest du hier.

 

Vom Wesen und Wandel der Kommunikation – Eine Annäherung

Ich inspiriere diesen Blog – zusammen mit Gastbloggern und Interviewpartnern – nun seit drei Jahren und stelle gerade fest, dass über die Kernfrage noch nie ein Wort verloren wurde.
Höchste Zeit dies nachzuholen.

“Warum kommunizieren wir und wie verändert sich unser Kommunikationsverhalten in diesen Zeiten?”

Ein gerne zitierter Satz aus den Public Relations lautet: „Wir können nicht nichtkommunizieren.“ Jeder der schon einmal erlebt hat, wie laut das Schweigen auf eine Situation oder eine Aussage hin sein kann weiß, dass das stimmt. Ich musste bei der jüngsten Bundestagswahl wieder daran denken. Wer seine Stimme verweigert oder ungültig macht setzt damit ein politisches Signal. Dieses reicht von: „Die da oben machen sowieso was sie wollen“, bis hin zu: „Ich stehe außerhalb der Gesellschaft und habe mit all dem nichts zu tun.“

Wenn die Stille bereits eine Botschaft aussendet, wie stark muss dann erst die Kraft der Worte sein?

Sprache unterscheidet uns Homo sapiens von allen anderen Spezies auf diesem Planeten und verschafft uns einen evolutionären Vorteil. Dabei dient sie weit mehr als dem reinen Informationsaustausch. Kommunikation stellt eine Art Grooming dar. Sie ersetzt das Lausen und Kraulen wie wir es beispielsweise von Schimpansen kennen. Das sorgt für gute Stimmung innerhalb der Gruppe. Zur Gemeinschaft gehört, wer die gleiche Sprache spricht. Darum bilden sich in jeder Generation sprachliche Neuschöpfungen aus. Wer sich von außerhalb dieser Rhetorik bedient, wird sofort als fremd entlarvt, weil etwa der Sprachfluss unnatürlich wirkt, oder die Worte auswendig gelernt klingen.

Kommunikation ist sozialer Kit. Sie vermeidet Konflikte und bewahrt den Frieden. Diplomaten können ein Lied davon singen. Wenn das Ende des Dialogs erreicht ist, bleiben nicht mehr viele Optionen. Aufrührer wissen genau, welcher Ausdruck als Waffe wirkt. Rhetorische Gefechte klären die Rangordnung, ohne dass Blut fließt. Wie gut jemand diese Kunst beherrscht entscheidet über seine soziale Stellung. Dies ist besonders eindrucksvoll in der höheren Unternehmensetagen zu beobachten und meiner Auffassung nach ein weiterer Grund dafür, warum Frauen in Führungspositionen immer noch unterrepräsentiert sind: Weil sie wenig Lust darauf verspüren, sich an diesen Scharmützeln zu beteiligen.

Seitdem wir über Sprache kommunizieren, hat der Fortschritt enorm an Fahrt aufgenommen, denn Kommunikation fördert den kreativen Prozess. Wir inspirieren uns im gegenseitigen Austausch, entwickeln Ideen des anderen weiter und ermöglichen Innovation. Es hat zwar in der Geschichte immer auch Individualisten gegeben, deren Genialität wir großartige Erfindungen zu verdanken haben, aber für alle anderen gilt: Kommunikation wirkt als Beschleuniger. Im intensiven Austausch (neudeutsch Brainstorming) kommen wir deutlich schneller ans Ziel.

Kommunikation ist durch verschiedene Faktoren extrem unter Druck geraten

Auch dieser Artikel kommt leider nicht ohne die Erwähnung von Corona aus. Abstand ist gut gegen die Virusübertragung, aber sie stellt unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt auf eine harte Zerreißprobe. Selbst wenn wir mit modernen Kommunikationstechniken allerhand Tools zur Verfügung haben, um die Distanz zu überbrücken, so kann das Zoom-Meeting den persönlichen Austausch an der Kaffeemaschine nicht ersetzen, weil es hier um mehr geht als die Präsentation von Arbeitsergebnissen. Als Hundebesitzerin war ich während des Lock Down meinem Labradoodle jeden Tag zutiefst dankbar, dass ich mich zumindest auf Distanz mit anderen Herrchen und Frauchen habe austauschen können. Bei vielen Mitmenschen habe ich den Eindruck, dass sie „smalltalk“ erst wieder lernen müssen. Welche Rolle Mimik und Gestik dabei spielen wird mir jedes Mal bewusst, wenn ich versuche mit der Maske auf der Nase einen Witz zu machen.

Aber Corona ist nicht unsere einzige Herausforderung. Es ist eine Binsenweisheit, dass die Digitalisierung Kommunikation im gleichen Maße erschwert, wie sie sie erleichtert. Wir können zwar in Echtzeit mit vielen Menschen gleichzeitig kommunizieren, aber um den Preis, dass unser Gegenüber die Klangfarbe unserer Stimme nicht hört und unseren Gesichtsausdruck nicht sehen kann. Jeder der schon einmal eine unerwartete Reaktion auf seine WhatsApp-Nachricht geerntet hat weiß, dass Kommunikation über elektronische Medien sehr wohl hohes Potenzial birgt falsch verstanden zu werden. Bei einer Konversation von Angesicht zu Angesicht kann ich Missverständnisse sofort klarstellen. Bei einer E-Mail, die unter Umständen erst Tage später gelesen wird, geht das nicht.

Elektronische Medien haben unsere Kommunikation geprägt wie keine andere Entwicklung. Sie wird verkürzt, verknappt und beschleunigt. Wir kommunizieren über mehrere Kanäle hinweg parallel und konzentrieren uns auf keines der “Gespräche” wirklich. Emotionen übertragen wir auf Emojis, die ein enges Spektrum abbilden. Gleichzeitig werden wir mit Inhalten (nicht zu verwechseln mit Informationen) zugeschüttet, elektronischer Kommunikations-Müll, für dessen Filterung wir uns mühsam Mechanismen antrainieren müssen.

Ein Forscherteam hat vor einiger Zeit in Nature Communication publiziert, dass unsere kollektive Aufmerksamkeitsspanne immer kürzer wird. Will heißen: Themen gewinnen schnell an Dynamik, aber der Hype nimmt auch genauso schnell wieder ab. Keine gute Botschaft für Menschen, deren Aufgabe es ist, Nachrichten zu erzeugen. Die spannende Frage wird sein, wie sich dies auf unsere Fähigkeit auswirkt, Informationen zu bewerten.

Zu guter Letzt bieten soziale Medien die Möglichkeit in der Anonymität eine Form der Kommunikation zu praktizieren, die wir uns im direkten Dialog niemals erlauben würden. Da wird gehetzt, gehasst, geschmäht und gemobbt. Nicht nur für die jüngere Generation, die mit sozialen Medien als einer Selbstverständlichkeit aufwächst, ist das sehr schwer auszuhalten. Hier ist eine Kommunikations-Ethik überfällig. Zu lange haben die Entwickler dieser Programme darauf vertraut, dass es die Community unter sich schon richten wird. Das an der Hochschule für Medien in Stuttgart angesiedelte Institut für Digitale Ethik hat sich genau das zur Aufgabe gemacht. Hier wird viel in Forschung aber auch in Bildung – insbesondere der Digital Natives –  investiert. Die 10 Gebote scheinen selbstverständlich, sind es aber bei weitem nicht.

Quelle: Institut für digitale Ethik: https://www.hdm-stuttgart.de/digitale-ethik/lehre/10_gebote

Der PR-Ethikrat in Österreich hat für die Zunft einen online-Kodex für digitale Kommunikation entwickelt der auf den 8 Punkten Fairness, Respekt, Verantwortung, Moderation, Klarheit, Transparenz, Höflichkeit und Privatsphäre basiert. Man möchte meinen, das läge auf der Hand.

Der dritte Punkt, der Kommunikation heute zu einem Experiment mit ungewissem Ausgang macht ist die Globalisierung. Wir sind soziale Wesen die durch Sprache vereint werden. So war der Versuch eine „Weltsprache“ zu etablieren durchaus lobenswert. Aber ob wir nun Englisch als die Sprache der globalen Gemeinschaft definieren oder Kunstsprachen wie Esperanto entwickeln, alle Versuche scheitern daran, dass Kommunikation mehr ist als der Austausch von Worten. Es ist zutiefst menschlich das was wir hören zu interpretieren. Den Rahmen für diese Interpretation liefern neben der persönlichen Erfahrung und der Erziehung, unser ideologischer und kultureller Hintergrund, also Einflüsse aus Kultur, Religion und Gesellschaft. Kein Wunder also, wenn der Dialog zwischen – sagen wir – einem Amerikaner und einem Perser im Desaster endet, wenn nicht zuvor ein interkulturelles Training absolviert wird.

Was bedeutet das für Kommunikation im Business?

Kommunikation die zum Ziel führen soll – egal wie dieses definiert ist – gelingt besser aus einer Position der Gelassenheit heraus. Eine angenehme Gesprächsatmosphäre ist der beste Nährboden, um Konflikte zu vermeiden und Probleme zu lösen. Wichtig ist, dass dabei ein Schutzraum erzeugt wird, in dem auch Ängste zur Sprache kommen können, denn wir haben deutlich weniger Angst vor dem, was wir benennen.

Ich halte es außerdem für essentiell, auf Kommunikation zu setzen, in der persönliches Erleben live und in Farbe möglich ist. Das gilt ebenso für Mitarbeiter eines Unternehmens untereinander wie für den Dialog zwischen Firmenrepräsentanten und ihren Kunden. Wir verbinden Werte wie Vertrauen, Verantwortung oder Authentizität mit Erfahrungen die wir mit Menschen machen, auch wenn immer wieder versucht wird, diese Qualitäten auf Marken zu übertragen. Unternehmer sind gut beraten, wenn sie diese Erlebniskultur der Kommunikation in ihre Corporate Identity integrieren. So wird auch der Rahmen dafür geschaffen, dass der Kunde das Produkt oder die Dienstleistung erleben kann, was eine Identifikation damit erst ermöglichen.

Digitale Kommunikation ist ein Stressfaktor. Als Entrepreneur trage ich Verantwortung dafür, meine Mitarbeiter vor Überanstrengung zu schützen. Dies gelingt, wenn permanente Erreichbarkeit nicht mehr als Kriterium der Identifikation mit dem Unternehmen herangezogen wird, oder die Erreichbarkeit in der Freizeit selbstverständlich ist. Viele Unternehmen haben hier Gegenmaßnahmen ergriffen, die von der Mailpause bis zur Anrechnung von mobilen Einsätzen als Überstunde reichen.

Kommunikation innerhalb des eigenen Business und nach außen ist dann erfolgreich, wenn sie aktiv gestaltet wird. Damit meine ich eine aktive Auseinandersetzung damit, wie die Kommunikationskultur aussehen soll. Wollen wir rhetorische Rangkämpfe oder setzen wir auf systemischen Konsens? Sind Gespräche geprägt von gegenseitiger Wertschätzung und Respekt? Finden sie auf Augenhöhe statt? Ist die Sprache gewaltfrei und inklusiv? Viele Unternehmen geben sich heute einen Kommunikationskodex, der diese Punkte für alle Ebenen verbindlich festzulegt.

Schließlich und endlich hängt der Erfolg eines Business davon ab, vom Kunden verstanden zu werden. Es ist ein Treppenwitz der PR, dass genau das in vielen Branchen scheitert, weil die Wortwahl des Unternehmens nicht mit der des Kunden zusammenpasst. Welche Fehler häufig sind und wie du sie in deinem Business vermeiden kannst, habe ich in dieser Grafik zusammengefasst. Du kannst sie kostenlos und ohne vorherige Anmeldung für einen Mailverteiler herunterladen. Ich freue mich aber natürlich, wenn dich meine Inhalte ansprechen und du dich deshalb dafür entscheidest meinen Newsletter zu abonnieren.

Darin findest du weit mehr als den Hinweis auf neue Blogbeiträge. Ich greife aktuelle Themen auf, die sich im Blog nicht unbedingt wiederfinden, stelle Talente aus meinem Netzwerk vor, oder gebe Tipps zu  neuen Tools, Apps und Techniken, die mir in der täglichen Arbeit begegnen.

Wenn du nun neugierig geworden bist, kannst du dich hier anmelden:

 

 

 

 

Die magische Essenz für deine Sichtbarkeit: Storytelling

Durch die vielfältigen Kanäle, über die wir heute auf uns aufmerksam machen können, scheinen die Möglichkeiten der Außendarstellung nahezu unabhängig von den klassischen Medien und der journalistischen Arbeit zu werden.

Aber ich halte das für einen Trugschluss. Eigenmarketing über Blogs, YouTube, Instagram & Co. kann zwar eine enorme Schlagkraft haben, aber ich muss viel Energie investieren und gut in meiner Community vernetzt sein, um erfolgreich zu sein. Außerdem brauche ich viel Geduld, bis aus meinen Followern Kunden werden. Ich sage nicht, dass es den Versuch nicht lohnt, ich glaube nur als Kommunikationsspezialistin fest daran, dass du deine Chancen wesentlich erhöhst, wenn du deinen Kommunikations-Mix um Eigen-PR über klassische Medien ergänzt. Viele scheuen diesen Pfad, weil immer wieder kolportiert wird, dass es zu schwierig sei von Journalisten gehört zu werden. Ich muss über dieses Argument schmunzeln, denn Social-Media-Nutzer sind ebenso gnadenlos selektiv. Wer nichts zu erzählen hat wird weggescrollt oder entfreundet.

Und da sind wir schon beim Kern der Sache.
Der Schlüssel zu mehr Sichtbarkeit – unabhängig vom Kanal – ist nämlich eine uralte Gabe: Die Kunst eine gute Geschichte zu erzählen. Wir sitzen heute (leider) nur noch selten am Lagerfeuer, um uns von einer lebendigen Erzählstimme in fremde Welten entführen zu lassen. Aber die Essenz des Geschichtenerzählens funktioniert auch ohne Knistern und Sternenhimmel.

Auf neudeutsch heißt das Storytelling. Dahinter verbirgt sich nicht mehr und nicht weniger als Menschen für dich und deine Sache zu begeistern, indem du daraus eine Erzählung machst.

Um zu erklären, wie das funktioniert, möchte ich mit einem Gedankenexperiment beginnen: Erinnere dich an die letzte Story, die dich so richtig vom Hocker gerissen hat. War das vielleicht ein Film, ein Buch oder eine Geschichte die dir jemand erzählt hat? Welche Details sind dir in Erinnerung geblieben? Warum hat dich die Geschichte berührt? Was hast du währenddessen empfunden und gedacht? Nimm dir ein bisschen Zeit das zu reflektieren, bevor du weiterliest.

Ich spiele jetzt einmal Hellseherin: Vermutlich war es eine Geschichte die starke Emotionen in dir ausgelöst hat. Vielleicht hast du sogar laut aufgelacht oder gar geweint. Vielleicht bist du erschrocken oder hast ungläubig ausgerufen: „So etwas gibt´s doch gar nicht!“ Möglicherweise hat die Geschichte dazu geführt, dass du über dich, dein Verhalten oder deine Einstellung zu dieser Sache nachgedacht hast. Hat sie am Ende gar bewirkt, dass du etwas bestimmtes getan oder dir zumindest vorgenommen hast?

AIDA – mehr als eine Oper

Wenn ich Recht habe, dann ist die Geschichte, die dir so stark in Erinnerung geblieben ist, einem sehr klassischen Muster gefolgt,  der sogenannten AIDA-Regel.

A steht für Aufmerksamkeit erzeugen (Attention),

I für Interesse wecken (Interest)

D für den Wunsch etwas tun oder haben zu wollen (Desire) und

A für Handlung (Action).

Wenn du diese Regel beherzigst, ist der Grundstein für deine persönliche Erfolgs-Story gelegt. Der Einstieg sollte deine Leser fesseln, zum Beispiel indem du ein Problem beschreibst, das viele kennen und mit dem sie sich identifizieren können. Das funktioniert umso besser je authentischer die Schilderung ist. Bist du vielleicht in deinem Leben oder beim Aufbau deines Business selbst gegen Widerstände angelaufen, hast Hürden genommen, Situationen erlebt bei denen du zunächst selbst nicht wusstest, wie und ob es weitergehen kann? Diese persönliche Erfahrung ist perfekt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen.

Wir Menschen lieben nahbare Helden. Sie sind keine Besserwisser, sondern haben durch Lebenserfahrung Erkenntnis gewonnen, die sie gerne teilen. Hierbei geht es nicht darum etwas aufzubauschen oder sich zu einer Leitfigur zu stilisieren, die eine alles verändernde Erfahrung gemacht hat (es sei den es war wirklich so). Je persönlicher du an deinen Lesern dran bist, um so besser.

Ein wesentliches Element guter Erzählungen sind Emotionen. Du erhältst das Interesse aufrecht, wenn es dir gelingt, Gefühle bei deinen Zuhörern auszulösen. Frage dich also welcher Teil deiner persönlichen oder deiner Unternehmens-Geschichte dazu geeignet ist zu fesseln. Was ist erstaunlich, unerwartet, ungewöhnlich, schicksalshaft, erheiternd?

Journalisten sind auf der Suche nach guten Geschichten

Ihre Aufgabe ist es, die Stories zu entdecken, die für ihre Leser interessant sind. Geschichten leben von Menschen, daher interessieren sich Journalisten immer für die Personen hinter der Story. Darin liegt deine Chance. Was ist die Verbindung zwischen deiner Dienstleistung oder deinem Produkt und dir? Welche Geschichten können deine Mitarbeiter erzählen über ihren Einsatz für die gemeinsame wichtige Sache? Wo sind die Schnittmengen mit den Kunden? Haben vielleicht auch Kunden Erfahrungen gemacht, die erzählt werden wollen? Lass mehrere Stimmen ihre Sichtweise erzählen, dann wird deine Geschichte facettenreich und interessanter. Behalte dabei im Auge, dass es dir darum geht einen Wunsch beim Leser auszulösen: den Wunsch nämlich, Teil dieser Erzählung zu werden.

Die 3 Erfolgs-Typen des Storytelling 

Wie gerade erwähnt, interessieren sich Journalisten für die Personen hinter den Geschichten. Dabei liegt ihr Fokus berufsbedingt auf 3 bestimmten Typen, weil diese die Wahrscheinlichkeit drastisch erhöhen, dass ihre redaktionellen Artikel gelesen werden:

  • Der-Die-Das „Einzigartige“

Du hast die volle Aufmerksamkeit von Journalisten, wenn deine Geschichte von etwas erzählt, das neuartig ist. Da wir aber nicht alle Steve Jobs, Richard Branson oder Elon Musk sein können, triffst du auch ins Schwarze, wenn du zeigen kannst, was dein Business zu deinem Herzensbusiness macht. Als Blumenhändlerin, Schriftsteller, Coach oder forschender Medikamenten-Entwickler hast du etwas ureigenes, das dich von anderen in deiner Branche unterscheidet. Dieses Alleinstellungsmerkmal macht deine Geschichte zum Winner.

  • Erklär-Bären

Dir ist sicher schon aufgefallen, dass kaum ein Beitrag ohne Expertenstimme auskommt. Sie ordnet aktuelle Geschehnisse in einen größeren Kontext ein, übersetzt Fachchinesisch in eine Sprache, die allgemeinverständlich ist und zerlegt komplexe Sachverhalte in leichter verdauliche Häppchen. Du wärst überrascht, wie häufig händeringend nach sachkundigen Gesprächspartnern gesucht wird. Denn auch die Vielfalt ist ein journalistisches Gebot. Es sollen möglichst nicht wiederholt die gleichen Leute zu Wort kommen (wenn man auch in der aktuellen Lage manchmal das Gefühl hat, dieses Gesetz wankt – ich sage nur Karl Lauterbach…)

Wenn also die Würze in deinen Geschichten die Emotion ist, so stellt die Basis dein Fachwissen dar. Je spielerischer du dies in die Erzählung einfließen lassen kannst, umso besser. Das Zauberwort heißt hier “verständlich“.

  • Visionäre

Zur dritten Kategorie gehörst du, wenn du zu Trends der Zukunft, zu neuen Entwicklungen oder der Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen etwas sagen kannst. Wenn dein Unternehmenszweck nicht unmittelbar damit verbunden ist, dann braucht es ein bisschen Gespür und Fingerspitzengefühl, aber zu den großen Themen die uns bewegen lassen sich meist Brücken bauen. Die einschlägigen Handelsketten machen beispielsweise gerade vor, wie das Narrativ gestrickt sein muss, damit es die Herausforderung der „Nachhaltigkeit“ bedient. Ich lade hier nicht etwa dazu ein, sich zum Helden einer Saga zu stilisieren, die erfunden oder konstruiert ist. Vielmehr ist mein Eindruck, dass es deutlich mehr Akteure da draußen gibt, die tatsächlich etwas zur Problemlösung beitragen, als gerade gehört werden. Trau dich, deine Sichtweise und deinen Beitrag in die Welt zu bringen!

Um zum Schluss noch einmal auf die „Oper“ zurückzukommen. Bedenke zum Abrundung deiner Geschichte den „Call to action“, also die Handlungsaufforderung. Denn:

„Gutes Storytelling ist kein Selbstzweck, sondern dient dazu deine Unternehmensziele zu erreichen.“

Ist die Geschichte für dich stimmig, sei mutig und biete sie Redaktionen an! Wenn du dazu Tipps brauchst, dann schau doch mal in mein E-Book „In 8 Schritten zum Kommunikationsprofi.“

Steht deine Story,  kannst du sie mit allen technischen Mitteln (Video, Grafiken, Texte, Bilder) und auf all deinen Kanälen zum Leben erwecken. So fließt Eigen-PR und Eigenmarketing am Ende perfekt zusammen. Und mit etwas Glück werden auch auf diese Weise Journalisten auf dich aufmerksam.

Wenn du magst, schreibe den Anfang deiner Story doch gerne hier unten in die Kommentare. Ich bin sicher, viele Leser werden sich gerne fesseln lassen und neugierig sein auf das, was dein Herzens-Business zu bieten hat – mich eingeschlossen!

Falls du dir Unterstützung bei der Entwicklung deiner Story wünschst, oder ich deine Geschichte dem professionell-kritischen Blick unterziehen darf, dann freue ich mich auf deine Kontaktaufnahme.

Herzlichst

Heike

PR-Quickie: Feste feiern wie sie fallen

Ein Geburtstag ist doch wunderbar und die Wenigsten möchten diesen Tag in Stille ganz alleine verbringen. Wir laden Freunde ein, verwöhnen die Lieben mit allerlei Leckereien und sorgen für eine entspannte Atmosphäre. Als Gast bringen wir Geschenke mit und spenden gute Wünsche, um unsere Freude darüber auszudrücken, dass die Person in unserem Leben ist. Wir schätzen das Geburtstagskind für seine Fähigkeiten, Werte und Eigenschaften und nutzen den Ehrentag, um dies vor anderen zu zeigen.

Warum also sollten wir es im Business anders machen?
Das Firmenjubiläum, der Geburtstag eines unserer Produkte, der 1000. Kunde oder die 1000000. Produktion einer Ware sind Gelegenheiten, für die wir uns feiern können. Nicht nur, weil wir zu Recht mächtig stolz auf das Erreichte sind, sondern weil von diesen Zahlen eine kraftvolle Botschaft ausgeht: Seht her, ich bin etabliert! Wir tun was wir tun, weil wir es können! Wir haben die Erfahrung das zu machen, wofür unsere Kunden uns schätzen!

Beim Anlass über das Offensichtliche hinausdenken

Für unsere schöne neue Social-Media-Welt gilt das Gleiche: Du hast den 100. Blogbeitrag geschrieben, den 3333. Insta-Post abgesetzt, 1000 Follower erreicht, das 2000. Mitglied in deiner Facebook-Gruppe begrüßt? Das alles sind Gründe für eine öffentliche Bekanntmachung. Es zeigt, dass du wahrgenommen wirst, dich aus der Masse hervorhebst, vielleicht sogar zum Influencer avancierst. Das macht dich nicht nur für Kunden, sondern auch für Kooperationspartner, potentielle Sponsoren oder Investoren sehr attraktiv.

Ich plädiere dafür uns zu feiern, weil wir damit auch anderen die Chance geben, Stellung zu uns zu beziehen. Wer feiert wird belobigt. Ein fremdes Urteil zählt in den Augen der Öffentlichkeit sehr viel mehr als jede eigene Beteuerung. Schon das allein ist Anlass genug.

Deine Geschichte erzählen – Rückschau und Ausblick zugleich

Bei Firmenjubiläen geht es nicht nur um Historie, sondern auch darum den Meilenstein als Ankerpunkt zur Selbstreflexion zu nutzen. Welche Werte sind uns wichtig? Wofür stehen wir als Solo-Selbstständige oder Unternehmer? Was ist unser Beitrag für die Gesellschaft? Was wollen wir als nächsten Meilenstein erreichen? Auf welche Veränderungen stellen wir uns ein? Wie reagieren wir auf Erfordernisse des Marktes und der Politik? Antworten die sich daraus ergeben sind nicht nur spannend für das Unternehmen und seine Mitarbeiter, sondern auch für die Medien. Arbeite diese Themen multimedial auf, vielleicht mit einer Videobotschaft, mit Infografiken als Zeitreise oder auch Podcast-Interviews. Journalisten lieben diese Geschichten, je persönlicher, authentischer, emotionaler, umso besser.

Wie Gäste deine Party mitgestalten – Aufmerksamkeit steigern

Also raus ins Rampenlicht und zwar mit beiden Beinen! Möglichkeiten dazu gibt es so viele wie Unternehmensformen.

  • Der klassische Weg für Firmen die etwas „herzuzeigen“ haben ist die Party auf dem Firmengelände. Hier können Familienangehörige der Mitarbeiter, Kunden, Kooperationspartner, Dienstleister, Nachbarn, wichtige Persönlichkeiten der Stadt, Politiker und Journalisten aus erster Hand erfahren, wie Innovationen entstehen und welche fähigen Köpfe hinter deren Entwicklung stecken. Aber nicht jedes Gewerbe bietet sich dafür an.
  • Im Fall eines Coaches, Buchautors oder Maklers beispielsweise ist schon mehr Kreativität gefragt. Hier hilft es, sich eine Jubiläums-Aktion zu überlegen und diese als Aufgabe in die Community zu tragen, damit deren Kreativität der Idee Flügel verleiht. Du kannst zum Beispiel dazu aufrufen, zu einem Thema Beiträge einzureichen, das mit deinem Unternehmenszweck untrennbar verbunden ist. Wenn das Format nicht vorgegeben wird, verfügst du mit Glück und ein bisschen Promotion danach über Videos, Podcast-Beiträge, Blogposts und Fotos, die du im Laufe des Jubiläumsjahres über deine Kanäle verteilen oder zu Freebies bündeln kannst.
  • Um die Teilnahme an Mitmachaktionen anzukurbeln, bietet es sich an Gutscheine für deine Tätigkeit auszuloben. Je nachdem wie kreativ die Aufgabe gelöst wird, gehen die Beiträge vielleicht sogar viral. Dann hast du jede Menge Publicity ohne großen eigenen Einsatz. Das ist allerdings ein zweischneidiges Schwert, denn gerade Challenges gehen gerne auch mal nach hinten los. Also Obacht bei der Themenwahl!

Alter Hut aber immer noch wirksam: Tue Gutes und rede darüber

  • Natürlich kannst du mit deinem Grund zum Feiern auch Verkäufe ankurbeln. Dazu eignen sich Rabatt-Aktionen, Jubiläums-Gutscheine, Gewinn-Spiele oder Verlosungen.
  • Diese kannst du beispielsweise mit einer Spendenaktion kombinieren, die auf die Werte einzahlt, für die dein Business einsteht. So könntest du etwa festlegen, dass von jedem Euro der in einem bestimmten Zeitraum für deine Leistungen eingeht, 25 Cent einem vordefinierten Zweck zufließen. Das ist eine weitere Gelegenheit in Zusammenarbeit mit dem Spendenpartner an Medien heranzutreten und schafft Aufmerksamkeit.
  • Eine andere Variante, um dich und dein Business ins Gespräch zu bringen, ist ein Jubiläumspreis. Hierbei wird z.B. der Nachwuchs in deinem Bereich, etwa Künstler, Autoren, Wissenschaftler oder auch Ingenieure aufgefordert, sich auf eine Auszeichnung zu bewerben, die du als Veranstalter auslobst. Das muss kein Preisgeld sein. Eine Urkunde genügt, solange du die Preisverleihung mit Pressearbeit kombinierst.

Dein Netzwerk vergrößern

Du siehst, deiner Kreativkraft sind keine Grenzen gesetzt, solange du dein Budget und deine Ressourcen im Auge behältst. Achte außerdem darauf, dass du bei deinen Aktionen möglichst intensiv mit deinen wichtigen Zielgruppen interagierst. Auch auf deinem Geburtstagfest stehst du ja selten am Rand und beobachtest was passiert. Im Gegensatz zu deinem Geburtstag kommen bei deiner Business-Feier aber auch Gäste, die du noch gar nicht kennst. Denke bei der Planung deiner Maßnahmen also mit, wo sich Chancen bieten, um dein Netzwerk zu vergrößern, vom Newletter-Abonnenten bis hin zum zufriedenen Käufer der eine Rezension hinterlässt.

“Was ich damit sagen will: Vergiss auch bei deinem Jubliäums-Feuerwerk der Maßnahmen nie den call to action, also den Aufruf (in deinem Sinne) zu handeln.”

Aller Anfang ist auch der Rede wert

Es muss übrigens nicht nur der 100. Jahrestag oder ein zahlenmäßiger Superlativ sein. Denn wir feiern ja auch mit Hingabe die Geburt eines Kindes. Ein neues Produktbaby braucht manchmal länger als 9 Monate bis es das Licht der Welt erblickt und ist ebenso intensiv in der Vorbereitung. Also sei mutig und stelle deine Neulinge der Welt vor. Mach NEUgierig auf das was da kommt, indem du häppchenweise Informationen dazu preisgibst. Setze verschiedene Personen (Kunden, Blogger, Influencer) als Testimonials ein, die über ihre Erfahrungen berichten. Das steigert das Verlangen schon vor der Verfügbarkeit.

Mein persönlicher Trick, um mich zu motivieren geplante Projekte wirklich in die Tat umzusetzen ist übrigens, dass ich darüber möglichst frühzeitig spreche.
Und so erzähle ich euch heute zum Abschluss von meinem neuen Social-Media Baby – Als @heidimetzmeier habe ich kürzlich meinen Autoren-Account auf Instagram eröffnet. Ich freue mich, wenn ihr mir dort folgt und meine Abenteuer-Reise hin zum ersten druckfähigen Buch begleitet. Ich habe den Vorsatz dieses als Self-Publisher herauszubringen. Spannend kann ich euch sagen!

Bleibt sommersonnenfröhlich

Eure

Heike

6 Dinge, die ich mir (als Selbstständige) nicht mehr antue

 Der Wecker klingelt und noch bevor ich die Augen aufschlage, rattert mein Hirn einem Uhrwerk gleich los: „Welche Termine stehen heute an? Worauf muss ich mich vorbereiten? Was darf ich auf keinen Fall vergessen? Mit wem muss ich mich abstimmen?“ Dazwischen huscht ein Gedanke, eine kreative Idee die mein Unterbewusstes im Schlaf produziert hat. Schnell aufschreiben, sonst ist sie wieder weg! Beim Frühstück scrolle ich durch die Headlines der wichtigsten Medien und checke meine Mails. Kurz darauf – ich bin gerade im Bad – klingelt der Postbote. Noch mit der Zahnbürste im Mund sprinte ich zum Türöffner und stolpere dabei über den Hund. Bruno hat einen siebten Sinn für Tage an denen ich das Haus verlasse – dann legt er sich im wahrsten Sinne des Wortes quer. Leicht gequält schlüpfe ich ins schicke Schuhwerk und steuere mein Auto sehenden Auges in den Stau auf der A5.

Kommt dir das bekannt vor? Auch wenn wir in jüngster Zeit nicht im Stau, sondern im Home-Office enden, wo wir für Stunden über Zoom ein Dauerlächeln aufsetzen und vor dem Rechner den Wirbelsäulenschaden zementieren. Ich wage die Prognose,  dass die meisten von uns Routinen etabliert haben, die wir wenig hinterfragen, die uns bei genauer Betrachtung aber gar nicht gut tun.

Als mir klar wurde, wie toxisch viele meiner Verhaltensweisen für meine Tagesform – und übrigens auch für meine Kommunikation – sind, habe ich bewusst mit Veränderung begonnen. Ich bin in einem Transformationsprozess der positive Effekte zeigt, was mich ermutigt, dies heute mit dir lieber LeserIn zu teilen.

Hier also die 6 Dinge, die ich mir nicht mehr antue – und meine Alternativen:

I. Der Sprint in den Arbeitstag

Es erschien mir die längste Zeit praktisch, dass mein Kopf sofort im Arbeitsmodus ist, sobald ich die Augen aufschlage. Nicht selten hieß dies sogar „der erste Weg führt vom Bett an den Schreibtisch“. Dies hat allerdings von vorne herein verhindert, dass ich im hier und jetzt ankomme. Ich nahm weder wahr wie sich mein Körper beim Aufwachen fühlt, noch was um mich herum vorgeht.

Wo zwickt es? Würde ein Strecken und Räkeln mir jetzt gut tun? Wie ist das Wetter vor dem Fenster? Das sind Fragen die ich mir jetzt als Erstes stelle. Und wenn ich schon darüber nachdenken muss wen ich heute sehe, dann verknüpfe ich das mit der Überlegung, wie ich positiv in dieses Treffen gehen kann.

Ich stehe inzwischen freiwillig 30 Minuten früher auf, um vor dem Frühstück Yoga-Übungen oder eine Meditation zu machen. Die Ruhe die sich dabei in mir ausbreitet nehme ich mit in den Tag. Das wirkt sich nicht nur auf mich aus, sondern überträgt sich auch auf Menschen, mit denen ich zusammentreffe. Dazu gleich etwas mehr.

Ich habe also immer noch eine Morgenroutine, diese sieht allerdings deutlich anders aus. Sie setzt auf Körperbewusstsein, positive Grundeinstellung und Konzentration auf das was gerade ansteht, statt mit dem Kopf permanent in der ungewissen Zukunft zu sein.

II. Der Knebel der Verkleidung

Hast du auch schon einmal gedacht, dass du für deinen Job in eine Art Verkleidung schlüpfst? Das kann hilfreich sein, denn das Äußere unterstreicht unsere Rolle, die wir annehmen, wenn wir auf Business-Modus umschalten. „Kleider machen Leute“ gilt eben besonders im Job. Was aber, wenn die Verkleidung zur Tortur wird?

Ich bin einmal auf dem Weg zu einer Pressekonferenz mit spitzen Absätzen im Gitterrost eines Eingangsportals hängengeblieben und habe damit nicht nur einen „Stau der Mächtigen“ provoziert, sondern mir auch – beim Versuch die peinliche Situation mit wildem Aktionismus zu beenden – besagten Absatz abgerissen. Das Humpeln danach hatte nur wenig damenhaftes.

Hochhackige Schuhe mögen eine tolle Wade formen und mich 8 cm größer machen, aber wenn ich mich darin nicht wohl fühle, wirkt sich das auf meine Körpersprache aus. Diese kommt beim Gegenüber an, noch bevor ich den Mund aufmache. Heute bewege ich mich auf bequemen flachen Schuhen. Ich bin darin nicht weniger souverän und mein Orthopäde ist begeistert.

Ich habe in einer längeren Übergangsphase meine Garderobe einem „Bequemlichkeitscheck“ unterzogen. Dem sind etliche sehr elegante, aber zwickende Kleidungsstücke zum Opfer gefallen, als mir klar wurde:

Wer nicht vernünftig Luft holen kann, dem fehlt auch der lange Atem, um die eigenen Argumente schlüssig vorzutragen.

Und schließlich nehme ich mir inzwischen die Freiheit den „grau-schwarz-weiß“-Büroduktus zu durchbrechen. Ich war schon immer eine Liebhaberin der Farbe „bunt“. Das hat mir zwar gelegentlich den Ruf des „Buntspechts“ eingebracht, aber damit bin ich wenigstens unverwechselbar.

III. Die Pein vermeidbarer Zeitfresser

Die Abstimmung mit Kunden, Mitarbeitern oder Kooperationspartnern kostet uns Selbstständige viel Zeit, die uns für die Umsetzung unserer Projekte fehlt. Damit wird Priorisierung zur KönigsdisziplinIch verabschiede mich nach und nach von Zeitfressern, bei denen ich gequält auf die Uhr schaue und hoffe, dass es bald vorbei ist. Meetings sind ein gutes Beispiel: Als Angestellte habe ich häufiger Meetings abgesessen, weil erwartet wurde, dass ich dort anwesend bin. Ich erspare mir heute viel Zeit und meinen Kunden  Kosten damit, dass ich im Vorfeld abkläre, bei welchen Besprechungen ich eine aktive Rolle habe. Wird mir aus der Agenda nicht verständlich worin mein Beitrag zu der Veranstaltung besteht, sage ich ab. Merke ich erst später, dass ich hier nicht richtig bin, klinke ich mich höflich aus. Oder ich komme nur zu bestimmten Agendapunkten dazu.
Solche Zeitfresser zu eliminieren halte ich nicht nur für fair dem Kunden gegenüber, es macht mich selbst glücklicher, weil ich im gewonnenen Freiraum ein messbares Ergebnis erzielen kann. 

IV. Der Kalender als Folterinstrument

Es ist in meinen Augen ein Missverständnis, dass Selbstständigkeit gerne mit dem Wortspiel selbst und ständig beschrieben wird. Das ist eine Haltung die wir – wenn wir dauerhaft durchhalten wollen – nicht von außen übernehmen sollten. Dazu braucht es Disziplin und einen Kalender, der uns Lust auf den Tag macht.

Ich habe mir angewöhnt „Me-Time“ in meinen Kalender zu integrieren, damit der Chat mit der Freundin, der Sport oder einfach mit einer Tasse Tee auf den Balkon hinauszutreten auch in stressigen Phasen möglich ist. Wenn Zeiten für Besorgungen oder Arztbesuche wie selbstverständlich im Kalender integriert sind, hinterfragt man sie nicht mehr. Das setzt allerdings voraus, dass ich sie nicht bereitwillig der nächsten Gelegenheit opfere.

Gleiches gilt übrigens für die Mittagspause. Ein guter Moment, um einmal wieder zu überprüfen, wie sich mein Körper fühlt und was er braucht. Vielleicht ist neben dem Snack auch ein bisschen frische Luft angesagt.

Und schließlich blockiere ich mir “Kreativzeiten”, zu Tageszeiten in denen mein System auf vollen Touren läuft, für konzentriertes strategisches Arbeiten oder zum Lösen besonders kniffliger Aufgaben.

Inzwischen gestehe ich mir auch ein, dass es Dinge gibt, für die ich kein Händchen habe oder für die ich viel zu lange brauche. Den Beruf des virtuellen Assistenten habe ich erst kürzlich für mich entdeckt. Eine VA kann theoretisch jede Aufgabe übernehmen, die via Internet erledigt werden kann, von der Administration über Transkription bis hin zu Webdesign. Manche bieten ein breites Portfolio, andere haben ein Spezialgebiet.
Im nächsten PICUS-Newsletter stellt sich übrigens eine VA vor, mit der ich schon sehr gut und erfolgreich zusammengearbeitet habe. Falls du noch nicht zu den AbonnentInnen gehörst, kannst du das jetzt nachholen.

Wenn du hier deine E-Mail-Adresse einträgst, bekommst du einmal im Monat Post rund um den PICUS Blog:

V. Permanente Erreichbarkeit

Im internationalen Geschäft ist immer irgendwo Tag, so dass Mails 24/7 hereinkommen. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich mit so mancher aus der Hüfte geschossenen Antworten zu nachtschlafender Zeit mehr Porzellan zerschlagen, als Probleme gelöst.

So gesellt sich zu meiner Morgenroutine inzwischen eine Abendroutine. Zu dieser gehört es, die Funktion meines Mobiltelefons zu nutzen, mit der ich jede Form der Benachrichtigung abschalten kann. Zwischen 21 und 8 Uhr ist Ruhe: Keine Anrufe und keine Töne bei Maileingang oder Social Media-Aktivitäten. Zugegeben, an manchen Tagen muss ich mich dazu zwingen, nicht trotzdem einen Blick auf das Display zu werfen. Trotzdem ist die Funktion ungemein hilfreich. Räumliche Distanz tut ein Übriges: Das Mobiltelefon hat Schlafzimmerverbot.

Ich beende meine Tage gerne mit Journaling. Dazu habe ich einen Jahreskalender in den ich wenige Zeilen für jedes Datum eintragen kann. Ich bemühe mich dabei die positiven Ereignisse des Tages hervorzuheben und Aspekte zu finden, für die ich dankbar bin. Das bringt mich in eine positive Grundstimmung für die Nacht.

Für den Fall, dass mein unruhiger Geist vor dem Einschlafen noch Ideen produziert, habe ich einen Notizblock auf dem Nachttisch. Ein Stichwort muss genügen. Damit ist der Gedanke für den nächsten Tag „geparkt“ und ich kann ihn loslassen.

Als letzte Übung vor dem Schlafengehen mache ich den „Bodyscan“. Das ist eine Yoga-Übung bei der man im Geiste alle Körperteile abtastet, ohne die Befindlichkeiten darin zu bewerten. Ich komme inzwischen nicht einmal bis zum Bauchnabel, dann bin ich schon in die Traumwelten abgetaucht. Alleine der Beginn der Übung scheint meinem Gehirn zu signalisieren, dass Schlaf erwünscht ist.

VI. Konfrontative Kommunikation

Jeder hat schon einmal eine Gesprächssituationen erlebt, in der er sich unterlegen, missverstanden, hilflos oder gar misshandelt gefühlt hat. Mein “Tiefpunkt” in diesem Zusammenhang war ein Telefonat mit einer Dame, die den Versuch meine Expertise in ihr Projekt einzubringen klar als Angriff auf ihre Kompetenz interpretierte. Das hast sie so in Rage gebracht, dass sie ihre Argumente nur noch schreiend hervorbringen konnte. Ich habe ihr erklärt, dass sie mich gerne wieder anrufen kann, wenn sie sich beruhigt hat – und habe aufgelegt. Distanz ist ein legitimer Weg, um sich aus einer unangenehmen Gesprächssituationen zu befreien. Die Frage ist, hätte es überhaupt so weit kommen müssen?

Ein altes Sprichwort sagt, „wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus.“ Ich habe lange gebraucht, um die Bedeutung dieser Weisheit wirklich zu verstehen. Meine Gesprächspartner spiegeln mein Verhalten! Es kommt also ganz auf die innere Einstellung an, mit der ich in eine Unterhaltung gehe. Das fällt uns natürlich besonders leicht bei Menschen, die uns sympathisch sind, mit denen wir gerne zusammenarbeiten, die hilfsbereit und auskunftswillig sind. Um von der Einsicht zu profitieren, ist es also sehr viel hilfreicher, sich auf Gespräche positiv einzustimmen, die einen ungewissen Ausgang erahnen lassen, oder vor denen wir uns gar fürchten, weil uns das Gegenüber Angst einflößt. Solche Gespräche brauchen Vorbereitung.

Kommunikation ist eine Kunst, die man trainieren kann. Sie beginnt im Kopf, mit einem positiven Mindset.

Wenn ich mir zum Beispiel vorstelle, wie der Kunde vor unserer Unterredung seine Kinder zur Schule bringt und sie zum Abschied umarmt, oder wenn ich mir ins Gedächtnis rufe wie freundlich der Mitarbeiter mit dem ich es gleich zu tun habe neulich mit seiner Assistenz umgegangen ist, dann macht das etwas mit meiner inneren Einstellung. Die Neurowissenschaft kann sogar mit Studien belegen, dass bei jedem Zusammentreffen in unserem Gehirn eine Kaskade unbewusster Reaktionen abläuft. Dahinter steht der Versuch einzuordnen wie das Gegenüber gerade drauf ist, was für Absichten es hat, welche Ziele es verfolgt. Wenn ich mir die Zeit nehme diese Unterredung nicht nur inhaltlich, sondern auch emotional zu planen, dann kann ich die Kaskade bei meinem Gegenüber beeinflussen. Die Visualisierung des freundlichen Ablaufs eines Dialogs vor dem Zusammentreffen wirkt sich auf beide Gesprächspartner aus und bereitet den Boden für eine gute Gesprächsatmosphäre. So werde ich zum Beispiel nicht mehr als überrumpelnd, brüsk oder dogmatisch wahrgenommen, sondern als konsensorientiert und empathisch.

Das positive Mindset ist die Eintrittskarte zu guter Kommunikation.  Einfühlungsvermögen erhält sie aufrecht. Wichtig ist, dass ich sowohl meine eigene, als auch die Situation des anderen im Blick behalte. Wir haben alle die gleichen Bedürfnisse: Wir wünschen uns eine gute Lebensqualität und wollen gesehen werden. Dies zu respektieren ist ein wichtiger Schlüssel, wenn es darum geht, mit Kommunikation etwas zu erreichen.

Die Lehre der „gewaltfreien Kommunikation“ wurde entwickelt, um uns die Möglichkeit zu geben, aus gewohnheitsmäßiger, automatischer, lebensentfremdender Kommunikation wieder einen Prozess mit bewussten Antworten zu machen, der von respektvoller Aufmerksamkeit und Ehrlichkeit geleitet ist. Dabei kommt es darauf an unsere Ausdrucksweise und unser Zuhören durch die Fokussierung unseres Bewusstseins umzugestalten. Der „Vater der GFK“, Marshall B. Rosenberg, hat seinen Ansatz in 4 Schritte unterteilt, die uns auch dabei helfen Konflikte zu lösen: Beobachtung, Gefühle, Bedürfnisse und Bitten.  Sein Standardwerk „Gewaltfreie Kommunikation – Eine Sprache des Lebens“ geht auf alle 4 Bereiche im Detail ein und arbeitet mit vielen Beispielen. Da verstandenes Wissen erst durch Übung zu gelebtem Wissen wird, möchte ich dir die Seminare von Markus Rossmann empfehlen. Er ist spezialisiert auf gewaltfreie Kommunikation und systemisches Konsensieren. Du erreichst ihn per Mail unter: m.rossmann@mitwirksam.de  oder im Netz unter www.mitwirksam.de.

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Mich würde interessieren, welche Gesprächssituationen du in deinem Business als besonders herausfordernd erlebst. Sind es bestimmte Zielgruppen, an denen du dich abarbeitest? Welche Kommunikation hingegen empfindest du als bereichernd? An welcher Stelle hast du dazugelernt? Was hat dir dabei geholfen?  Ich bin gespannt auf deine Kommentare!

 

Dicke Bretter bohren war noch nie so einfach: Strategische Business-Kommunikation

Gute Vorsätze zum Jahresanfang waren gestern – der neue Trend, um auf die eigenen Ziele zu fokussieren, heißt „Wort des Jahres“. Einer der Themenschwerpunkte 2021 für Euch als Selbstständige und Unternehmer ist die planvolle, zielgerichtete Kommunikation nach außen. So habt ihr es mir erzählt und so schlage ich als Wort „Kommunikationsstrategie“ vor.
Vielleicht nicht besonders sexy, aber trotzdem clever, wenn Ihr das was zu Eurem Spezialgebiet erzählt wird nicht der Konkurrenz oder gar dem Zufall überlassen wollt. Vielleicht stehst Du mit Deinem Herzensbusiness erst am Anfang. Dann ist es gut, wenn Du Deine Kommunikation von Beginn an professionell aufstellst. Aber auch wenn Du schon länger dabei bist, ist es nie zu spät für eine Bestandsaufnahme und Verbesserung. Wir werden dieses dicke Brett heute in ein 6-Punkte-Programm für erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit zerlegen (Link zur PDF-Anleitung als eBook – findest Du auch noch einmal am Ende des Beitrags ;o)

1. Zielgruppenanalyse – Lege Dich fest, mit wem Du kommunizieren willst

Geplante Kommunikation ist zuschnitten auf einen definierten Personenkreis. Die Wahrheit ist, Menschen müssen motiviert sein Dir zuzuhören, sonst gehen Deine Botschaften im Hintergrundrauschen unter. Daher wähle Dein Publikum, damit Deine Energie nicht verpufft. Eine Auswahl scheint im ersten Moment vielleicht offensichtlich, ist aber keinesfalls trivial, denn bei näherer Betrachtung wirst Du feststellen, dass der Kreis Deiner potenziellen Gesprächspartner weit größer ist als Deine Kunden – und selbst diese kannst Du in Segmente einteilen, die jeweils eigenen Interessent folgen. Denke über Dein Produkt oder Deine Dienstleistung hinaus, ziehe Deinen Standort in Betracht, beziehe Menschen mit ein, die erfolgreich mit Dir zusammenarbeiten. Frage Dich von wessen Gunst Dein Unternehmenserfolg gegebenenfalls abhängt und wen Du überzeugen musst, um Deine Ziele zu erreichen. Und schließlich gibt es Mitstreiter, Weggefährten, VIPs oder Influencer, die bei der Verbreitung Deiner Neuigkeiten hilfreich sind. Sie kontinuierlich zu informieren ist ein Eckpfeiler strategischer Kommunikation.

2. Unternehmensziele und Projektideen – aus der Perspektive Deiner Zuhörer formuliert

Wir neigen dazu in der Business-Kommunikation das „ich, mein, wir, uns“ zu betonen. Das passiert automatisch, weil wir uns täglich mit unseren Themen und Angeboten beschäftigen. Wenn wir für unsere Ideen brennen, gehen wir davon aus, dass es auch andere tun. Allerdings:

“Menschen hören uns viel lieber zu, wenn das was wir zu sagen haben, mit ihrem Leben etwas zu tun hat.”

Stelle Dir also vor Du würdest Dich mit einem Freund unterhalten. Dieses Gespräch würdest Du eher mit der Frage beginnen: „Wie geht es Dir heute?“ Frage Dich also bei der Formulierung Deiner Unternehmensziele und Projektideen auf welche Weise Dein Angebot das Leben der Menschen verändert, welche Bedürfnisse gestillt werden oder ob Dein Tun einem höheren Zweck dient. Formuliere Deine Ziele so, dass Dein Gegenüber darin einen Wert für sich erkennt.

3. Kommunikationsziele – Messbare Größen im Dienste Deines Herzensbusiness

Wenn Du Deine Unternehmensziele für Dich klar siehst, kannst Du im nächsten Schritt daraus Deine Kommunikationsziele ableiten. Eines gleich zu Beginn: „Ich möchte berühmt werden!“ Oder „Ich brauche dringend mehr Umsatz!“ sind verständliche Anliegen, aber keine Kommunikationsziele. Letztere haben einen festen zeitlichen Rahmen, sind messbar, beziehen sich auf einen konkreten Aspekt der für Dich im Fokus steht und sind durch Kommunikation unmittelbar zu beeinflussen. Ein aktuelles Beispiel für ein Kommunikationsziel aus der Gesundheitsbranche wäre: „Die Europäische Zulassungsbehörde erteilt dem Biontech-Impfstoff gegen Covid-19 die Marktzulassung noch im Jahr 2020.“ Kommunikationsziele sind Deine Richtschnur für die Taktiken die Du Dir ausdenkst und gleichzeitig der Gradmesser für den Erfolg Deiner Kommunikation. Darauf kommen wir gleich noch einmal zurück.

4. Botschaften – Definiere die Kerninhalte Deiner Kommunikation

Erfolgreichen Unternehmen gelingt es mit klar formulierten
 Botschaften den Wert ihrer Marke auf verschiedenen Wegen (Boten) zu transportieren. Ziel ist es, Menschen anzusprechen, die diese Werte teilen. So entsteht Markenbindung.

“Deine Botschaften sind der Kitt zwischen Deinem Unternehmenskern und den Bedürfnissen Deiner Zielgruppen.”

Sie laden dazu ein, eine positive Erfahrung zu machen. Gut formuliert erzeugen sie ein stimmiges Bild in den Köpfen Deiner Zielgruppen. Gute Botschaften basieren auf Fakten und überzeugen gleichzeitig, weil sie Emotionen auslösen. Deine Botschaften betonen Dein Alleinstellungsmerkmal. Sie führen zur Differenzierung gegenüber Deiner Konkurrenz. Sie zeigen also, wo Du einzigartig und warum du besser bist. Botschaften bieten Deinen Zielgruppen die Möglichkeit sich mit Dir und Deinem Angebot zu identifizieren. Achte darauf, dass du Vertrauen aufbaust, z.B. indem du glaubwürdig und transparent bist. Zeige dich offen und authentisch. Punkte 
mit Erfahrung. Wenn es zu Dir passt, sprich über soziale Verantwortung. Damit Botschaften Deine Zuhörer und Dich nicht überfordern – denn Du solltest sie Dir merken können! – gilt es ein paar Regeln bei der Formulierung zu befolgen, die ich an anderer Stelle ausführlich beschrieben habe. Hier kannst Du Dir den Blogbeitrag dazu anschauen.

Ein Satz von 5 Kern-Botschaften pro Zielgruppe sind ein guter Anfang. Lege Dir am Besten eine Tabelle an, in die Du sie einträgst, damit Du sie schnell parat hast, wenn Du sie brauchst z.B. vor einem Interview oder bei der Vorbereitung einer Rede.

5. Kommunikation in Aktion – Deine Zielgruppen zum Handeln auffordern

Du weißt jetzt mit wem Du worüber mit welchem Ziel sprechen willst. Schon stellen sich die nächsten Fragen: Mit welchen Mitteln, auf welchen Kanälen und zu welchem Zeitpunkt adressiere ich meine Zielgruppen? Welche Maßnahme eignet sich für wen? Brauche ich eine Webseite und muss ich gleichzeitig auf Social Media aktiv sein? Diese Fragen lassen sich nicht generell beantworten, denn sie sind stark mit Deinen Zielen, Deinen Gesprächspartnern und natürlich auch mit Deinen zeitlichen Ressourcen und deinem Budget verknüpft. Die Bandbreite der Maßnahmen reicht vom Pressetext, über Videos bis hin zur Großveranstaltung. Auf wirkungsvolle Einzelmaßnahmen, besondere Instrumente und wichtige Kanäle werden wir im Laufe des Jahres 2021 in diesem Blog näher eingehen. Wichtig ist, dass Du Dir das Grundprinzip klarmachst:

Gute kommunikative Maßnahmen zeichnen sich nicht dadurch aus, dass sie sich der modernsten Technik bedienen, fancy oder teuer sind, sondern, dass sie Wirkung zeigen! Voraussetzung dafür ist, dass sie einen „call to action“ beinhalten. Deine Kommunikation – über welchen Weg auch immer – bewegt Menschen etwas zu tun. Das kann das Abonnement Deines Newsletters sein, ein bestimmtes Abstimmungsverhalten oder der Kauf Deines Produkts oder Deiner Dienstleistung. Erfolgreiche PR-Maßnahmen sind aufmerksamkeitsstark und werden dadurch geadelt, dass sie Menschen mit gleichen Interessen miteinander vernetzen. Wenn diese Deine Idee durch ihr Handeln in eine größere Sache verwandeln, bist Du in der Königsklasse angekommen.

Bevor Dir nun der Angstschweiß ausbricht ob der schieren Größe des Vorhabens, lass Dir gesagt sein, dass Du nicht alleine bist. In der Kommunikation haben wir zahlreiche Helfer. Zum einen sind dies Menschen, denen viele andere zuhören, sogenannte Multiplikatoren. Zum anderen gibt es einen ganzen Berufszweig der davon lebt Nachrichten zu verbreiten –  den Journalismus! Wie Multiplikatoren Dich bekannt machen, darüber habe ich in diesem Beitrag laut nachgedacht. Die 4 sicheren Wege, um in die Medien zu kommen findest Du hier.

6. Evaluation – Sich im Erfolg sonnen und aus Fehlern lernen

Zu strategischer Kommunikation gehört, dass Du überprüfst, ob das was Du sagst und tust Deinen Zielen dient. Das setzt voraus, dass Du messbare Kommunikationsziele definiert hast und diese Parameter auch ehrlich und zeitnah nach einer Kampagne überprüfst.  Zu den gängigsten Erfolgsfaktoren (KPIs) in der PR gehört beispielsweise die Auflage oder Reichweite von Print-Medien. Damit kannst Du abschätzen, wie groß der Kreis der Menschen ist, die Du mit Deinen Botschaften erreicht hast. Das wäre also ein quantitativer Erfolgsfaktor. Ein qualitativer Erfolgsfaktor hingegen wäre, wenn Du überprüfst welche Botschaften der Journalist nach Deinem Interview in seinen Artikel aufgenommen hat und ob Du richtig verstanden wurdest. Andere KPIs wären z.B. die Verweildauer oder die Klickrate für Artikel auf Deiner Webseite. Auch Shares und Likes auf Social Media sagen etwas darüber aus, ob Deine Inhalte bei Deinen Zielgruppen ankommen. Bei Großveranstaltungen kannst Du das Feedback der Besucher z.B. über Fragebögen erfassen. Wichtig ist, dass Du verpasste Erfolgsfaktoren nicht als Niederlage begreifst, sondern als Chance zur Verbesserung siehst, denn wir lernen sehr viel mehr aus unseren Fehlern.

Ob Du es glaubst oder nicht, ich kann hören was Du jetzt denkst! „Das war ja ganz nett, aber irgendwie zu theoretisch.“ „Innovative Kommunikation habe ich mir spannender vorgestellt.“ „Und wie passe ich das jetzt praktisch auf meine Situation an?“ Wenn Dir das oder ähnliches durch den Kopf geht und Du gerne tiefer in das Thema Kommunikationsstrategie einsteigen möchtest, dann habe ich einen Tipp für Dich:

Meinen Ratgeber „In 8 Schritten zum Kommunikations-Profi“.

In diesem umfassenden Werk – in das ich meine Erfahrung aus 20 Jahren Kommunikationsberatung hineingepackt habe – findest Du die Schritte zur erfolgreichen Kommunikation nicht nur sehr viel ausführlicher, sondern auch mit zahlreichen anschaulichen Beispielen illustriert. PLUS: Zu jedem Kapitel gibt es praktische Übungen, mit denen Du das Gelernte gleich auf Deine Situation anwenden kannst. Meine Anleitung zum PR-Profi ist fast geschenkt, aber definitiv nicht umsonst!

Hier kannst du mein eBook direkt herunterladen!

Du bist motiviert dranzubleiben, aber wünschst Dir direkte Beratung? Dann ist mein Workshop „Strategische Kommunikation“ genau das Richtige für Dich. Ich erstelle Dir auf Anfrage gerne ein individuelles Angebot.

In jedem Fall wünsche ich Euch gutes Gelingen für die Jahresplanung 2021! Und wenn Ihr Euer Wort des Jahres schon gefunden habt, dann teilt es doch gerne mit uns in den Kommentaren.

Eure

 

 

 

 

 

 

Leserumfrage – Welche Themen sind Euch wichtig?

Der Klassiker für das letzte Quartal, sowohl in PR-Abteilungen als auch in Redaktionen, ist die Themenplanung für das neue Jahr. Für den Redaktionsplan 2021 des PICUS Blogs wird es höchste Zeit. Ich erarbeite gerade das Konzept aus Inhalten und Darstellungsformen. Mein Anspruch ist, dass dies für Dich lieber Kunde/Leser einen Wert darstellt, für den Du bereit bist, Deine knapp bemessene Zeit zu investieren.

Diesmal gehe ich in der Vorbereitung einen anderen Weg, denn mir ist wichtig, dass meine Beiträge relevant für Dich sind, auf Deine Herausforderungen eingehen und Lösungsansätze für Deine Problemstellungen – die im Zusammenhang mit Kommunikation stehen – bieten.

Daher habe ich eine kleine Leserumfrage durchgeführt. (Es gibt inzwischen zahlreiche sehr einfach zu bedienende Tools. Sprich mich gerne an, wenn Du Dich für das Thema interessierst, oder bei der Erstellung einer Umfrage Hilfe brauchst.) Ich habe danach gefragt, welche Themen aus dem PICUS-Blog Dir wichtig sind, welche Themenwünsche Du darüber hinaus noch hast und wo Deine aktuellen Herausforderungen liegen.

Ein herzliches Dankeschön allen, die sich die Zeit genommen haben, an meiner Befragung teilzunehmen. Das ist für mich sehr wertvoll! 

Da ich ein Fan der Transparenz in der Kommunikation bin, hier eine kleine Zusammenfassung dessen, was ich aus Euren Antworten gelernt habe:

  1. Die neue Serie “Im Gespräch mit…” ist Euer Favorit. Das freut mich besonders, denn das Format ist mir ans Herz gewachsen. Bei der Wahl der Gesprächspartner dürft Ihr gerne weiter mitreden.
  2. Zwei Themen sind Euch besonders wichtig: Der strategische Aufbau von Kommunikation und die Entwicklung von Botschaften. Hier werden wir also 2021 tiefer einsteigen. Für den Anfang sei Euch zum Thema Botschaften dieser PICUS-Blog-Artikel empfohlen.
  3. Aus Euren Vorschlägen für neue Themen möchte ich zwei herausgreifen, die ich selbst spannend finde, die nicht zu meiner Kernkompetenz gehören: Unternehmensgründung und Nachhaltigkeit. Hierzu werde ich die Schwarmintelligenz aus meinem Netzwerk befragen. “Stay tuned”, da kommt was!
  4. Themen die Ihr als kommunikative Herausforderung empfindet sind Klassiker, mit denen Ihr ganz sicher nicht alleine seid: Der Kommunikationsmix zum Firmen- oder Produkt-Launch, die gezielte Kundenansprache und die Platzierung von Botschaften (z.B. in Medieninterviews).

Mit Eurem Feedback kann ich ein rundes Programm für 2021 zusammenstellen, das wirklich auf Eure Bedürfnisse einzahlt. Daher nochmals mein tief empfundenes Dankeschön!

Eure

Heike

Bildnachweis: https://de.depositphotos.com/category/nature.html “Reiseplanung ist das A und O. Zitat.”

 

Im Gespräch mit Sascha Jillich über Bäume

Mein heutiger Gesprächspartner ist schon sein ganzes Leben hindurch unkonventionell. Im Kindergarten mithilfe der Bäume über den Zaun geklettert, verbringt er Stunden in der freien Natur. Schule war dem eigenen Vernehmen nach nichts für ihn. Der Schulabschluss nach der 10. Klasse ist mit dem Vater abgesprochen, der ihm auch sonst alle Freiheiten lässt. Nach der Ausbildung zum Forstwirt arbeitet er 10 Jahre im Wald – eine Zeit, die ihn gut auf seine Zukunft vorbereitet, denn heute weiß er oft schon beim Blick auf den Baum von außen, wie es in ihm aussieht.

Er durchquert gemeinsam mit seiner Freundin auf einer HPN (Geländemotorrad) den afrikanischen Kontinent gleich mehrfach. Von seiner Anstellung bei der Deutschen Bahn lässt er sich für diese Leidenschaft  häufiger freistellen, ebenso wie für die Weiterbildung zum Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung. Heute ist Sascha öffentlich bestellter Sachverständiger und unterrichtet als Dozent an der staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Heidelberg.

Sascha, du hattest bei der Deutschen Bahn einen sicheren Job mit vielen Freiheiten. Warum bist du dort gegangen?

Das ist meiner Spontanität geschuldet. Ich war für die Streckenpflege zuständig, also Baumfällungen, die jahrelang vernachlässigt worden waren. Entsprechend kam es zu Zwischenfällen. Ich hatte die Aufgabe ein schwieriges Projekt zu leiten, für das hohe Summen veranschlagt waren. Diese Aufgabe habe ich nicht nur zur vollsten Zufriedenheit erledigt, sondern habe dabei knapp 50% des Budgets eingespart, bei dem es um einen mittleren 6-stelligen Betrag ging. Ich war der Ansicht, dass mir dafür ein Bonus zusteht. Man hat mir an einem Freitag mitgeteilt, dass dieser Bonus nicht gewährt wird. Für mich hängt die Belohnung der Leistung ganz stark mit der Motivation zusammen. Ich wusste nach dieser Entscheidung, dass ich dort keine Zukunft habe. Am darauffolgenden Montag habe ich per Fax gekündigt, auch weil ich der Auffassung bin, dass gute Leistung honoriert werden muss, egal ob als Arbeiter oder als Projektleiter.

Wie bist Du von der Streckenpflege zu den urbanen Bäumen gekommen?

Ich habe mich schon immer gefragt, warum manche Bäume krank werden und andere nicht. Ich hatte sehr viele Fragen dieser Art, die ich mit mir herumtrug, weil sie niemand beantworten konnte. Nachdem ich von der Bahn weggegangen war habe ich geschaut, dass ich endlich Antworten auf all diese Fragen bekomme. So bin ich zum Studium der Arboristik in Göttingen gekommen. Ein Orchideenstudiengang, den es deutschlandweit nur einmal gibt und zu dem nur 40 Studenten pro Semester zugelassen werden. In diesem Studiengang lernt man kurz gesagt das Management des urbanen Grüns. Arboristen kümmern sich um die Aufrechterhaltung der Funktion einzelner Bäume im städtischen Raum unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Ansprüche (wie z.B. Verkehrssicherheit).

Was leistet ein städtischer Baum?

Stell dir eine Stadt ohne Bäume vor, das ist doch gruselig! Bäume übernehmen  vielfältige Funktionen: Gerade im urbanen Raum haben wir noch große, alte Bäume die auch Schäden aufweisen. Diese Schäden bieten Lebensraum für zahlreiche Tierarten, die dadurch im urbanen Raum Unterschlupf finden. Gerade in den Städten haben wir häufig eine hohe Vielfalt an Baumgattungen, die bewusst gewählt ist. Daher ist im urbanen Raum die Biodiversität (=Artenvielfalt) sehr viel höher als im Forst! Eine Stadt mit Bäumen weist außerdem ein deutlich besseres Klima auf, sowie bessere Luftqualität und selbst die Temperatur ist messbar niedriger, was bei unseren inzwischen heißen Sommern einen deutlichen Unterschied macht. Bäume übernehmen also sowohl gestalterische als auch ökologische Aufgaben.

Es gibt im Übrigen viele Richtlinien und Normen die Bäume im urbanen Raum schützen und es obliegt den Kommunen, dies konsequent umzusetzen. Hier gibt es natürlich unterschiedliche Herangehensweisen.

Zu früheren Zeiten wurde unter Bäumen Gericht gehalten oder auch Feste gefeiert. Wodurch denkst du ist diese zentrale Bedeutung verlorengegangen?

“Ich glaube die Naturverbundenheit unserer Gesellschaft hat generell sehr gelitten. Außerdem ist grundlegendes Wissen oft nicht mehr vorhanden und kann so auch nicht weitergegeben werden.” – Sascha Jillich

Hier nur ein Beispiel für die Art der Entfremdung die ich erlebe: Ich war neulich in einem Park zur Baumbegutachtung und konnte beobachten, wie ein kleiner Junge auf eine am Boden liegende stachelige Kapsel der Rosskastanienfrucht deutete. Er wollte von seinem Vater wissen was das ist. Dieser zuckte mit den Schultern und antwortete: „Wahrscheinlich eine Stachelbeere.“

Was sind die wesentlichen Ursachen dafür, dass es dem urbanen Baum nicht gut geht?

Bäume brauchen Wasser und davon bekommen sie durch den Klimawandel zu wenig. Unsere heißen Sommer setzen den Bäumen sehr zu. Hinzu kommt, dass im städtischen Bereich viele Flächen versiegelt und verdichtet wurden. Das führt dazu, dass der Regen der fällt schlecht in den Boden eindringen kann und oberflächlich abfließt. Das heißt, die Bäume können – selbst bei Starkregen – kaum vom Wasser profitieren. Dies führt zu Trockenstress. Über mehrere Jahre hinweg macht das die Bäume anfällig für Schwächeparasiten, die letztlich Krankheiten auslösen. Das ist vergleichbar mit der Situation beim Menschen. Gestresst sind auch wir sehr viel anfälliger für Krankheiten. Bäume erkranken häufig an Pilzinfektionen. Pilze haben verschiedene Strategien, um Bäume zu infizieren. Bei einem gesunden Baum geht das z.B. über Wunden, etwa nach Astabriss. Bei einem geschwächten Baum kann der Pilz durch die Rinde eindringen. Und schließlich gibt es auch noch Pilze die eigentlich „friedlich“ mit dem Baum zusammenleben und Aufgaben wie beispielsweise die Astreinigung übernehmen. Wenn die Abwehrbereitschaft des Baumes abnimmt, dann werden selbst diese Pilzarten zum Problem.

Kommunizieren Bäume miteinander?

Bäume sondern Stresshormone ab, die von anderen Bäumen wahrgenommen werden können. Ein klassisches Beispiel hierfür sind die Schirmakazien in Afrika. Wenn diese von Giraffen angefressen werden, sondern sie ein Hormon (ein Ethylen) ab, das von den umliegenden Bäumen in Windrichtung wahrgenommen wird. Diese produzieren dann Bitterstoffe für ihre Blätter, so dass sie ungenießbar werden. Nur: Giraffen haben den Trick inzwischen raus und laufen einfach gegen den Wind. Dann greift diese Strategie nicht mehr.

Was würdest du dir für den urbanen Baum wünschen?

Die Standortvorbereitung ist extrem wichtig. Es kommt also nicht nur darauf an einen geeigneten Baum zu pflanzen, es muss auch dafür gesorgt werden, dass der Boden für diesen Baum gute Bedingungen aufweist, damit er gedeihen kann. Ich kann beobachten, dass Kommunen verstärkt ihr Augenmerk darauflegen und entsprechend investieren. Es braucht zum Beispiel ein Substrat, das sich der Baum mit seinem Wurzelwerk überhaupt erschließen und feine Wurzeln bilden kann. Außerdem sind Bewässerungssysteme notwendig, gerade beim Wassermangel den wir in den letzten Jahren erlebt haben. Dies ist für Kommunen allerdings eine Herausforderung, denn wir reden von einem erheblichen Kostenfaktor. Ein guter Baumstandort mit entsprechender Bewässerung kostet teilweise über 10.000 Euro, da ist der Baum noch gar nicht mitgerechnet. Aber diese Investition lohnt sich, denn ein kranker Baum ist ein Pflegefall – um z.B. die Verkehrssicherheit zu erhalten – und das kostet dann noch viel mehr.

Ist es deiner Meinung nach sinnvoll den Forst nur aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu betrachten und hat unser Wald ein Problem?

Wir brauchen ein Mischkonzept aus Wirtschaftswald und Flächen, die der ökologischen Funktion gerecht werden. Es ist sinnvoll das Holz das wir verarbeiten lokal zu produzieren, schon alleine deshalb, weil die Transportwege dann kurz sind. Außerdem ist der Wald ein nachwachsender Rohstoff der CObindet. Ich würde nicht sagen der Wald in Deutschland hat ein Problem – der Anteil der Bewaldungsfläche ist in den letzten 30 Jahren, in denen ich das Geschehen beobachte, konstant bei rund 30% geblieben – aber die einzelnen Baumarten haben ein Problem. Ich sehe voraus, dass sich der Wald in der Artenzusammensetzung verändern wird. Denn Bäume haben ein entscheidendes Problem, sie sind zwar bei langsamen Veränderungen sehr anpassungsfähig, aber die schnellen Veränderungen, die durch den Klimawandel erzeugt werden, können Fichte, Buche und Co. nur sehr schwer kompensieren.

Unsere Probleme werden natürlich durch die Monokultur noch verstärk, aber man darf auch nicht vergessen, dass diese teilweise historisch bedingt ist, denn nach dem Krieg wurde viel Bauholz gebraucht. Und – was viele nicht wissen – wir haben einen Teil unserer Reparationszahlungen in Holz geleistet.

Was ist für dich der richtige Weg in die Zukunft?

Da sich die Auswirkungen des Wandels im Klima wahrscheinlich noch stärker zeigen werden, müssen wir mehr wagen: Ausprobieren, welche Baumarten bei uns zurechtkommen. Das gilt für den urbanen Bereich genauso wie für den Forst. Das müssen nicht unbedingt einheimische Bäume sein, sondern solche – z.B. aus Nordamerika oder dem Kaukasus – die an die Klimabedingungen, die bei uns zukünftig vorherrschen werden, besser angepasst sind. Der Vorteil des urbanen Raums gegenüber dem Forst ist, dass wir dort schon jetzt eine höhere Artenvielfalt haben. Wichtig ist, dass wir das Konzept Baum 4.0 schnell umsetzen, denn kurzfristige Lösungen wird es beim Baumbestand nicht geben.

Du hast als Lehrkraft eine besondere Vortragstechnik – Wie bindest du deine Zuhörer?

Vorträge oder Weiterbildungen müssen zwei Voraussetzungen erfüllen:

  1. Wer sich langweilt, schaltet ab. Ich muss also meine Zuhörer fesseln.
  2. Mein Publikum muss inhaltlich folgen können. Wer nur „Bahnhof“ versteht, driftet weg.

Ich habe zu Beginn zwei bis drei Minuten, in denen ich die volle Aufmerksamkeit auf mich lenken muss. Mir gelingt dies, indem ich etwas tue, was unerwartet ist. So rieseln mir schon mal Ahornblätter aus der Hose, während ich den Hörsaal betrete. Damit habe ich einen Aufhänger, um über die Entstehung der Herbstlaubfarben zu sprechen. Aber auch hier doziere ich nicht, sondern ich binde mein Publikum ein, indem ich Fragen stelle, möglichst an eine konkrete Person.

Oft bringe ich auch Exponate mit und handle daran eine bestimmte Fragestellung ab. Dabei wird das „Klassengehirn“ freigeschaltet, das im Kollektiv die Aufgabe löst. Mitmachen oder Mitdenken ist hier das Zauberwort. Dies fördere ich zum Beispiel auch, indem ich bewusst Fehler in meine Präsentationen einbaue, Fotos der falschen Baumart oder eines anderen Pilzes, als der, um den es gerade geht. Diese Fehler aufzudecken macht meinen Schülern Spaß.

“Ich erziehe meine Zuhörer dazu, nicht nur selbstständig sondern auch systemisch zu denken. Das facht Begeisterungsfähigkeit für das Thema an.”

Nicht in der Theorie zu verhaften, sondern möglichst viel der eigenen praktischen Erfahrung einfließen zu lassen ist sehr hilfreich. Damit bleiben meine Zuhörer aufmerksam.

Was war deine Motivation dich selbstständig zu machen?

Das war reiner Zufall! Ich mag Zustände nicht, die stagnieren. Alles muss einem Wechsel unterliegen, auch der Job. Ich hatte die Gelegenheit in das Betätigungsfeld des Baumgutachters hinein zu schnuppern und das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich entschieden habe meine Zeit in der Anstellung zu reduzieren und parallel erste Aufträge anzunehmen. Ich hatte damit die Absicherung des Gehalts aus der Festanstellung und konnte mich ausprobieren.

Was ist dein Erfolgskonzept, denn du betreibst kein Marketing und kannst dich – inzwischen selbstständig in Vollzeit – vor Aufträgen nicht retten?

Ich verweigere mich der Werbung nicht, ich habe schlichtweg keine Zeit dafür, weil ich mich darauf konzentriere mein Kerngeschäft zu erledigen. Fakt ist: Die Kunden finden mich. Da ich jetzt schon kaum hinterherkomme wäre Marketing kontraproduktiv, da ich mehr Aufträge gar nicht annehmen kann. Ich lebe von der Mundpropaganda, die wohl deshalb so gut ausfällt, weil ich einen sehr hohen Anspruch an meine eigene Arbeitsqualität habe. Meine Texte sind (hoffentlich) fehlerfrei und meine Schlussfolgerungen sind grundsätzlich nachvollziehbar und allgemeinverständlich. Meine Gutachten haben, so scheint es, auch einen hohen Unterhaltungswert, denn mir wurde schon zugetragen, dass sie sogar über die Weihnachtsfeiertage gelesen werden.

Mir ist auch der Punkt Ehrlichkeit gegenüber den Kunden sehr wichtig. Ich kann ohne Probleme nach einer Begutachtung sagen: „Die Situation kann ich jetzt noch nicht zu 100% einschätzen, dazu möchte ich mich gerne noch einmal beraten oder alle Einzelheiten überdenken.“ Das kommt sehr gut an, denn eine schnelle Lösung verursacht meist hohe Kosten und/oder bedeutet den Verlust des Baumes.

Ich bin vom Typus her eher emotional. Damit lebe ich, auch mit den Konsequenzen. Manchmal kommt mir das aber auch zugute, zum Beispiel bei Nachbarschaftsstreitigkeiten. Da sage ich auch schon mal „Liebe Nachbarn, es geht hier um ein paar Büsche! Schaut euch an, wo euch das jetzt schon hingebracht hat, da ihr gerade erst hierhergezogen seid. Wie soll das denn weitergehen? Wo steht ihr in 10 Jahren? Schießt ihr dann mit scharfer Munition aufeinander? Bedenkt, dass ihr noch viele Jahrzehnte miteinander in Frieden leben wollt.“  Dann mache ich einen Kompromiss-Vorschlag. Oft zeigt das Wirkung.

Deine Nische definiert sich durch deine sehr spezifische Kenntnis die du dir im Laufe der Jahre angeeignet hast und sicherlich auch über den Preis, denn deine Qualität muss der Kunde sich leisten können. Hast du einen Hinweis für Selbständige, die ihre Nische noch nicht gefunden haben?

Ich finde es ist sehr nützlich früh im Leben damit zu beginnen sich auszuprobieren. Nur so finde ich heraus was Spaß macht, was gut ankommt und auch, was nicht funktioniert. Es ist ein bisschen wie Versuch und Irrtum.

„Einfach machen“ hilft auch. Manchmal ergibt sich die Nische erst über die Zeit. Zu Beginn bietet man vielleicht ein breiteres Arbeitsfeld an und reduziert dann auf das was am Besten zu einem selbst und dem angestrebten Kundenkreis passt. So hat es zumindest für mich funktioniert. Was nicht heißt, dass das Angebot innerhalb dieser Nische nicht breit gefächert sein darf. Zu schmal in den Leistungen unterwegs zu sein kann sich negativ auf den Erfolg auswirken.

Was war oder ist deine größte Herausforderung als Selbstständiger? Wie gehst du damit um? Was ist dein Tipp für andere Selbstständige?

Ich gehe mit der Herausforderung offenbar schlecht um, denn mir war zwar bewusst, dass meine Arbeitsbelastung zu hoch ist, denn ich habe über ein halbes Jahr 7 Tage die Woche gearbeitet. Aber es hat mir Spaß gemacht und mein Portemonnaie gefüllt. Es hat etwas Beruhigendes zu wissen, dass Geld kein limitierender Faktor ist. Aber Zeit kann man nicht kaufen.

Ich habe über diese Süße und den Spaß an der Sache die Warnschüsse meines Körpers übersehen oder ich habe sie nicht deuten können. Die Schwierigkeit besteht darin, die Balance zu finden zwischen dem Bedürfnis des Körpers nach Erholung und dem Bedürfnis gute Kunden zufrieden zu stellen. Ich weiß jetzt, dass ich reduzieren muss, aber wie das in der Ausgestaltung aussieht, kann ich noch nicht sagen. Mein Wunsch für die Zukunft ist, dass ich Partner finde, mit denen ich vertrauensvoll zusammenarbeiten kann, damit wir die Aufträge auf mehrere Schultern verteilen können.

Mein Fazit für Selbstständige ist also: Es wird sich nicht vermeiden lassen selbst-und-ständig zu arbeiten, die „Welle zu reiten“, aber jeder muss für sich einen Weg finden die „Life-Work-Balance“ aufrecht zu erhalten. An der eigenen Einstellung zu arbeiten hilft hier sehr. Ich habe mich über den halben freien Sonntag ab 16 Uhr gefreut. Rückblickend hätte ich mir gewünscht, vorher zu merken, dass da etwas nicht mehr rund läuft. Aber dazu hat mir die Erfahrung gefehlt. Erfahrung heißt es, ist die „Summe aller Irrtümer“. Jetzt habe ich diese Erfahrung gemacht und gehe anders mit meiner Situation um, denn Qualität ist mir nach wie vor wichtig und auch Zeit ist ein Qualitätsfaktor.

Vorgestellt – Sascha Jillich

Mein Gesprächspartner heute war Sascha Jillich, der seit 6 Jahren als öffentlich bestellter Sachverständiger selbstständig ist. Nach einer Ausbildung zum Forstwirt sowie einer Weiterbildung zum Fachagrarwirt für Baumpflege hat er Arboristik in Göttingen studiert. Er unterrichtet als Dozent an der staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Heidelberg angehende Fachagrarwirte für Baumpflege.

Sascha ist zu erreichen unter jillich@baumuntersuchung.eu.

Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite von Urban Tree Consulting.

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Dieses Interview ist Teil meiner Serie “Im Gespräch mit…” in der ich Menschen mit außergewöhnlichen Lebenswegen befrage, damit wir an ihren Einsichten und Inspirationen im eigenen  Business wachsen können.  Wenn Du jemanden aus Deinem Netzwerk vorschlagen möchtest, dessen Stimme gehört werden sollte, dann schreibe mich gerne an!

„Hallo Zielgruppe, wollen wir uns kennenlernen?“ – 5 Tipps, um bei deinem Publikum sicher zu landen

Unsere Gastautorin heute ist Marie Luise Gillmann. Sie ist Germanistin, gelernte Buchhändlerin und als freie Rednerin selbstständig. Ihre Leidenschaft besteht darin, besondere Momente mit Menschen zu teilen und individuell die richtige Sprache für Gefühle zu finden, ob beim schönsten Tag des Lebens, oder beim Abschied von einem geliebten Menschen.
Mit ganz viel Gefühl für Sprache jongliert und experimentiert sie, bis sie die richtigen Worte gefunden hat. Für den PICUS Blog verrät sie 5 Tipps, wie auch wir die richtige Sprache für unser Publikum finden.

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Aller Emanzipation zum Trotz: Bei kitschigen Schmonzetten zücke ich gerührt das Taschentuch, während mich mein Verlobter nur verständnislos ansieht. Zum Ausgleich bin ich fassungslos, wann immer er sich vor Lachen biegt – bei schwarzen Komödien, deren derbe Komik sich mir einfach nicht erschließen will.

Zwischen Kitsch und Komik können Welten liegen, auch wenn die ausgelösten Emotionen in beiden Fällen über Sprache transportiert werden. Unsere Wut, Trauer oder Freude ist eng mit Sprache verknüpft. Von „Du Depp!“ bis „Ich liebe dich!“ ist sie das Ventil für unsere innersten Empfindungen.

Auch als Rezipient können wir Texten, die uns emotional ansprechen, besser folgen und sind eher bereit, dem vermittelten Inhalt Glauben zu schenken.

An sich nichts Neues – Kommunikationsgurus wie meine digitale Gastgeberin Heike Specht haben längst geschnallt, wie wir uns dieses Phänomen zunutze machen können.

Wieso schalten wir dann immer noch auf Flugmodus, sobald wir die Titelfolie der anstehenden Power-Point-Präsentation sehen? Weshalb wird in Fachartikeln informativ so oft mit langweilig gleichgesetzt?

Dahinter steckt nicht selten die Sorge, zu viel Emotion würde die Glaubwürdigkeit des Inhalts untergraben. Getreu dem Motto: “Je unverständlicher ich mich ausdrücke, desto kompetenter wirke ich.”

Dabei erreichen wir emotionale Bereitschaft für unseren Text nicht durch den inflationären Gebrauch von gefühlvollen Adjektiven oder eine passende Anekdote am Ende jedes Abschnitts.

So simpel es klingt: Die Grundlage dafür, Emotionen über Sprache zu transportieren, ist die Fokussierung auf unseren Adressaten.

Ich zeige dir jetzt, wie du in fünf Schritten die Aufmerksamkeit deiner Zielgruppe gewinnst.

1. Sprich deine Zielgruppe an

Denn wie jeder Mensch möchtest auch du lieber, dass man zu dir spricht als über dich.

Schon mit ein paar direkten Anreden holst du dein Publikum zu dir ins Boot. Im Idealfall hast du deine Leser oder Zuhörer bereits beim Schreiben vor Augen und versuchst während des Schreibprozesses dein inneres Publikum zu erreichen.

Ob du dich für das vertrauliche “Du” oder das offizielle “Sie” entscheidest, ist natürlich abhängig von der Zielgruppe, dem Rahmen des Vortrags oder Artikels und nicht zuletzt von deinem eigenen Geschmack. Allerdings empfinden wir ein “Du” generell stärker als ein “Sie”, da es Verbindlichkeit schafft und Vertrauen generiert.

Konsequenterweise solltest du dein Publikum nun darüber aufklären, wem es seine Aufmerksamkeit und sein Vertrauen überhaupt schenken soll:

Also gib deinem Dialogpartner ein Gegenüber!

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, eine Verbindung zwischen dir und deinem Publikum herzustellen. Schon durch graduelle Veränderung der Ansprache entfaltet der folgende Satz ganz unterschiedliche Wirkung.

Beispiel:

  • Wie Beispiel I bereits zu Beginn zeigen konnte,….
  • Wie Sie bereits zu Beginn an Beispiel I sehen konnten,…
  • Wie wir bereits zu Beginn an Beispiel I sehen konnten,…
  • Wie ich dir bereits zu Beginn an Beispiel I zeigen konnte,.…

2. Beziehe dein Publikum ein

Mache aus einem passiven Dialog einen aktiven, indem du dein Gegenüber in den Denkprozess einbindest. Sprich deinen Zuhörer oder Leser nicht nur an, sondern versetze dich in ihn hinein und überlege dir, was beim Lesen oder Hören in ihm vorgehen könnte. Unterstelle ihm kühn eine mögliche Gefühlsregung – gut dosiert wird das niemand persönlich nehmen. Oder ziehe dein Publikum auf deine Seite, indem du es mit einem Augenzwinkern zu deinem Komplizen machst.

Beispiele:

  • An dieser Stelle fragen Sie sich vielleicht….
  • Ihr kennt das sicher….
  • Seien wir ehrlich…
  • Wir alle haben doch schon einmal…

Fordere dein Gegenüber heraus und verhalte dich so, wie du es in einem Gespräch tun würdest: Stelle Fragen!
Damit lockst du deinen Dialogpartner aus der Reserve und zwingst ihn, aktiv zu werden.

Beispiele:

  • Was folgern wir daraus?
  • Wieso ich Ihnen das erzähle?
  • Wie komme ich auf diese Zahlen?
  • Wie würdest du vorgehen?

Je mehr du dein Publikum in deinen Beitrag einbeziehst, desto interessierter wird es deinen Ausführungen folgen. Bedenke aber, dass du dich mit dieser Methode sichtbar machst: Bei einem Text über deine persönliche Einschätzung des Projektstandes gewinnt dein Beitrag an Profil und Glaubwürdigkeit, wenn du deinen eigenen Standpunkt als solchen benennst und belegst. Bei einer Trauerrede (eines meiner Spezialgebiete) dagegen, ist deine persönliche Meinung irrelevant – hier sollte der Fokus eindeutig auf dem Verstorbenen und den Angehörigen liegen.

3. Höre zu

Fragen machen einen Text lebendig. Doch wie kann ich sicher gehen, auch die richtigen Fragen zu stellen? Entscheidend für einen erfolgreichen Dialog ist die gründliche Analyse im Vorfeld. Für das Vorgespräch mit deinem Kunden bedeutet das vor allem eins: Zuhören!

Versuche so viel wie möglich über deine Hörer oder Leser in Erfahrung zu bringen. Finde heraus, was deinem Publikum wichtig ist und mache dir klar, mit welcher Erwartung es deinem Beitrag begegnet.

Neben harten Fakten wie Alter, Geschlecht und Wissensstand ist vor allem die Erwartungshaltung deines Publikums von Bedeutung. Selbst wenn diese scheinbar klar kommuniziert wird, kommt es diesbezüglich immer wieder zu Missverständnissen:

Beispiel:

Dein Kunde hat Probleme mit der Gewinnung neuer Vereinsmitglieder. Die Erwartungshaltung deines Kunden ist klar: Finde eine Lösung, wie wir die Mitgliederzahlen steigern können!

In der mündlichen oder schriftlichen Präsentation deiner Ergebnisse muss der Fokus folglich auf deinen innovativen Lösungsvorschlägen liegen.

Dennoch solltest du dir sehr genau überlegen, an welchem Punkt du dein Publikum abholen willst, das gedanklich eher beim Problem als bei der Lösung steht – deshalb bist du ja da. Zeige deinem Kunden zunächst, dass du sein Problem erkannt hast und ernst nimmst. Durchlauft gemeinsam den Ideenfindungsprozess und erläutere ihm erst dann, weshalb deine Lösung speziell für sein Unternehmen ideal ist.

Denn die beste Lösung wird dein Publikum nicht erreichen, wenn es den Zusammenhang zwischen deinem Ergebnis und seinem Problem nicht herstellen kann.

Die Erwartungen deiner Kunden zu erfüllen bedeutet übrigens nicht, dass du ihnen nach dem Mund reden musst. Überrasche sie stattdessen mit einem neuen Blickwinkel oder zäume das Pferd von hinten auf. Kurz: Spiele mit der Erwartungshaltung deiner Kunden.

Wie weit du damit gehen kannst?

Auch das gehört zu gutem Zuhören. Durch die ein oder andere kritisch kecke Frage im Vorgespräch bekommst du ein Gespür dafür, wie empfänglich dein Kunde für humorvolle Beispiele und kritische Töne ist. Gleichzeitig gibst du deinem Kunden damit die Chance, sich auf die Art deines Vortrags oder deines Artikels einzustellen.

 4. Verlasse deine Komfortzone

Wir haben eifrig Informationen über unsere Zielgruppe gesammelt. Nun müssen wir uns darauf einstellen – und das ist gar nicht so einfach.

Hinterfrage deinen Inhalt…

Gerade bei der Zweitverwertung eines Textes ist die Verlockung groß, ihn ohne Anpassungen für eine andere Zielgruppe zu “recyceln”.

Doch bei allem Termindruck: Nimm dir die Zeit, deine Texte für den jeweiligen Zweck zu überarbeiten.

  • Entspricht der Informationsgehalt dem Wissensstand deiner neuen Zielgruppe?
  • Hat sich das Medium geändert?
  • Ist die Zielsetzung deines Textes gleich geblieben oder hat sie sich verändert?
  • Solltest du deinen Beitrag kürzen oder um Details erweitern?
  • Gibt es einen neuen Schnittpunkt mit deiner jetzigen Zielgruppe, den du aufgreifen kannst?
  • Wann hast du den Artikel verfasst oder den Vortrag ausgearbeitet? Gibt es neue Erkenntnisse, die Eingang in deine Arbeit finden sollten?

Mit einer gründlichen Überarbeitung stellst du sicher, dass du dein Publikum auch wirklich erreichst. Es wäre schade, wenn dein an sich guter Text ungelesen verpufft, nur weil du an der Zielgruppe vorbei geschrieben hast.

…und hinterfrage deinen Stil!

Du, ich und der Großteil aller Texter und Redner haben mit der Zeit unseren eigenen Stil entwickelt. Wir wissen, welche rhetorischen Figuren zu uns passen, wissen, welche sprachlichen Kniffe funktionieren und haben es uns in unserer Wortblase gemütlich eingerichtet.

Doch ein Blick über den Tellerrand bringt uns weiter! Du sollst einen Artikel für ein angesagtes Online-Magazin schreiben, bist aber eigentlich im Wissenschaftsjournalismus zuhause? Du bekommst die Möglichkeit, dein Thema auf unterhaltsame Art einem Laienpublikum vorzustellen, während du sonst vor Experten referierst?

Habe keine Angst vor Aufträgen, die vermeintlich nicht zu dir passen, sondern nimm die Herausforderung an!

So gewinnst du nicht nur neue Zielgruppen hinzu, sondern durchbrichst eingefahrene Muster und bringst frischen Wind in deinen Sprachalltag.

5. Sei authentisch

Informationen über unser Publikum lassen sich nicht immer so einfach beschaffen, wie wir das gerne hätten – oft haben wir es gar mit verschiedenen Zielgruppen auf einmal zu tun!

Versuche nicht, es jedem recht zu machen, sondern bleibe dir selber treu. Denn wer sich unverhohlen anbiedert, wird schnell als Schaumschläger entlarvt.

Du fragst dich, wie das mit dem vorherigen Abschnitt zusammenpasst?

Verlasse deine Komfortzone! Sei authentisch! – Ja was denn nun?!

Wie der Goldene Mittelweg funktionieren kann, zeigt das folgende Beispiel: Stell dir vor, du sollst Ergebnisse deiner Forschungsarbeit einer Oberstufe vorstellen. Dafür musst du deine Komfortzone verlassen:

Du passt deine Inhalte dem Wissensstand der Schüler an und bereitest den Stoff anhand von Beispielen anschaulich und verständlich auf. Auch sprachlich bemühst du dich um eine alltagsnahe Ausdrucksweise, die möglichst ohne Fachbegriffe auskommt.

Gleichzeitig ist deine Authentizität gefragt:
Du bist in diesem Beispiel weder Lehrer noch Schüler, sondern ein Gastdozent, der sein Fachgebiet vorstellt. Versuche nicht, Rollen einzunehmen, die du nicht ausfüllen kannst, sondern präsentiere deinen Stoff selbstbewusst als der, der du bist.

Dich um eine alltagsnahe, lockere Sprache zu bemühen zeigt dein Interesse an der Zielgruppe. Deine Rede mit hippen Jugendausdrücken zu schmücken (die im Zweifel längst überholt sind) wirkt dagegen selten überzeugend.

Auf Du und Du mit deiner Zielgruppe

Für eine Zielgruppe zu schreiben bedeutet für uns also immer eine Gratwanderung. Da heißt es Erwartungen zu erfüllen und gleichzeitig den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Da gilt es unser Publikum auf emotionaler Ebene anzusprechen und uns gleichzeitig nicht anzubiedern.

Doch keine Sorge: In unserem Alltag meistern wir diesen Spagat intuitiv. Durch unseren täglichen Umgang mit unterschiedlichsten Menschen sind wir darin geübt, uns inhaltlich wie sprachlich auf unser Gegenüber einzustellen.

Sei dir bewusst, dass du auch bei jedem Vortrag oder Artikel in einen Dialog mit deinem Adressaten trittst. Wenn du das verinnerlichst, hast du schon halb gewonnen.

Ich freue mich, wenn ich mit meinen Tipps dazu beitragen kann, deinen Blick für dein Publikum etwas zu schärfen und wünsche dir in diesem Sinne viele spannende und bereichernde Dialoge mit deiner Zielgruppe!

Dir haben meine Tipps gefallen?

Dann schreibe mir eine Nachricht an info.sprachgefuehl@gmail.com

Du suchst eine professionelle freie Rednerin?

Dann  besuche mich auf meiner Webseite: www.sprachgefühl.com

Herzliche Grüße

Marie Luise Gillmann

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Dieser Trick ist so einfach, dass er schon fast peinlich ist

…aber ich verrate ihn trotzdem, im Rahmen der neuen Rubrik  „PR-Quickie”. Hier stelle ich dir kurz und knapp kleine Tipps und Hacks zu Themen vor, die mir in der täglichen Arbeit als Kommunikationsberaterin immer wieder begegnen. Heute: Die Stille!

Wer sein Business bekannt machen will, der spricht darüber, am besten mit Menschen denen viele zuhören. Eine derzeit sehr beliebte Variante ist, als Gast in einem Podcast aufzutreten. Aber auch die traditionellen Varianten Radiointerview, Lokalfernsehen oder Zeitung funktionieren selbst im Zeitalter des Internets. Wer etwas zu sagen hat, dem hören Journalisten zu.

Wie du ein Interview gut vorbereitest und was du im Gespräch alles beachten solltest habe ich einmal in einem ausführlichen Beitrag zusammengefasst, den du hier nachlesen kannst.

Lade dir auch gleich die kostenfreie Anleitung dazu als PPT-Foliensatz herunter.

Eine Technik die Journalisten gerne anwenden, um ihre Interviewpartner aus der Reserve zu locken ist die Stille. Das läuft dann so ab: Der Gastgeber hat dir eine Frage gestellt, du hast sie mit deinen Kernbotschaften beantwortet und erwartest die nächste Frage, aber es passiert – NICHTS. Der Journalist lächelt dich einfach freundlich an und wartet ab.

Ein wirkungsvoller Trick, denn wir Menschen sind so sozialisiert, dass wir höflich und freundlich sein wollen. Stille in einer Situation in der wir regen Austausch erwarten ist uns unangenehm bis peinlich. Also was tun wir? Wir füllen sie mit Worten! Leider verlassen wir dabei häufig das Skript, das wir im Kopf hatten und reden uns im schlimmsten Fall um Kopf und Kragen. Hauptsache der Fluss wird nicht unterbrochen. Das ist die Absicht hinter der Stille, denn der Gastgeber sucht die Geschichten hinter den Köpfen. Das sind die Inhalte, die später die Headline ausmachen.

Ich gebe dir ein Beispiel: Du hast einen Blumenladen und bist bei der Lokalzeitung eingeladen. Anlass eures Gesprächs ist der Welttag der Faszination für Pflanzen. (Ja, den gibt es wirklich! Tipp am Rande: Nutze solche Anlässe, um dich und dein Business ins Gespräch zu bringen.)

Du hast über die Bedeutung von Rosen für Hochzeiten gesprochen und so lange weitergeredet, bis du bei Primeln angekommen bist. Die Headline des Beitrags später lautet „Blumenfee sagt: Primeln sind Ladenhüter“ Die nächste Kundin der du versuchst Primeln zu verkaufen schaut erbost drein.

Du verstehst worauf ich hinaus will.

In jedem Unternehmen gibt es schwierige Themen und Herausforderungen. Lass dich nicht auf´s Glatteis führen über Aspekte zu sprechen, die nicht in die Öffentlichkeit gehören.

Ich zeige dir hier drei Alternativen auf, wie du der Stille begegnen kannst:

  • Das Aushalten: Zurücklächeln und gemeinsam schweigen – das bietet sich vor allem bei Formaten an, die zu 100 Prozent auf das Hören ausgelegt sind. Dauerhaftes Schweigen in einem Podcast oder im Radio ist tödlich. Du kannst damit rechnen, dass das Spiel schnell beendet wird.
  • Die elegante Variante: Du antwortest mit einer Gegenfrage, z.B. „Beantwortet das Ihre Frage?“ „Darf ich noch ein Beispiel bringen?“
  • Der Königsweg: Du fasst zusammen, was du gerade schon gesagt hast. Das ist für den Moderator zwar langweilig, gibt dir aber die Gelegenheit, die Botschaften die dir wichtig sind noch einmal zu wiederholen, damit sie besser behalten werden.

Zum Schluss drehen wir den Spieß noch einmal um: Wenn es zu deinem Job gehört andere Menschen zu befragen, als Unternehmensberater zum Beispiel oder im Marketing, dann hast du jetzt gelernt, wie du deine Gesprächspartner aus der Reserve lockst: Durch die Stille. Klappt aber nur, wenn sie diesen Beitrag nicht gelesen haben ;o)

Hast du ein Interview vor dir und möchtest dich professionell vorbereiten? Dann ist mein Medientraining genau das Richtige für dich! Wir arbeiten an deinen Botschaften, üben die Gesprächssituation und ich verrate dir noch weitere Tricks zum Beispiel zur Körpersprache.

Am besten gleich einen Termin vereinbaren. Ich freu mich auf dich!

Deine
Heike

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