Mein heutiger Gesprächspartner ist viel in der Welt herumgekommen. Als Sohn eines Diplomaten verbrachte er seine Kindheit in Südeuropa, Südamerika und im Nahen Osten. Den klinischen Teil seines Medizinstudiums hat er in Frankreich und England absolviert. Die jeweilige Kultur hat er sich über die Sprache erschlossen, so dass er heute – teils fragmentarisch – 6 Sprachen spricht, am liebsten als Kauderwelsch. Die eigene Familie wurde in all dem Wandel zur Konstante. In Syrien und Griechenland erlebte er den Einfluss der Diktatur auf die Menschen. So lernte er die Demokratie noch mehr zu schätzen und kam mit einem veränderten Blick auf Deutschland zurück. Er verbindet damit Freiheit, Sicherheit, Wohlstand und Kultur. Er stellt sich derzeit die Frage, ob es genug Menschen gibt, die diese Werte ausreichend schätzen, um sich für die Demokratie einzusetzen, die er – auf der ganzen Welt – durch Populisten unter Druck sieht. Dr. Reimar Schlingensiepen ist heute Coach und Unternehmensberater, Interim-Manager und CEO, besonders in den Bereichen Biotechnologie und Medizintechnik.
Wann wirst du als Berater zu Unternehmen hinzugezogen?
Eigentlich immer, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Denn erst, wenn die Hütte brennt, fällt irgendwem – meist einem Investor – mein Name ein. Gerne würde ich früher involviert, aber das wäre zu viel verlangt, weil es ja bis zur vollen Krise noch irgendwie funktioniert. Andererseits sind dann die Wege aus der Krise für alle viel besser spürbar und der Enthusiasmus ist größer. So macht die Arbeit noch mehr Freude, weil ich mehr bewegen kann.
In der Krise ist die Bereitschaft zu Änderungen größer.
Wie siehst du deine Rolle als Berater und wie gehst du vor?
Ich habe einmal mit einem Emeritusprofessor einer Universität im Badischen zusammengearbeitet, der eine eigene Firma gegründet hat. Der hat zu mir gesagt: „Hätte ich Sie nur vor 30 Jahren getroffen. Sie ordnen meinen Kopf mit all‘ seinen Ideen!“ Wenn mir das gelingt, freue ich mich natürlich riesig. Ich schaue mir das Produkt an – in meinem Bereich sind das ja meist Wirksubstanzen für die medizinische Anwendung. Dann sortiere ich, wo es einen Bedarf gibt und wie gut die Substanz in verschiedenen Bereichen abschneidet. Gibt es Anwendungsgebiete mit hohem Bedarf, weil es noch keine Therapien gibt? Gibt es überhaupt Interesse in der Industrie an dieser Therapie? Wie sind die Aussichten auf ein Patent? Können andere die Krankheit kostengünstiger behandeln? Wie schwierig, langwierig und teuer wird die Entwicklung sein? Es ist ein bisschen wie puzzeln. Ich gebe den Gründern verschiedene Mittel und Aspekte an die Hand, mit denen wir die vielen Teile zu einem sinnvollen Ganzen zusammenfügen.
Bei der Priorisierung von Projekten helfen Scoring-Tabellen, mit denen wir Punkte für jeden Aspekt vergeben. Das hat bisher immer sehr gut funktioniert, vielleicht auch, weil ich den Markt seit vielen Jahren kenne und dementsprechend bei der Bewertung helfen kann.
Was sind die häufigsten Probleme, die du in Unternehmen – die dich zu Rate ziehen – identifizierst?
In allen Phasen der Unternehmensentwicklung ist die Suche nach Kapital ein großes Problem. In den USA wäre das einfacher, in Deutschland ist das schwierig. Dabei ist die Anfangsfinanzierung dank Fonds wie beispielsweise dem High-Tech Gründerfonds (HTGF) gar nicht so schlecht. Die Schwierigkeiten beginnen für viele erst mit der Anschlussfinanzierung. Ich glaube, der Grund liegt in der Sorge um die fehlende sichere Rendite. Wir hinken in dem Verständnis von Start-up-Finanzierungen den USA mehrere Jahrzehnte hinterher. Dort schaut ein Investor auf sein Portfolio und ist zufrieden, wenn sich von seinen 10 Firmen, 6 lateral bewegen und 1 Diamant herauskristallisiert. In Deutschland neigen wir dazu uns auf die 3 zu konzentrieren, die es vielleicht nicht schaffen werden. Wir sehen also eher das Risiko anstatt der Chance. Daher heißt Venture Capital bei uns auch nicht Wagnis-, sondern Risikokapital. Durch die Erfolgsgeschichte von Biontech beispielsweise verändert sich aber auch bei uns inzwischen das Verständnis.
Es ist aber auch so, dass die Projekte oft so unstrukturiert sind oder sich in die falsche Richtung entwickeln, dass alles auf den Kopf gestellt werden muss, bevor das Projekt überhaupt für die Geldgeber interessant ist.
Auch werden fast immer zu viele Projekte verfolgt. Wer mehrere Hasen jagt, fängt keinen. Wenn wir gemeinsam schauen, wo die Forschung/das Produkt am aussichtsreichsten und der Bedarf am größten ist, kristallisiert sich schnell heraus, was zu tun ist. Dabei erkennt der Wissenschaftler – der geschult ist vorrangig wissenschaftlichen Interessen nachzugehen – dass Priorisierung auf das wirtschaftlich Sinnvolle unumgänglich ist. Das ist halt leider nicht immer das spannendste Projekt. Außerdem kommt nach der hoffentlich aufregenden Forschung noch die jahrelange Entwicklung, also die Fleißarbeit. Die Ausgangssituation ist meist, dass die Firma mit begrenzten finanziellen Mitteln das erste Projekt meistern muss, oder zumindest so weit Fortschritt sichtbar wird, dass der Investor erstmalig oder noch einmal investiert.
Und schließlich gibt es auch noch die Probleme auf der Personalebene. Ein befreundeter Wirtschaftspsychologe hat mir einmal gesagt: „Auch ein gestörtes System ist ein in sich funktionierendes System.“ Das hat mir die Augen für meine Arbeit in manchen Unternehmen geöffnet. Die größte Herausforderung als Berater ist es, in ein Systeme einzugreifen, in dem wesentliche Beteiligte zwar Besserung wollen, aber das System an sich nicht angetastet werden darf, getreu dem Motto: „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.“ Da sind oft Egos am Werk, die ihre Rolle spielen wollen, die dem Unternehmen aber überhaupt nicht gut tut. Da muss man, wenn man Veränderung herbeiführen will, schon sehr sperrig sein.
Wir haben gerade über Investoren gesprochen. Womit steigen denn die Chancen, dass ein Unternehmen anschlussfinanziert wird?
Da geht es zu 50% um das Produkt, das neu und einzigartig ist. Im Falle der Unternehmen, die ich betreue heißt das, es bringt einen medizinischen Nutzen, sei es durch bessere Therapie oder weniger Kosten bei gleicher Wirksamkeit. Dann ist es die Klarheit in der Kommunikation mit dem Investor, damit dieser die Alleinstellung auch sieht. Und die andere Hälfte ist das Vertrauen in die Person des Unternehmers selbst. Ein schlechtes Produkt wird niemand auf den Markt entwickeln können, aber ein gutes Projekt zu versenken, das schafft notfalls jeder. Der Investor sollte also dem Unternehmer zutrauen, das Projekt über die Ziellinie zu führen.
Wie gelingt denn ein gutes Miteinander von Unternehmer und Investor?
Das Wichtigste ist zu verstehen, wo jede der beiden Parteien herkommt. Die Sorgen, Pflichten und Möglichkeiten der anderen Seite zu verstehen hilft sehr, Spannungen zu vermeiden. Gibt es Probleme, dann ist es hilfreich die Positionen beider Seiten zu betrachten, damit konstruktive Lösungswege gesucht werden können. Wenn nicht auf der einen oder anderen Seite ein unüberwindliches Ego sitzt, kann die Zusammenarbeit sehr harmonisch sein. Der Grund für die Haltung des einen, sollte sich dem anderen erschließen, weil nur so Verständnis aufkommt und ein Konsens gefunden werden kann. Am Ende sitzen doch alle im selben Boot und wollen den Erfolg. Mein Vorteil ist, dass ich mich als dritter, unbeteiligter Partner oft einfacher in die Positionen der Parteien hineinversetzen kann und mir Probleme leichter kommuniziert werden.
Gibt es ein wiederkehrendes Thema, das dir speziell bei Unternehmensgründungen auffällt?
Es gibt tatsächlich ein Thema, das überall mit drin steckt: Furcht. Genauer: Die Furcht vor der falschen Entscheidung, weswegen sie lieber nicht gefällt wird. Falsche oder keine Entscheidungen aus Angst vor den wissenschaftlichen oder wirtschaftlichen Konsequenzen, aber auch die Furcht vor den Geldgebern, und so weiter. Ich beobachte, dass diejenigen, von denen eine Entscheidung erwartet wird, sich ihrer Furcht oft gar nicht bewusst sind, im Gegenteil! Sie halten sich sogar selbst für unerschrockene Kämpfer. Die Furcht ist der Elefant im Raum, während sich die Beteiligten im Disput ergehen.
Man muss Gründern aber auch zugutehalten, dass sie alles zum ersten Mal machen. Sie werden in Schule und Universität in keiner Weise darauf vorbereitet, was es heißt, ein Unternehmen zu gründen – was noch einfach ist – gemessen daran es zu führen und zu entwickeln. Wem soll das denn nicht Respekt einflößen?
“Mein Job ist, Menschen in die Lage zu versetzen, Entscheidungen zu treffen.”
Also mit Kriterien aber auch damit, ihnen vor Augen zu führen, welche Konsequenz eine Entscheidung, vor allem aber eine Nicht-Entscheidung haben kann. Was ich im Übrigen den Gründern im Umgang mit ihren Mitarbeitern auch mitgebe: Baue auf das Können deiner Mitarbeiter, entwickle sie weiter, damit sie über sich hinauswachsen und dich noch besser entlasten können! Nur so kommt das Unternehmen vom Fleck.
Was müsste sich Deiner Meinung nach ändern, damit Gründer nicht ganz so ins kalte Wasser gestoßen werden?
Eigentlich müsste es in allen Studiengängen Module zur Selbstständigkeit und zur Führung von Menschen geben. Egal, ob ich als Linguist ein Übersetzungsbüro gründe oder mich als Mediziner niederlassen will, ob ich in der Uni oder einer Firma ein Team leiten muss, dieses Wissen bräuchte jeder. Aber unsere Lehranstalten sind fast ausschließlich auf akademisches Wissen ausgerichtet. Klassisches Beispiel sind die Lehrer, denen 12 Semester Fachwissen eingebläut wird, sie aber ohne pädagogische Ausbildung mit Schülern umgehen können sollen. Oder eben der Gründer, der laut Gesetz ab der ersten Sekunde „kaufmännische Sorgfalt“ walten lassen muss. So muss jeder von uns ohne hilfreiches Vorwissen die Fehler der anderen wiederholen. Das ist schon schade.
“Wenn alle wüssten, dass Führungswissen und Unternehmertum nicht nur für Gründer, sondern für uns alle wichtig ist, wäre die Akzeptanz vielleicht höher.”
Gibt es gängige Mythen, Glaubenssätze oder Erwartungen von Gründern, mit denen Du gerne aufräumen möchtest?
Viele Gründer meinen, dass die Welt ganz ungeduldig auf das Produkt wartet, dass Investoren sich kaum bändigen können, ihr Unternehmen zu finanzieren. Und schließlich: Dass es ohne den Gründer niemals auf Dauer laufen wird. Letzteres ist aber nur der Fall, wenn der Gründer sich fortwährend weiterentwickelt und mit dem Unternehmen und der Verantwortung wächst. Das ist einerseits der große Reiz, andererseits verlangt es den Menschen viel ab. Als ich das erste Mal Geschäftsführer wurde, sagte mir ein Mitarbeiter mit langjähriger Pharmaerfahrung nach einiger Zeit, dass er anfangs über meinen Mangel an Führungswissen beunruhigt war, dann aber gesehen hat, dass ich mich den Aufgaben gestellt habe, also mit der Zeit den Aufgaben immer mehr gewachsen war. Das war ein tolles Kompliment.
Gründern mangelt es zu Beginn der Tätigkeit oft an der Augenhöhe mit Verhandlungspartnern. Wie verschafft man sich als Gründer Respekt?
Problemlösungen schaffen Respekt. Oft gibt es im Managementteam jemanden, der den Geldgebern fortwährend von den aktuellen Problemchen berichtet, statt erst einmal selbst an der Lösung zu arbeiten. Das schafft nichts als Unruhe und Zweifel am Managementteam. Es ist eine schwierige Balance, den Zeitpunkt zu finden, bis zu dem die Unternehmer das Problem erst einmal aus der Welt schaffen sollten und ab wann sie z.B. die Investoren hinzuziehen sollten. Diese Kompetenz zu stärken ist einer meiner Schwerpunkte. Es ist damit wie Gehen lernen, „von Fall zu Fall“. Mit jedem gelösten Problem wächst das Vertrauen, dass ich es kann. Hier hilft also vor allem die Praxis und eben der Mut zur Entscheidung.
Was ist deine Lieblingsfrage, die du in Unternehmen stellst?
„Was verlieren wir, wenn wir das versuchen?“ Ich erlebe es sehr häufig, dass ich auf Widerstände stoße, weil „ein bestimmter Punkt sowieso von den Verhandlungspartnern abgelehnt werden wird“. Die Wahrheit aber ist, dass wir in den meisten Fällen nichts verlieren, sondern schlimmstenfalls nichts, meist aber wenigstens etwas gewinnen. Dann doch lieber machen! Ein Beispiel: Es gab Drittmittel für ein Projekt, in dem alle Schritte bereits erfolgt waren, ein weiterer Mittelabruf also nicht möglich war. Im Topf waren aber noch mehrere hunderttausend Euro. Ich habe also gesagt: „Warum fragen wir nicht, ob wir die umwidmen können?“ Fast schon mitleidig wurde mir beschieden: „Das können wir nicht! Das wird sowieso abgelehnt. Wir kennen uns da aus“. Also habe ich gefragt, was wir verlieren, wenn wir es versuchen? Schließlich haben wir gefragt und die Förderstelle war begeistert von unseren Ideen. Selbstverständlich haben wir das Geld bekommen. Also einfach versuchen und nicht von vorne herein ein Projekt zum Scheitern verurteilen, indem ich sage „da gibt es keine Chance, ich versuche das nicht!“Aus meiner Erfahrung heraus tritt der „worst case“ fast nie ein, der Versuch lohnt also immer.
Gibt es eine Art Fahrplan für erfolgreiche Unternehmensgründung? Was wären Punkte, die Du in eine solche Roadmap unbedingt hineinschreiben würdest, um gängige Fehler oder Probleme zu vermeiden?
Da gibt es keine Schablone, aber ein paar grundsätzliche Tipps: Bei der Gründung sollte man wirklich nur den Personen Anteile geben, von denen man weiß, dass sie wichtig sind und vor allem dabei bleiben werden. Wenn Mitgründer sich früh operativ verabschieden, bleiben sie trotzdem über ihre Anteile am Erfolg beteiligt. Das kann die verbleibende Mannschaft durchaus verbittern. Das habe ich öfter gesehen. Besser ist es, verbindlich Anteile in Aussicht zu stellen, wenn klar ist, dass das Team gemeinsam durch dick und dünn geht und sich versteht. Nach der Gründung ist es die Diskussions- und Streitkultur, die dem Fortschritt und der Problemlösung dienen muss. Sonst ist sie nur destruktiv und führt zum Stillstand. Ich erlebe immer wieder, wie viel Potenzial und Arbeitskraft ich bei den Personen freisetzen kann, wenn sie aufhören, ohne Fortschritt zu streiten und mit Schuldzuweisungen aufhören, einfach, weil Probleme angegangen und beseitigt werden. Glaube mir, die Leute schlafen dann auch wieder besser.
Welche Eigenschaften sollte ein Unternehmensgründer deiner Meinung nach mitbringen und welche Fähigkeiten wären gut sich anzueignen, wenn das Abenteuer gelingen soll?
Bescheidenheit insofern, als der Gründer selbst nur einen Teil der Aufgaben lösen kann. Anders ausgedrückt: Vertrauen in fähige Mitarbeiter zu haben und die Fähigkeit, diese zu motivieren mit einem zusammenzuarbeiten.
Außerdem: Das eigene Tun in Frage zu stellen und einen besseren Weg zu suchen, wenn es nicht richtig weitergeht. Das setzt voraus, dass ich in einem Umfeld agiere, das offene Diskussion und Kritik zulässt. Dann sollte ich auch den Mut haben, eine falsche Entscheidung zuzugeben und Korrekturen vorzunehmen.
Transparenz und Ehrlichkeit sind besonders entscheidend, wenn sich Strategien ändern, damit diese auch nachvollziehbar sind.
Es braucht den Willen nicht still zu stehen, Spaß an der Veränderung, Mut zur Konfrontation und die Bereitschaft sich von Lieblingsprojekten zu verabschieden, wenn sie nicht zum Erfolg der Firma beitragen. Klingt vielleicht einfach, ist es aber nicht.
“Dafür gibt es die Aussicht auf einen niemals langweiligen Job und darauf, sein eigener Chef zu sein und vor allem vielleicht etwas Gutes mit den Produkten zu bewirken. Also etwas zu hinterlassen, was es ohne einen nicht gegeben hätte.”
In Deutschland haben wir keine Kultur des erfolgreichen Scheiterns. In USA ist das anders. Hast Du aus Deiner Erfahrung heraus den Eindruck, dass gescheiterte Unternehmer in Deutschland wieder auf die Beine kommen? Anders gefragt: Gibt es in Deutschland genug Gründergeist?
Wenn man den Statistiken trauen darf, nimmt der Gründergeist ab. Aber ob dem wirklich so ist, weiß ich nicht. Es heißt ja auch oft, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit nähmen ab. Ich bemühe mich immer nach Kräften, diese trostlosen Aussichten am eigenen Leibe nachzuvollziehen und treffe auf so viele nette, hilfsbereite Menschen in allen Teilen Deutschlands und anderen Ländern. Und so hoffe ich auch, dass der Gründergeist doch besser ist, als es die Demoskopen unken. Denn ohne ihn gäbe es auf Dauer keine Zukunft. Dass der gescheiterte Gründer beim nächsten Versuch Entscheidendes besser macht, ist sicherlich richtig. Daher bleibt nur zu hoffen, dass er in Deutschland wertgeschätzt wird. Ich denke, ganz so schlimm wie vor 10 oder 20 Jahren ist das auch nicht mehr. Wenn die Persönlichkeit stimmt, wird es eine zweite Chance geben.
Was sind deine wichtigsten Tipps für Menschen, die mit der Selbstständigkeit liebäugeln, sich aber nicht trauen, den ersten Schritt zu tun?
Zuerst sollte die Gründerin oder der Gründer schauen, ob das Produkt etwas ist, das wirklich gebraucht wird. Also: gibt es einen ausreichenden Markt? Dann schauen, ob es erfahrene Gründer gibt, mit denen das Unterfangen durchgesprochen werden kann. Wenn es niemanden interessiert, sollte ich in mich gehen… Aber in der Regel wird es Interesse geben mit hilfreichen Tipps, Adressen aus dem Netzwerk, z.B. von Geldgebern und so weiter. Das Gründen selbst ist ja nicht so schwierig. Darüber hinaus gibt es ja auch ausreichend Gründungsprogramme wie Go-Bio oder m4-award. Einen Businessplan sollte ich frühzeitig erstellen und zwar nicht nur für Investoren, sondern auch für mich selbst. Dann wird mir klar, wie viel Geld, welche Zeit, welches Team es braucht, welchen Wettbewerb es gibt, bevor ich den Traum verwirklichen kann. Wenn alles passt, dann sollte gegründet werden. Notfalls muss das Projekt auch scheitern dürfen. In der GmbH ist das auch nicht der Weltuntergang. Wenn ich formale Dinge beachte, gilt ja die «beschränkte Haftung», eben damit Menschen sich leichter trauen, zu gründen. Manchmal merken angehende Gründer auch, dass sie doch lieber an der Universität bleiben und niemanden finden, der für sie die Unternehmensführung übernehmen will. Dann wird es das schöne Produkt nie geben. Aber das ist dann eben auch gut überlegt und in sich richtig. Denn Unternehmen gründen und Gründer/-in sein fordert ganz und gar.
Vorgestellt – Dr. Reimar Schlingensiepen
Dr. Reimar Schlingensiepen, Themeos Unternehmensberatung, ist Arzt mit 30 Jahren Erfahrung in der Medizin und der biopharmazeutischen Industrie und Medizintechnik, sowohl als Gründer und Manager zahlreicher Unternehmen, als auch als Studienarzt und in der Notfallmedizin. Er ist als Interimmanager, (Interim-)CEO, Coach und Unternehmensberater in der pharmazeutischen Industrie tätig. Schwerpunkte sind Unternehmensführung, Krisenmanagement, klinische und präklinische Forschung & Entwicklung, Verhandlungen, Mitarbeiterführung sowie Lehre und wissenschaftliche Vorträge.
Dr. Schlingensiepen ist per Mail erreichbar unter info@themeos.de.
Die Themeos Unternehmensberatung im WWW: https://themeos.de/
Dieses Interview ist Teil meiner Serie “Im Gespräch mit…” von und für Menschen die inspirieren, vernetzen, verändern und eine positive Einstellung ins Leben tragen.
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