Was kann es schöneres geben,
…als mit dem ersten Hochzeitstag in das neue Jahr zu starten? Ja richtig, ich war am 21.1.22 genau ein Jahr verheiratet. „Spätes Mädchen“ nennt man das, dort wo ich herkomme. Wir saßen bei Roberto, unserem Stamm-Italiener in Baden-Baden, im Freien und genossen ein Sektfrühstück. Freunde, die zufällig vorbeikamen, gesellten sich zu uns. Es war wunderschön an diesem kalten Morgen. Ich weiß noch, dass ich dachte „so kann es weitergehen!“
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, sagt Herrmann Hesse. Ich weiß nicht wie es dir geht, ich jedenfalls bin an jedem Jahresanfang immer etwas aufgeregt, auch wenn das eigentlich quatsch ist, da sich an den Umständen ja nichts ändern muss, nur weil der Kalender wieder einmal den 1.1. anzeigt. Aber es ist eine Chance mental den Reset-Knopf zu drücken, Neues zu wagen und Altes gehen zu lassen. Ob mir das gelungen ist? Lass mal sehen:
Fehlstart
Ein Evergreen unter den guten Vorsätzen ist, sich mehr um die Gesundheit zu kümmern. Und wie ich mich gekümmert habe! Eines kalten Februarmorgens war ich mit dem Hund unterwegs, etwas zu schnell und noch nicht ganz wach. Das änderte sich innerhalb von Sekunden, als ich mit dem Schuh in vollem Lauf an einem Hindernis hängenblieb und sehr hart aufschlug. Das Geräusch das mein rechtes Knie dabei von sich gab, lies nichts Gutes erahnen. Bruno, unser Hund, war einigermaßen irritiert, als wir umgehend kehrt machten. Mein Orthopäde war nicht erfreut, mich nach all den Malaisen mit meinem linken Knie so schnell wieder zu sehen. Gerade war ich wieder zu altem Format zurückgekehrt und jetzt das – Kniescheibe gebrochen. Couch, Krücken und langsames wieder aufbauen war die Beschäftigung für die nächsten Monate. Es blieb nur Geduld, die leider nicht gerade zu meinen Stärken gehört und der Vorsatz, keine guten Vorsätze zur Gesundheit mehr zu formulieren.
Neustart
Das wohl alles beherrschende Thema in diesem Jahr war die Veröffentlichung meines Autorendebüts „Unter demselben Himmel“. Für mich ging damit ein schon länger gehegter Traum in Erfüllung, auch wenn ich nicht zu den Autorinnen gehöre, die schon seit frühester Kindheit Schriftstellerin werden wollten.
Ich habe jetzt den Reflex mich bei allen persönlich zu bedanken, ohne die dieser Erfolg niemals möglich gewesen wäre, aber ich befürchte darüber verliere dich, lieber Leser, liebe Leserin. Also verweise ich ungeschickt auf die Danksagung in meinem Buch und versichere, dass kein Tag vergeht, an dem ich mir nicht dessen bewusst bin, welches Glück ich mit euch allen habe: Sandy, Tanja, Laura, Astrid, Catrin, Mary und Nico.
Was ich komplett unterschätzte, obwohl ich selbst seit Jahrzehnten in der Öffentlichkeitsarbeit tätig bin, ist, wie viel Zeit und Energie in das Marketing fließt. Als Selfpublisherin verkauft sich mein Buch nur, wenn ich auf die Pauke haue und (um es mal mit unserem Bundeskanzler zu sagen) ein Wumms reicht nicht, selbst wenn es ein Doppel-Wumms ist. Kontinuierlich dranbleiben, ausprobieren, auswerten, anpassen, sich neu motivieren, umhören und bei allem positiv bleiben, wurde zu meinem täglichen Begleiter.
Zu den unvergesslichen Erfahrungen gehörte die Lesung in der unabhängigen Buchhandlung Herr Holgersson in Gau-Algesheim, sowie der Stand gemeinsam mit Anja Jahnke und die Lesung auf der BuchBerlin. Diese Momente haben mich deshalb so berührt, weil ich mit eigenen Augen sehen und mit dem Herzen fühlen konnte, wie meine Erzählungen beim Publikum ankommen.
Insbesondere Social Media Marketing empfinde ich bis heute als die größte Herausforderung, denn bei allem Enthusiasmus kann es schon frustrierend sein zu sehen, was vom Algorithmus (nicht) belohnt wird. Zu den schönen Erfahrungen gehört, dass ich über Instagram in die Buchbubble eingetaucht bin, in der ich von Gleichgesinnten sehr viel Unterstützung erfahren durfte. Jennifer Summer zum Beispiel hat für mich am Tag meines Buchlaunches eine herrliche Live-Veranstaltung organisiert. Auch wenn das immer wieder bezweifelt wird: Es ist möglich über Social Media echte Freunde zu finden! Besonders schön ist, wenn man diese virtuellen Menschen in der realen Welt treffen darf. So ging es mir in diesem Jahr mit den Autorinnen Dany Matthes, Jeanette Lagalle, April Wynter, Nina Dont, Selina Ritter, Astrid Töpfner und Sandy Mercier. Ich hoffe auch bald die anderen Mädels aus unserer Mastermind-Gruppe persönlich kennenzulernen sowie Susanne Maria Öhlschläger, Mari Hummingbird, Saskia Zimmermann, Charlie Reiss und noch viele mehr!
Die Zusammenarbeit mit Buchbloggern war ein weiteres Highlight für mich. Buchverliebte, die viel Energie investieren, um Bücher, die man ihnen überlässt, gründlich zu prüfen und zu rezensieren und zwar auf einer Vielzahl an Kanälen. Das kostet enorm Zeit, was nicht hoch genug zu bewerten ist. Sie hier alle mit Namen zu nennen würde abermals den Rahmen sprengen, stellvertretend gehen herzliche Grüße an Sina (Insta: @reading.with.sina), die ich das Glück hatte auf der Frankfurter Buchmesse persönlich kennenzulernen und Janine (Instagram: @janines.world), die sich nicht nur kraftvoll in ihre Aufgabe als Buchbloggerin wirft, sondern gerade mit „Arcus“ ihr eigenes Buch veröffentlicht.
Auch aus der Community der Reiseblogger habe ich viel Support erfahren, gerade von den Herren der Schöpfung. Das hat mich in gewisser Weise sehr beruhigt, denn ich stellte mir vor dem Launch eine Weile lang die Frage, ob ich ein „Frauenreisebuch“ geschrieben habe. Schön zu hören, dass es offenbar nicht so ist.
Über all dem habe ich meine Lieben und Freunde, die mir seit Jahrzehnten ans Herz gewachsen sind, deutlich vernachlässigt. Ich entschuldige mich für den permanenten Spam zu meinem Herzensprojekt und dafür, dass ich euch so stiefmütterlich behandelt habe. Es grenzt an ein Wunder, dass ihr mich trotzdem unterstützt und mir auf schmale Sprachnachrichten auf WhatsApp überhaupt noch antwortet. Das ist einer der ernsten Vorsätze für das nächste Jahr: Privates nicht mehr zu kurz kommen zu lassen!
Durchstart – Ready for Take-Off
Ich reise für mein Gefühl nie genug, aber in diesem Jahr ist mein Reise-Gen tatsächlich etwas zu kurz gekommen. Die kleinen Fluchten hatten es allerdings in sich. Zu meinem Geburtstag im März hat mich mein Mann nach Basel entführt. Wir lieben diese Stadt für ihre Lage am Rhein, die Flohmärkte, vielfältige kulturelle Möglichkeiten und das besondere Flair in den verschiedenen Stadtteilen. Die Location die sich Peter für mein Geburtstagsessen ausgesucht hat, hätte ich aber niemals erraten. Es ging an den Hafen. In einem Roman hatte mein Mann gelesen, dass es dort eine Arbeiterkneipe gibt. Diese zu finden zwischen all den Industrieanlagen war gar nicht so einfach, aber wir gaben nicht auf und waren am Ende erfolgreich. So bekam ich in einem Kellerbau, in einer Atmosphäre die an eine Fischerkneipe erinnerte, ein Dreigang-Menu und ausgesprochen nette Bewirtung.
Was den Aufenthalt aber zu einem echten Erlebnis machte war unsere Unterkunft. Wir hatten uns im Airbnb von Jean Nordmann einquartiert, einem Rentner, der sein (Arbeits)-Leben einerseits der Wissenschaft, andererseits der Entwicklungszusammenarbeit gewidmet hat. Sein Haus war voller Reminiszenzen an die Tage in Afrika, Afghanistan und Bosnien-Herzegowina. Wir quatschten uns derart aneinander fest, dass ich ihn schließlich fragte, ob er sich ein Interview für meinen Blog vorstellen kann. Das sehr ehrliche, teilweise auch harte Gespräch über kleine Hoffnungsschimmer angesichts von Krieg, Hunger und Vertreibung kannst du hier nachlesen.
Im Sommer ging dann ein Traum für mich in Erfüllung, denn ich durfte Zeit mit meinen Schulfreundinnen verbringen und zwar nicht irgendwo, nein im Norden Portugals! Wir waren Gäste im Haus von Anne und ihrem Mann Tino. Ich war vollkommen geflasht von der Schönheit der Landschaft mit den Pinienwäldern aber auch vom Meer ganz in der Nähe. Am liebsten wäre ich gar nicht mehr fortgegangen. Kannst du dir vorstellen wie es ist, wenn fünf Frauen die sich seit über vier Jahrzehnten kennen aufeinandertreffen? Exakt, es wird ohne Unterlass geredet. War das ein Spaß! Tino verwöhnte uns derweil mit portugiesischen Köstlichkeiten. Besonders lecker waren die Moelas, Hühnermägen. Natürlich nichts für Vegetarier, die grundsätzlich hier nicht wirklich glücklich werden. Die Portugiesen lieben Fleisch.
Ein Ausflug wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Im August war es in Portugal tagsüber mehr als 40 Grad warm. So wollte uns Tino eine Freude machen und uns zu einem Fluss zum Schwimmen einladen. Was er nicht wusste: Die Straße die zum Fluss führte war nur noch ein Schatten ihrer selbst, mit tiefen Furchen und Schlaglöchern. Unter anderen Umständen hätte ich vor Freude gequietscht. Offroad fahren ist schließlich meine Leidenschaft. Das allerdings mit einem tief liegenden PKW, noch dazu einem Mietwagen war ein rechtes Abenteuer. Meine Freundin Julia beschloss sogar auszusteigen und lieber hinterher zu laufen. Glücklicherweise habe ich uns heil hinunter und wieder hinauf gebracht. Es wäre uns auch wirklich etwas entgangen, nicht nur das Bad im kühlenden Fluss. Astrid ging bei Tino in die Lehre und lernte Angeln. Herrlich!
Eigentlich wäre es das schon gewesen, wenn wir nicht im Oktober einen Ausflug in den Schwarzwald unternommen hätten, der Peter als Inspiration diente. In einer Gaststätte saßen wir im Garten und schauten auf die Veranda. Plötzlich sagte Peter: „Das erinnert mich an die Grotti im Tessin. Lass uns ins Tessin fahren!“
Gesagt getan. So spontan war ich glaube ich noch nie. Innerhalb weniger Tage waren Termine verschoben, das online-Arbeiten aus dem Reisemobil heraus geregelt und der Land Rover gepackt.
Ich bin ein Schweiz-Fan, das ist glaube ich schon klar geworden, mir haben es die Pässe und schmalen Täler angetan. Auf dem Weg ins Tessin machten wir am Furca-Pass Zwischenstopp. Dort würde eigentlich um diese Jahreszeit bereits Schnee liegen. Wir genossen stattdessen bei 18 Grad den Sonnenuntergang und schauten auf die schneebedeckten rotglühenden Gipfel. Im Bedrettotal lief ich über ein Bett aus Lärchennadeln barfuß und hörte am nächtlichen Lagerfeuer den Hirschen beim Röhren zu.
Im Verzascatal, dem Vale Maggia und dem Centovalli verschwanden wir schließlich für Tage in der puren Natur, um am Lago Maggiore wieder aufzutauchen. Hier entdeckten wir einen winzigen Campingplatz im Familienbetrieb, der das ganze Jahr über geöffnet ist. Dazu gehört ein Hotel, ein Supermarkt und eine Bar. Lustig war, dass der Besitzer überall gleichzeitig zu sein schien, ob an der Rezeption im Hotel oder an der Kasse im Supermarkt, wenn wir kamen, war er immer schon da.
Den wahrhaft goldenen Abschluss bildete ein Besuch von Luzern am Vierwaldstättersee. Wir schlenderten über die Kapellbrücke, am Ufer des Sees entlang und durch die Altstadt. Dabei sogen wir das Panorama der umliegenden Berge in uns auf. Es hätte ewig so weitergehen können.
Die Tage nach Weihnachten werden wir nach aktueller Planung in Südfrankreich verbringen. Ich hoffe auf einen Café Créme in der Sonne und ganz viel Inspiration…
Schleuderstart
Ich habe länger überlegt, ob zu einem persönlichen Jahresrückblick auch ein Beitrag zur Weltenlage gehört. Wie du siehst bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass sich eine Kommunikatorin mit Reise-Gen dieser Aufgabe stellen sollte. Denn wenn wir ehrlich sind, wurde alles was nach dem 24. Februar passierte, sehr schnell persönlich.
Die Bilder aus der Ukraine haben mich schockiert. Ich war tagelang paralysiert, hing nur am Mobiltelefon und screente die Nachrichten auf Spiegel.de, nicht weil ich Angst vor einer Invasion hatte, sondern weil ich mir als Kind des kalten Krieges einfach nicht vorstellen konnte, dass sich derartiges mitten in Europa noch einmal zutragen würde. Ich bin entsetzt über das menschliche Leid (auf beiden Seiten der Kampflinie) und sprachlos über die Art der Kriegsführung, von der ich doch Anfang des Jahren durch Jean gelernt hatte, dass sie gegen jede internationale Konvention verstößt. Ich verurteile diesen Angriff und bezeichne ihn natürlich als Krieg und ich unterstütze die Initiativen die darauf abzielen, die Ukraine in eine bessere Verteidigungslage zu versetzen. Auch haben die Maßnahmen meine volle Unterstützung, welche Russland die finanzielle Grundlage entziehen, auch wenn ich dafür in diesem Winter manchmal frieren muss.
Was uns in dieser Situation zu tun blieb war denkbar simpel: Wir brachten Ukrainer samt Kindern und Tieren in Wohnungen unter, auf die wir Zugriff hatten. So hoffen wir einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dass das Leid und die Not ein Stück gelindert wird.
#womanlifefreedom
Was mir ein zweites Mal in diesem Jahr das Herz gebrochen hat waren die Bilder aus dem Iran. Ich habe dieses Land erst 2019 selbst bereist und erleben dürfen wie warmherzig, offen und fröhlich die IranerInnen sein können. Aber ich habe auch gespürt, wie die Unzufriedenheit mit dem Regime mit jeder Woche wuchs. Schon zu diesen Tagen gingen die Menschen auf die Straße. Dass sie es unter Androhung der Todesstrafe immer noch tun, nötigt mir mehr als nur Respekt ab. Wir sollten sie unterstützen wo wir nur können, ob mit politischen Sanktionen für das Regime oder mit öffentlicher Bekundung der Solidarität für die Bevölkerung. Ich habe gelernt, dass IranerInnen sehr wohl Zugriff auf Plattformen haben, die in ihrem Land verboten sind, weil sie sich den Mund nicht verbieten lassen. Wenn sie feststellen, dass sie in ihrem Ringen um Freiheit gesehen werden, dann ist das der Motor, der die Revolution am Laufen hält.
Ich weiß nicht, ob ich diesen Mut aufbringen würde. Aber ich hoffe, dass die internationale Welle der Sympathie die Menschen aufrecht hält, so dass der Wandel auf den sie so sehr hoffen, in naher Zukunft eintritt.
Sendestart
Dass bei all den Turbulenzen tatsächlich noch Zeit blieb in meinem Beruf als Public Relations Beraterin zu arbeiten verwundert mich selbst am meisten. Erfreulicherweise waren die Kunden sehr zufrieden und wenn sie glücklich sind, bin ich es auch.
Mein Herzensthema in den letzten beiden Jahren war Cannabis als Medizin. Ein Feld auf dem sich mit der Novelle des CAM-Gesetzes und der bevorstehenden Legalisierung in Deutschland viel bewegt. Ich danke Jazz Pharmaceuticals für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und den gelungenen Start in die Fachkommunikation zu diesem spannenden Thema.
Programmstart
Kein Rückblick ohne Ausblick! Wie geht es also von hier an weiter?
Für „Unter demselben Himmel“ hört die Promo-Tour natürlich nicht auf, da ich wild entschlossen bin, mein Autorendebüt zu einem Longseller zu machen. Was neue Buchprojekte anbetrifft habe ich gleich mehrere Ideen am Start, manches als Kooperation anderes als Solo-Werke. Da es sich in diesen Fällen nicht um autobiographische Erzählungen, sondern um Romane handelt, ist viel Recherche notwendig, das Ausarbeiten von Charakteren und das Plotten der Handlung. All das ist mal wieder völliges Neuland und eine Aufgabe, auf die ich mich sehr freue.
Am Ende werde ich dann doch wieder meine zwei Leidenschaften miteinander verheiraten, denn in der Kommunikationsberatung bin ich zu Hause. Ich plane ein Workbook über Pressearbeit für Autoren zu schreiben und dieses als Grundlage für eine kleine Workshopserie zu nutzen, damit mein Fachwissen nicht theoretisch an euch KollegInnen abprallt, sondern aktiv auf eure Situation zugeschnitten genutzt werden kann. Wer sich dafür interessiert, kann ja schon mal per Mail die Hand heben.
Und der Gesundheits-PR werde ich natürlich auch weiterhin treu bleiben. Mein Fokus hat sich inzwischen auf das Schreiben verschoben. Wer sich also Unterstützung beim Texten von Artikeln für Fach- und Publikumsmedien wünscht, eine Webseite zu überarbeiten hat, oder einen Medical Writer für die Zusammenfassung von Veranstaltungen sucht, ist bei mir genau richtig.
Dir wünsche ich ein zauberhaftes Weihnachtsfest, einen positiven Blick auf und einen guten Start ins Jahr 2023 und die Erfüllung deiner Visionen!
Herzlichst
Heike