PR-Quickie: Die (elektronische) Pressemappe

„Schreib keine Pressetexte!“

Diesen Satz höre und lese ich immer wieder, von JournalistInnen, die als Coaches für Selbstständige tätig sind. Was etwa die von mir sehr geschätzte Marike Frick und ihre Kollegen damit sagen wollen ist: Vergebene Liebesmühe, Journalisten lesen keine Pressemitteilungen.

Was hingegen sehr wohl gelesen wird ist die Pressemappe. Grund genug, sich mit den wichtigsten Fragen rund um dieses PR-Basismaterial kurz zu befassen.

Für wen ist eine Pressemappe gedacht und welchen Zweck erfüllt sie?

Der Inhalt einer Pressemappe dienst Medienschaffenden als Hintergrundmaterial, wenn sie sich mit dir als Person, deinem Produkt bzw. deiner Dienstleistung oder mit dem Thema beschäftigen, in dem du Expertenstatus hast. Eine Pressemappe ist kein Einstiegs-Tool für den Erstkontakt in die Redaktion. Vielmehr sendest du diese gezielt dem Journalisten, Online-Redakteur oder Blogger, der bereits Interesse an einem Austausch mit dir signalisiert hat. Du hast sie also idealerweise bereits erstellt, bevor du den Kontakt zu den Medien suchst.

Welche Inhalte sind für die Pressemappe geeignet?

Im Detail ist die Antwort auf diese Frage natürlich sehr individuell, aber grundsätzlich ist eine Pressemappe einer Bewerbungsmappe ähnlich. Sie sollte dem Journalisten in aller Kürze den Eindruck vermitteln, dass hier nicht nur geballte Kompetenz zu erwarten ist, sondern, dass er es darüber hinaus mit einer interessanten Persönlichkeit zu tun hat. Die wichtigsten Inhalte sind folgende:

  1. Porträt – Auf nicht mehr als einer Seite fasst du als Fließtext deinen Werdegang zusammen und erwähnst alles, was dich als Person für Journalisten interessant macht, also beispielsweise besondere Fähigkeiten, Auszeichnungen, Preise oder Rankings. Hier kannst du auch erwähnen, wenn dir außergewöhnliches widerfahren ist, oder du überraschendes getan hast, um an dein Ziel zu kommen.
  2. Backgrounder – Je nachdem womit du dich im Business beschäftigst, kann das z.B. eine Beschreibung deiner Dienstleistung sein – wobei du aufzeigen solltest, was dich von anderen in der Branche unterscheidet. Wenn du Produkte vertreibst, kannst du Details beschreiben, die im besten Falle neu, einzigartig und überzeugend sind. Bist du vielleicht Autor? Dann ist der Backgrounder der Raum, in dem du über dein neues Buch sprichst.
  3. Fact Sheet – Größere Unternehmen bringen auf dieser Seite die wichtigsten Kennzahlen unter und/oder präsentieren die Firmengeschichte in Jahreszahlen. Wenn du dein Produkt selbst entwickelt hast, kannst du in einem Fact Sheet beispielsweise Meilensteine auf dem Weg von der Idee bis zur Marktreife skizzieren.
  4. Interview – Ist es dir beim Erstkontakt darum gegangen, dich als Experten für ein bestimmtes Thema zu positionieren, dann kannst du diese Karte ausspielen. Dazu überlege dir Fragen, die dein Themengebiet auf anschauliche Weise einem breiten Publikum (bzw. den Lesern der Zeitung oder Fach-Zeitschrift die du im Blick hast) zugänglich machen. Während du diese Fragen beantwortest, berücksichtigst du folgendes: Wie lässt sich mein ansonsten vielleicht trockenes Thema lebendig darstellen? Wodurch kommt meine Expertenkenntnis am meisten zum Tragen? Wie kann ich komplexe Sachverhalte einfach darstellen? Welche Beispiele und Analogien aus dem Alltag fallen mir ein, um das Verständnis beim Leser zu erhöhen? Wie kann ich positive Emotionen auslösen?
  5. Infografiken und Skizzen – Viele Selbstständige sind Innovatoren. Was sie tun, ist für die Allgemeinbevölkerung nicht immer leicht zu verstehen, weil sie über spezielle Fachkenntnis verfügen. Journalisten erleichtert es die Arbeit erheblich, wenn übersichtliche Grafiken deine Prozesse oder Denkmodelle auf einfache Art verdeutlichen oder Kennzahlen zusammenfassen. Das ermöglicht dem Redakteur außerdem, nach einem Gespräch mit dir, das gehörte noch einmal für sich zu sortieren.
  6. Bilder und Videoaufnahmen – Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte, das gilt selbst für die Tageszeitung. Heute kommt kaum ein Artikel ohne begleitendes Bildmaterial aus, weil wir Menschen nun einmal von visuellen Reizen besonders angesprochen werden. Wenn du also möchtest, dass der Artikel der über dich geschrieben wurde auch gelesen wird, dann verzichte nicht auf Bildmaterial. Das sollten auf jeden Fall Porträtfotos von dir sein, aber auch Aufnahmen deiner Produkte. Bilder von deinem Business “in action” oder “behind the scenes” eignen sich ebenfalls gut. Beschränke dich auf etwa 5 Bilder in jeweils 300 dpi Auflösung.
    Bei online-Medien helfen natürlich auch Videos. Bist du Künstler oder Musiker? Dann füge Ausschnitte eines gelungenen Auftritts bei. Denke hier daran, dass Redakteure sehr wenig Zeit haben. Sie werden sich keinen Mitschnitt von 90 Minuten ansehen. Suche die entscheidenden 2 Minuten aus, in denen das Publikum so richtig durch die Decke ging.
  7. Datei-Anforderungsbogen und Kontaktdaten – Ein Klassiker unter den Fehlern bei Pressemappen ist, nirgendwo Kontaktdaten anzugeben. Das Kontaktformular lässt sich ideal mit dem Datei-Anforderungsbogen verbinden, mit dem ein Redakteur bei Bedarf weiteres Material bestellen kannWenn du  Rezensionsexemplare abzugeben hast, Produktproben verschickst, Originalliteratur existiert, bei der du als Autor gelistet bist, dann sind dies alles Punkte, die du auf einem Formular auflisten kannst, mit Kästchen zum Ankreuzen, mit Angabe einer Faxnummer oder E-Mail-Adresse, unter der diese Dinge bestellt werden können. Das ist ein guter Trick, um zu verhindern, dass deine Pressemappe zu dick wird. Alles was unterstützt, aber es nicht in die primäre Auswahl geschafft hat (also auch weitere Bilder, Grafiken oder Videos) kannst du hier aufnehmen.
Elektronische Pressemappe oder doch Printexemplare?

Heute stellt sich diese Frage eigentlich kaum noch, denn die meisten Redaktionen sind froh, wenn kein Papier mehr ihre Schreibtische flutet. Bei der elektronischen Variante solltest du darauf achten, dass du die Dateien in einem Format versendest, das von Standardprogrammen gelesen werden kann, also beispielsweise PDF für Text und JPG für Bilder. Reduziere die Größe der einzelnen Dateien, damit die Mail mit dem entsprechenden Anhang nicht als unzustellbar zurückkommt. Unter 10 MB ist eine Datenmenge, die von den meisten Unternehmen als Anhang noch toleriert wird.

Wie biete ich die Pressemappe an?

Wenn du aktiv Pressearbeit betreibst, dann lohnt es sich auf deiner Internetseite eine Rubrik einzuführen die „News“, „Media“, „Presse“, „Journalisten“ oder ähnlich heißt. Hier kannst du die elektronische Pressemappe proaktiv zum Download anbieten.Wenn du keinen eigenen Internetauftritt hast, aber beispielsweise über Social Media-Kanäle verfügst, kannst du die Pressemappe auch dort bewerben und bei einem Drittanbieter, wie etwa Dropbox, zum Download hinterlegen.
Was ich alternativ empfehle ist, auf deiner Internetseite
deine Pressemappe auf Anfrage anzubieten. Das ist zwar für den Redakteur ein Schritt mehr hin zur Information die er sucht. Für dich hat das allerdings den Vorteil, dass du auf diese Weise eine erste Chance zur Kontaktaufnahme per Mail hast. Außerdem solltest du etwa 4 Tage nach dem Versandt telefonisch nachfassen, um zu zeigen, dass du echtes Interesse an einem Austausch mit dem Journalisten hast.

Brauchst du Unterstützung bei der Erstellung von Texten für deine Pressemappe?
Kann ich dir bei der Auswahl der Inhalte helfen?
Wünschst du dir ein Interview als festen Bestandteil und weißt nicht, wie du es anstellen sollst?
Dann sprich mich gerne an. Ich habe zu einer großen Bandbreite an Themen – von C wie Cannabis bis W wie Wechseljahre – Inhalte für Pressemappen erstellt.

Drei erstaunliche Alternativen zum Pressetext

 

Journalisten beklagen sich mit schöner Regelmäßigkeit über schlecht geschriebene Pressemitteilungen und lästige Telefonate, um auf dieselben hinzuweisen. Aussagekräftige Presseinformationen sind allerdings – das gehört auch zur Wahrheit – immer noch ein wichtiges Fundament journalistischer Berichterstattung.

Wie ein Pressetext aussieht, der tatsächlich gelesen wird und wie du vorgehen kannst, um Journalisten mit deinen News zu erreichen – statt zu nerven – habe ich schon einmal in diesem Blogbeitrag zusammengefasst.

Im heutigen Beitrag möchte ich dir aufzeigen welche alternativen Wege du beschreiten kannst, um deine Unternehmer-Geschichte oder persönliche Erfolgsstory auf andere Weise zu erzählen.  Ein Kollege hat das Prinzip das diesen Möglichkeiten zugrunde liegt einmal sehr treffend so beschrieben:

„Geh dort fischen wo die Fische sind, sonst bleibst du am Abend hungrig!“

Will heißen: Statt die große Welle zu machen, um die Aufmerksamkeit auf dich zu lenken, wende dich dort hin, wo die Aufmerksamkeit deiner Kunden bereits ist. So kannst du deine Botschaften gezielt und elegant zu den Menschen bringen, die dich und dein Angebot kennen sollten.

1. Der LinkedIn-Artikel

Soziale Netzwerke sind ein guter Startpunkt, um Menschen abzuholen. Facebook, Twitter und Co. haben allerdings den Nachteil, dass du nur wenige Zeichen zur Verfügung hast, um deine Geschichte zu erzählen. Anders LinkedIn: Das soziale Business-Netzwerk hat sich inzwischen zu einer Plattform entwickelt, die, über Arbeitgeber und Arbeitnehmer hinaus, auch Businesspartner zusammenbringt.

CEOs großer Unternehmen haben LinkedIn schon länger für sich entdeckt, um am Image zu feilen, oder große strategische Themen ihren Kunden und  Mitarbeitern nahezubringen. Ein Vorteil ist, dass zwischen verschiedenen Formaten gewechselt werden kann: Text, Bild und Video, selbst Präsentationen und Folien, alles kann eingebunden werden. Wer sich ein positives Beispiel anschauen möchte, dem sei der Account des VW-Chefs Herbert Diess empfohlen. Was ihn auszeichnet: Er ist persönlich, authentisch, nahbar und arbeitet scheinbar ohne Skript. Wenn er in „Diess testet“ eine seiner Marken spontan auswählt und Probe fährt, ist man schon gespannt was dabei am Ende herauskommt.

Wer sich nicht gleich vor die Kamera traut, für den sind die LinkedIn-Artikel eine gute Option. Sie werden im eigenen Profil veröffentlicht und bieten mehr Raum als der klassische Beitrag. So wird LinkedIn zur echten Alternative für einen eigenen Blog. Über den Feed lassen sich die Artikel verbreiten und können so gelikt, geteilt und auch kommentiert werden. Damit helfen dir deine Follower die Reichweite des Artikels zu erhöhen. So entsteht Aufmerksamkeit bei bestehenden und potenziellen Kontakten und dein Netzwerk wächst in den Zielgruppen, die für dein Business tatsächlich relevant sind.

Wie für einen Blog, gilt auch bei einem LinkedIn-Artikel auf Keywords zu achten. Verwende also die Begriffe im Text, um über deine Dienstleistung oder deinen Business-Bereich zu sprechen, nach denen Leser im Netz tatsächlich suchen. Wenn du nicht sicher bist, welche Fragen Kunden im Internet zu deinem Thema stellen, dann schau mal bei https://answerthepublic.com. Dort erfährst du es, auch in der kostenfreien Variante (unbezahlte Werbung).

Für die Beiträge, über die du deine Artikel verbreitest, ist eines ganz wichtig: Nutze die Funktion der Hashtags, denn über sie werden deine Artikel auch von Menschen gefunden, die noch nicht zu deinen Followern gehören, aber einen Bezug zu deinem Thema haben.

Und als letzten Tipp: Hefte den Beitrag zu deinem Artikel an dein Profil an. Damit wirst du für andere LinkedIn-Nutzer interessanter und gewinnst neue Follower. An meinem LinkedIn Profil kannst du übrigens gut sehen, wie das praktisch aussieht.

2. Der Gast(beitrag)

Eine weitere Möglichkeit deine Geschichte einem größeren Netzwerk bekannt zu machen ist, die Reichweite bereits populärer Menschen, sogenannter Influencer, zu nutzen. Dazu ist zunächst Recherche nötig: Welche Blogger, Podcaster, Gruppierungen vertreten die gleichen Interessen wie du? Wer wird in deinem Themenbereich als besonders glaubwürdig wahrgenommen? Wem hören Medien heute zu, wenn es um deine Kernthemen geht? Bist du beispielsweise Schriftstellerin, willst du wissen welchen Buchbloggern die Community folgt. Wenn du Coach bist, möchtest du erfahren, welche Podcaster ihre Inhalte für die gleichen Zielkunden produzieren.

Nimm Verbindung über Social-Media Kanäle auf, schreibe Personen gezielt an und bitte sie um ein Gespräch. Nutze Netzwerktreffen oder Veranstaltungen, um persönliche Kontakte aufzubauen. Mische dich in Diskussionen um relevante Themen ein. Wichtig beim aktiven Networking ist, dass du echtes Interesse an deinem Gegenüber hast und der Austausch zum beiderseitigen Nutzen verläuft. Wenn sich die Gelegenheit bietet, kannst du beispielsweise den Food-Blogger darum bitten, deinen Weg zum eigenen Restaurant auf seinem Blog als Gast zu erzählen. Manche Blogger veranstalten auch Blogparaden. Das sind zeitlich begrenzte Thementage, für die ein gastgebender Blogger seine Plattform öffnet, um anderen die Gelegenheit zu geben, relevante Artikel einzureichen. Das erzeugt besonders hohe Reichweiten, weil sich alle teilnehmenden Blogger an der Promotion beteiligen und somit eine hohe Zahl an Followern erreicht wird.
Ein Beispiel einer Blogparade an der ich mit einem Artikel teilgenommen habe (es geht um eines meiner Lieblingsthemen, die goldene Lebensmitte) findest du hier: https://lemondays.de/wechseljahre/bettgefluester/

Das Podcast-Format erlebt gerade seine Blütezeit, mit Stand April 2021 gab es weltweit 2 Millionen Podcasts mit 48 Millionen Folgen. Viele Podcaster sind auf der Suche nach Gesprächspartnern mit guten Geschichten, nach außergewöhnlichen Lebenswegen, nach emotionalen Achterbahnfahrten mit Happy End. Wenn deine Unternehmensgeschichte dieses Potenzial hat und dir ein Mikrophon keinen Schrecken einjagt, solltest du nicht zögern, dich als Interviewpartner anzubieten. Eine Webseite auf der du themenspezifisch nach Podcasts suchen kannst ist https://www.listennotes.com (unbezahlte Werbung).

3. Bewerbung auf Ausschreibungen und Preise

Meine dritte Empfehlung mag für dich vielleicht klingen wie ein Lotterie-Spiel: Hoher Einsatz, kein Gewinn. Lass dich überzeugen! Zum Einen gibt es ein Meer an jährlich ausgelobten Preisen für fast jeden Arbeitsbereich, angefangen von der Wissenschaft über die Kultur und den Sport bis hin zu Wirtschaft und Unternehmertum.  Zum Anderen sind Orchideenbereiche dabei, auf die sich nicht gleich die gesamte Republik bewirbt, du also echte Chancen hast, eine der begehrten Trophäen mit nach Hause zu nehmen.

Was macht nun einen Wettbewerb für dich so attraktiv, dass der Aufwand der damit verbunden ist sich lohnt? Das Preisgeld (wenn es überhaupt eines gibt) ist es in den seltensten Fällen. Vielmehr genießt du den Vorteil, dass sich die Organisatoren um die Public Relations kümmern. Dabei handelt es sich häufig um Stiftungen, Institutionen oder Unternehmen, die versiert sind in Umgang mit Medien. Sie erstellen beispielsweise Pressetexte über die Teilnehmer auf der Shortlist (also nicht nur die Gewinner), auf den Internetseiten zum Preis werden einzelne Bewerber vorgestellt, Medieninterviews schon im Vorfeld zur Verleihung vermittelt. Als Veranstalter pflegen sie intensive Beziehungen zu den Medien, so dass eine hohe Reichweite garantiert ist. Schließlich werden die meisten renommierten Preise bereits seit Jahren vergeben. Je nach Preis kann die Verleihung auch im Fernsehen übertragen werden. Als Beispiel sei hier der Deutsche Innovationspreis, unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, genannt. Bist du einmal bei Journalisten als Experte auf deinem Themengebiet bekannt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr viel höher, dass sie dich in Zukunft proaktiv kontaktieren.

Ein Preis ist ein Gütesiegel mit Langlebigkeitsstatus. Bist du der „Künstliche-Intelligenz-Champion Baden-Württemberg 2020“, dann steigert das deine Reputation und beeindruckt beispielsweise potentielle Investoren auch in drei Jahren noch. Das Logo des Preises darf daher auf deiner Webseite einen prominenten Platz bekommen und im E-Mail-Abbinder sowieso.

Wer einen Preis gewonnen hat schüttelt viele Hände, darunter auch die von V.I.Ps, womit wir wieder bei den Influencern wären. Nutze diese Chance zum Networking und halte Kontakt auch über die Veranstaltung hinaus. Wenn es sich um branchenspezifische Veranstaltungen handelt, ergeben sich aus diesen Kontakten möglicherweise weitere Chancen, dich ins Gespräch zu bringen. Dies gilt insbesondere für Kontakte zur Politik. Ich hatte einmal das Glück für den Gewinner des „Bayerischen Innovationspreises“ zu arbeiten. Als es kurz darauf um die Zukunft der Biotechnologie-Industrie ging, wurde das Unternehmen zur Diskussionsrunde in die Bayerische Staatskanzlei eingeladen. Das hat Gestaltungsspielräume eröffnet, die zuvor niemals möglich gewesen wären.

Jede Unternehmensgröße und jede Branche hat ihre eigenen „Heldenmacher“. Um dich für die Suche nach dem geeigneten Award für dein Herzensbusiness  zu inspirieren, stelle ich dir hier noch einige Links zusammen:

Preise für den Mittelstand: https://www.wlw.de/de/inside-business/aktuelles/awards-fuer-den-mittelstand-zeichnen-ihr-unternehmen-aus

Wirtschaftspreis der deutschsprachigen Länder Europas mit 200 verschiedenen Kategorien: https://stevieawards.com/gsa/über-die-stevie-awards-0

Übersicht über Marken und Innovationsawards: https://www.visable.com/de_de/magazin/wissen/industrie-awards

Was allen genannten Möglichkeiten – ebenso wie dem Pressetext – zugrunde liegt ist deine Geschichte. Diese so zu gestalten, dass sie für deine Kunden, Kooperations- und Netzwerkpartner und schließlich auch für Medien interessant ist, dabei kann ich dir helfen.

Egal für welchen der Wege du dich entschieden hast, wenn du dir dabei professionelle unterstützen wünschst, dann sprich mich gerne an. Bist du eingeladen deine Erfolgsstory in einem Podcast zu erzählen und hast Angst vor dem Mikrophon? Hast du ein Interview vereinbart und bist unsicher, wie du dich dabei verhalten sollst? Ich biete dir mein professionelles Training an, gerne auch online.

Wenn du aus diesem Artikel etwas für dein Business gelernt hast, oder wenn du Fragen dazu hast, lass mir gerne einen Kommentar da!

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Im Gespräch mit Dr. Reimar Schlingensiepen über Unternehmensgründung

Mein heutiger Gesprächspartner ist viel in der Welt herumgekommen. Als Sohn eines Diplomaten verbrachte er seine Kindheit in Südeuropa, Südamerika und im Nahen Osten. Den klinischen Teil seines Medizinstudiums hat er in Frankreich und England absolviert. Die jeweilige Kultur hat er sich über die Sprache erschlossen, so dass er heute – teils fragmentarisch – 6 Sprachen spricht, am liebsten als Kauderwelsch. Die eigene Familie wurde in all dem Wandel zur Konstante. In Syrien und Griechenland erlebte er den Einfluss der Diktatur auf die Menschen. So lernte er die Demokratie noch mehr zu schätzen und kam mit einem veränderten Blick auf Deutschland zurück. Er verbindet damit Freiheit, Sicherheit, Wohlstand und Kultur. Er stellt sich derzeit die Frage, ob es genug Menschen gibt, die diese Werte ausreichend schätzen, um sich für die Demokratie einzusetzen, die er – auf der ganzen Welt – durch Populisten unter Druck sieht. Dr. Reimar Schlingensiepen ist heute Coach und Unternehmensberater, Interim-Manager und CEO, besonders in den Bereichen Biotechnologie und Medizintechnik.

Wann wirst du als Berater zu Unternehmen hinzugezogen?

Eigentlich immer, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Denn erst, wenn die Hütte brennt, fällt irgendwem – meist einem Investor – mein Name ein. Gerne würde ich früher involviert, aber das wäre zu viel verlangt, weil es ja bis zur vollen Krise noch irgendwie funktioniert. Andererseits sind dann die Wege aus der Krise für alle viel besser spürbar und der Enthusiasmus ist größer. So macht die Arbeit noch mehr Freude, weil ich mehr bewegen kann.
In der Krise ist die Bereitschaft zu Änderungen größer.

Wie siehst du deine Rolle als Berater und wie gehst du vor?

Ich habe einmal mit einem Emeritusprofessor einer Universität im Badischen zusammengearbeitet, der eine eigene Firma gegründet hat. Der hat zu mir gesagt: „Hätte ich Sie nur vor 30 Jahren getroffen. Sie ordnen meinen Kopf mit all‘ seinen Ideen!“ Wenn mir das gelingt, freue ich mich natürlich riesig. Ich schaue mir das Produkt an – in meinem Bereich sind das ja meist Wirksubstanzen für die medizinische Anwendung. Dann sortiere ich, wo es einen Bedarf gibt und wie gut die Substanz in verschiedenen Bereichen abschneidet. Gibt es Anwendungsgebiete mit hohem Bedarf, weil es noch keine Therapien gibt? Gibt es überhaupt Interesse in der Industrie an dieser Therapie? Wie sind die Aussichten auf ein Patent? Können andere die Krankheit kostengünstiger behandeln? Wie schwierig, langwierig und teuer wird die Entwicklung sein? Es ist ein bisschen wie puzzeln. Ich gebe den Gründern verschiedene Mittel und Aspekte an die Hand, mit denen wir die vielen Teile zu einem sinnvollen Ganzen zusammenfügen.

Bei der Priorisierung von Projekten helfen Scoring-Tabellen, mit denen wir Punkte für jeden Aspekt vergeben. Das hat bisher immer sehr gut funktioniert, vielleicht auch, weil ich den Markt seit vielen Jahren kenne und dementsprechend bei der Bewertung helfen kann.

Was sind die häufigsten Probleme, die du in Unternehmen – die dich zu Rate ziehen – identifizierst?

In allen Phasen der Unternehmensentwicklung ist die Suche nach Kapital ein großes Problem. In den USA wäre das einfacher, in Deutschland ist das schwierig. Dabei ist die Anfangsfinanzierung dank Fonds wie beispielsweise dem High-Tech Gründerfonds (HTGF) gar nicht so schlecht. Die Schwierigkeiten beginnen für viele erst mit der Anschlussfinanzierung. Ich glaube, der Grund liegt in der Sorge um die fehlende sichere Rendite. Wir hinken in dem Verständnis von Start-up-Finanzierungen den USA mehrere Jahrzehnte hinterher. Dort schaut ein Investor auf sein Portfolio und ist zufrieden, wenn sich von seinen 10 Firmen, 6 lateral bewegen und 1 Diamant herauskristallisiert. In Deutschland neigen wir dazu uns auf die 3 zu konzentrieren, die es vielleicht nicht schaffen werden. Wir sehen also eher das Risiko anstatt der Chance. Daher heißt Venture Capital bei uns auch nicht Wagnis-, sondern Risikokapital. Durch die Erfolgsgeschichte von Biontech beispielsweise verändert sich aber auch bei uns inzwischen das Verständnis.

Es ist aber auch so, dass die Projekte oft so unstrukturiert sind oder sich in die falsche Richtung entwickeln, dass alles auf den Kopf gestellt werden muss, bevor das Projekt überhaupt für die Geldgeber interessant ist.

Auch werden fast immer zu viele Projekte verfolgt. Wer mehrere Hasen jagt, fängt keinen. Wenn wir gemeinsam schauen, wo die Forschung/das Produkt am aussichtsreichsten und der Bedarf am größten ist, kristallisiert sich schnell heraus, was zu tun ist. Dabei erkennt der Wissenschaftler – der geschult ist vorrangig wissenschaftlichen Interessen nachzugehen – dass Priorisierung auf das wirtschaftlich Sinnvolle unumgänglich ist. Das ist halt leider nicht immer das spannendste Projekt. Außerdem kommt nach der hoffentlich aufregenden Forschung noch die jahrelange Entwicklung, also die Fleißarbeit. Die Ausgangssituation ist meist, dass die Firma mit begrenzten finanziellen Mitteln das erste Projekt meistern muss, oder zumindest so weit Fortschritt sichtbar wird, dass der Investor erstmalig oder noch einmal investiert.

Und schließlich gibt es auch noch die Probleme auf der Personalebene. Ein befreundeter Wirtschaftspsychologe hat mir einmal gesagt: „Auch ein gestörtes System ist ein in sich funktionierendes System.“ Das hat mir die Augen für meine Arbeit in manchen Unternehmen geöffnet. Die größte Herausforderung als Berater ist es, in ein Systeme einzugreifen, in dem wesentliche Beteiligte zwar Besserung wollen, aber das System an sich nicht angetastet werden darf, getreu dem Motto: „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.“ Da sind oft Egos am Werk, die ihre Rolle spielen wollen, die dem Unternehmen aber überhaupt nicht gut tut. Da muss man, wenn man Veränderung herbeiführen will, schon sehr sperrig sein.

Wir haben gerade über Investoren gesprochen. Womit steigen denn die Chancen, dass ein Unternehmen anschlussfinanziert wird?

Da geht es zu 50% um das Produkt, das neu und einzigartig ist. Im Falle der Unternehmen, die ich betreue heißt das, es bringt einen medizinischen Nutzen, sei es durch bessere Therapie oder weniger Kosten bei gleicher Wirksamkeit. Dann ist es die Klarheit in der Kommunikation mit dem Investor, damit dieser die Alleinstellung auch sieht. Und die andere Hälfte ist das Vertrauen in die Person des Unternehmers selbst. Ein schlechtes Produkt wird niemand auf den Markt entwickeln können, aber ein gutes Projekt zu versenken, das schafft notfalls jeder. Der Investor sollte also dem Unternehmer zutrauen, das Projekt über die Ziellinie zu führen.

Wie gelingt denn ein gutes Miteinander von Unternehmer und Investor?

Das Wichtigste ist zu verstehen, wo jede der beiden Parteien herkommt. Die Sorgen, Pflichten und Möglichkeiten der anderen Seite zu verstehen hilft sehr, Spannungen zu vermeiden. Gibt es Probleme, dann ist es hilfreich die Positionen beider Seiten zu betrachten, damit konstruktive Lösungswege gesucht werden können. Wenn nicht auf der einen oder anderen Seite ein unüberwindliches Ego sitzt, kann die Zusammenarbeit sehr harmonisch sein. Der Grund für die Haltung des einen, sollte sich dem anderen erschließen, weil nur so Verständnis aufkommt und ein Konsens gefunden werden kann. Am Ende sitzen doch alle im selben Boot und wollen den Erfolg. Mein Vorteil ist, dass ich mich als dritter, unbeteiligter Partner oft einfacher in die Positionen der Parteien hineinversetzen kann und mir Probleme leichter kommuniziert werden.

Gibt es ein wiederkehrendes Thema, das dir speziell bei Unternehmensgründungen auffällt?

Es gibt tatsächlich ein Thema, das überall mit drin steckt: Furcht. Genauer: Die Furcht vor der falschen Entscheidung, weswegen sie lieber nicht gefällt wird. Falsche oder keine Entscheidungen aus Angst vor den wissenschaftlichen oder wirtschaftlichen Konsequenzen, aber auch die Furcht vor den Geldgebern, und so weiter. Ich beobachte, dass diejenigen, von denen eine Entscheidung erwartet wird, sich ihrer Furcht oft gar nicht bewusst sind, im Gegenteil! Sie halten sich sogar selbst für unerschrockene Kämpfer. Die Furcht ist der Elefant im Raum, während sich die Beteiligten im Disput ergehen.

Man muss Gründern aber auch zugutehalten, dass sie alles zum ersten Mal machen. Sie werden in Schule und Universität in keiner Weise darauf vorbereitet, was es heißt, ein Unternehmen zu gründen – was noch einfach ist – gemessen daran es zu führen und zu entwickeln. Wem soll das denn nicht Respekt einflößen?

“Mein Job ist, Menschen in die Lage zu versetzen, Entscheidungen zu treffen.”

Also mit Kriterien aber auch damit, ihnen vor Augen zu führen, welche Konsequenz eine Entscheidung, vor allem aber eine Nicht-Entscheidung haben kann. Was ich im Übrigen den Gründern im Umgang mit ihren Mitarbeitern auch mitgebe: Baue auf das Können deiner Mitarbeiter, entwickle sie weiter, damit sie über sich hinauswachsen und dich noch besser entlasten können! Nur so kommt das Unternehmen vom Fleck.

Was müsste sich Deiner Meinung nach ändern, damit Gründer nicht ganz so ins kalte Wasser gestoßen werden?

Eigentlich müsste es in allen Studiengängen Module zur Selbstständigkeit und zur Führung von Menschen geben. Egal, ob ich als Linguist ein Übersetzungsbüro gründe oder mich als Mediziner niederlassen will, ob ich in der Uni oder einer Firma ein Team leiten muss, dieses Wissen bräuchte jeder. Aber unsere Lehranstalten sind fast ausschließlich auf akademisches Wissen ausgerichtet. Klassisches Beispiel sind die Lehrer, denen 12 Semester Fachwissen eingebläut wird, sie aber ohne pädagogische Ausbildung mit Schülern umgehen können sollen. Oder eben der Gründer, der laut Gesetz ab der ersten Sekunde „kaufmännische Sorgfalt“ walten lassen muss. So muss jeder von uns ohne hilfreiches Vorwissen die Fehler der anderen wiederholen. Das ist schon schade.

“Wenn alle wüssten, dass Führungswissen und Unternehmertum nicht nur für Gründer, sondern für uns alle wichtig ist, wäre die Akzeptanz vielleicht höher.” 

Gibt es gängige Mythen, Glaubenssätze oder Erwartungen von Gründern, mit denen Du gerne aufräumen möchtest?

Viele Gründer meinen, dass die Welt ganz ungeduldig auf das Produkt wartet, dass Investoren sich kaum bändigen können, ihr Unternehmen zu finanzieren. Und schließlich: Dass es ohne den Gründer niemals auf Dauer laufen wird. Letzteres ist aber nur der Fall, wenn der Gründer sich fortwährend weiterentwickelt und mit dem Unternehmen und der Verantwortung wächst. Das ist einerseits der große Reiz, andererseits verlangt es den Menschen viel ab. Als ich das erste Mal Geschäftsführer wurde, sagte mir ein Mitarbeiter mit langjähriger Pharmaerfahrung nach einiger Zeit, dass er anfangs über meinen Mangel an Führungswissen beunruhigt war, dann aber gesehen hat, dass ich mich den Aufgaben gestellt habe, also mit der Zeit den Aufgaben immer mehr gewachsen war. Das war ein tolles Kompliment.

Gründern mangelt es zu Beginn der Tätigkeit oft an der Augenhöhe mit Verhandlungspartnern. Wie verschafft man sich als Gründer Respekt?

Problemlösungen schaffen Respekt. Oft gibt es im Managementteam jemanden, der den Geldgebern fortwährend von den aktuellen Problemchen berichtet, statt erst einmal selbst an der Lösung zu arbeiten. Das schafft nichts als Unruhe und Zweifel am Managementteam. Es ist eine schwierige Balance, den Zeitpunkt zu finden, bis zu dem die Unternehmer das Problem erst einmal aus der Welt schaffen sollten und ab wann sie z.B. die Investoren hinzuziehen sollten. Diese Kompetenz zu stärken ist einer meiner Schwerpunkte. Es ist damit wie Gehen lernen, „von Fall zu Fall“. Mit jedem gelösten Problem wächst das Vertrauen, dass ich es kann. Hier hilft also vor allem die Praxis und eben der Mut zur Entscheidung.

Was ist deine Lieblingsfrage, die du in Unternehmen stellst?

„Was verlieren wir, wenn wir das versuchen?“ Ich erlebe es sehr häufig, dass ich auf Widerstände stoße, weil „ein bestimmter Punkt sowieso von den Verhandlungspartnern abgelehnt werden wird“. Die Wahrheit aber ist, dass wir in den meisten Fällen nichts verlieren, sondern schlimmstenfalls nichts, meist aber wenigstens etwas gewinnen. Dann doch lieber machen! Ein Beispiel: Es gab Drittmittel für ein Projekt, in dem alle Schritte bereits erfolgt waren, ein weiterer Mittelabruf also nicht möglich war. Im Topf waren aber noch mehrere hunderttausend Euro. Ich habe also gesagt: „Warum fragen wir nicht, ob wir die umwidmen können?“ Fast schon mitleidig wurde mir beschieden: „Das können wir nicht! Das wird sowieso abgelehnt. Wir kennen uns da aus“. Also habe ich gefragt, was wir verlieren, wenn wir es versuchen? Schließlich haben wir gefragt und die Förderstelle war begeistert von unseren Ideen. Selbstverständlich haben wir das Geld bekommen. Also einfach versuchen und nicht von vorne herein ein Projekt zum Scheitern verurteilen, indem ich sage „da gibt es keine Chance, ich versuche das nicht!“Aus meiner Erfahrung heraus tritt der „worst case“ fast nie ein, der Versuch lohnt also immer.

Gibt es eine Art Fahrplan für erfolgreiche Unternehmensgründung? Was wären Punkte, die Du in eine solche Roadmap unbedingt hineinschreiben würdest, um gängige Fehler oder Probleme zu vermeiden?

Da gibt es keine Schablone, aber ein paar grundsätzliche Tipps: Bei der Gründung sollte man wirklich nur den Personen Anteile geben, von denen man weiß, dass sie wichtig sind und vor allem dabei bleiben werden. Wenn Mitgründer sich früh operativ verabschieden, bleiben sie trotzdem über ihre Anteile am Erfolg beteiligt. Das kann die verbleibende Mannschaft durchaus verbittern. Das habe ich öfter gesehen. Besser ist es, verbindlich Anteile in Aussicht zu stellen, wenn klar ist, dass das Team gemeinsam durch dick und dünn geht und sich versteht. Nach der Gründung ist es die Diskussions- und Streitkultur, die dem Fortschritt und der Problemlösung dienen muss. Sonst ist sie nur destruktiv und führt zum Stillstand. Ich erlebe immer wieder, wie viel Potenzial und Arbeitskraft ich bei den Personen freisetzen kann, wenn sie aufhören, ohne Fortschritt zu streiten und mit Schuldzuweisungen aufhören, einfach, weil Probleme angegangen und beseitigt werden. Glaube mir, die Leute schlafen dann auch wieder besser.

Welche Eigenschaften sollte ein Unternehmensgründer deiner Meinung nach mitbringen und welche Fähigkeiten wären gut sich anzueignen, wenn das Abenteuer gelingen soll?

Bescheidenheit insofern, als der Gründer selbst nur einen Teil der Aufgaben lösen kann. Anders ausgedrückt: Vertrauen in fähige Mitarbeiter zu haben und die Fähigkeit, diese zu motivieren mit einem zusammenzuarbeiten.

Außerdem: Das eigene Tun in Frage zu stellen und einen besseren Weg zu suchen, wenn es nicht richtig weitergeht. Das setzt voraus, dass ich in einem Umfeld agiere, das offene Diskussion und Kritik zulässt. Dann sollte ich auch den Mut haben, eine falsche Entscheidung zuzugeben und Korrekturen vorzunehmen.

Transparenz und Ehrlichkeit sind besonders entscheidend, wenn sich Strategien ändern, damit diese auch nachvollziehbar sind.

Es braucht den Willen nicht still zu stehen, Spaß an der Veränderung, Mut zur Konfrontation und die Bereitschaft sich von Lieblingsprojekten zu verabschieden, wenn sie nicht zum Erfolg der Firma beitragen. Klingt vielleicht einfach, ist es aber nicht.

“Dafür gibt es die Aussicht auf einen niemals langweiligen Job und darauf, sein eigener Chef zu sein und vor allem vielleicht etwas Gutes mit den Produkten zu bewirken. Also etwas zu hinterlassen, was es ohne einen nicht gegeben hätte.”

In Deutschland haben wir keine Kultur des erfolgreichen Scheiterns. In USA ist das anders. Hast Du aus Deiner Erfahrung heraus den Eindruck, dass gescheiterte Unternehmer in Deutschland wieder auf die Beine kommen? Anders gefragt: Gibt es in Deutschland genug Gründergeist?

Wenn man den Statistiken trauen darf, nimmt der Gründergeist ab. Aber ob dem wirklich so ist, weiß ich nicht. Es heißt ja auch oft, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit nähmen ab. Ich bemühe mich immer nach Kräften, diese trostlosen Aussichten am eigenen Leibe nachzuvollziehen und treffe auf so viele nette, hilfsbereite Menschen in allen Teilen Deutschlands und anderen Ländern. Und so hoffe ich auch, dass der Gründergeist doch besser ist, als es die Demoskopen unken. Denn ohne ihn gäbe es auf Dauer keine Zukunft. Dass der gescheiterte Gründer beim nächsten Versuch Entscheidendes besser macht, ist sicherlich richtig. Daher bleibt nur zu hoffen, dass er in Deutschland wertgeschätzt wird. Ich denke, ganz so schlimm wie vor 10 oder 20 Jahren ist das auch nicht mehr. Wenn die Persönlichkeit stimmt, wird es eine zweite Chance geben.

Was sind deine wichtigsten Tipps für Menschen, die mit der Selbstständigkeit liebäugeln, sich aber nicht trauen, den ersten Schritt zu tun?

Zuerst sollte die Gründerin oder der Gründer schauen, ob das Produkt etwas ist, das wirklich gebraucht wird. Also: gibt es einen ausreichenden Markt? Dann schauen, ob es erfahrene Gründer gibt, mit denen das Unterfangen durchgesprochen werden kann. Wenn es niemanden interessiert, sollte ich in mich gehen… Aber in der Regel wird es Interesse geben mit hilfreichen Tipps, Adressen aus dem Netzwerk, z.B. von Geldgebern und so weiter. Das Gründen selbst ist ja nicht so schwierig. Darüber hinaus gibt es ja auch ausreichend Gründungsprogramme wie Go-Bio oder m4-award. Einen Businessplan sollte ich frühzeitig erstellen und zwar nicht nur für Investoren, sondern auch für mich selbst. Dann wird mir klar, wie viel Geld, welche Zeit, welches Team es braucht, welchen Wettbewerb es gibt, bevor ich den Traum verwirklichen kann. Wenn alles passt, dann sollte gegründet werden. Notfalls muss das Projekt auch scheitern dürfen. In der GmbH ist das auch nicht der Weltuntergang. Wenn ich formale Dinge beachte, gilt ja die «beschränkte Haftung», eben damit Menschen sich leichter trauen, zu gründen. Manchmal merken angehende Gründer auch, dass sie doch lieber an der Universität bleiben und niemanden finden, der für sie die Unternehmensführung übernehmen will. Dann wird es das schöne Produkt nie geben. Aber das ist dann eben auch gut überlegt und in sich richtig. Denn Unternehmen gründen und Gründer/-in sein fordert ganz und gar.

Vorgestellt – Dr. Reimar Schlingensiepen

Dr. Reimar Schlingensiepen, Themeos Unternehmensberatung, ist Arzt mit 30 Jahren Erfahrung in der Medizin und der biopharmazeutischen Industrie und Medizintechnik, sowohl als Gründer und Manager zahlreicher Unternehmen, als auch als Studienarzt und in der Notfallmedizin. Er ist als Interimmanager, (Interim-)CEO, Coach und Unternehmensberater in der pharmazeutischen Industrie tätig. Schwerpunkte sind Unternehmensführung, Krisenmanagement, klinische und präklinische Forschung & Entwicklung, Verhandlungen, Mitarbeiterführung sowie Lehre und wissenschaftliche Vorträge.

Dr. Schlingensiepen ist per Mail erreichbar unter info@themeos.de.

Die Themeos Unternehmensberatung im WWW: https://themeos.de/

Dieses Interview ist Teil meiner Serie “Im Gespräch mit…” von und für Menschen die inspirieren, vernetzen, verändern und eine positive Einstellung ins Leben tragen.

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Adventskalender Interview – 24 Fragen an den Weihnachtsmann

Heute bin ich mit einer echten Celebrity zum Gespräch verabredet, dem CEO des Weihnachtsgeschenke-Express-Dienstes. Er gibt normalerweise keine Interviews. Weil ich ihm zusichere, dass er ungesehen kommen und gehen kann, macht er eine Ausnahme. Ich sitze also nach Anbruch der Dunkelheit am Wohnzimmertisch und warte. Es dauert nicht lange, da poltert es im Schornstein. Kurz darauf nippt der gut gelaunte Dicke mit Rauschebart an einer Tasse Ingwer-Tee. Sein Schlitten parkt derweil auf dem Dach unseres Lofts. Die Rentiere summen leise „Happy“ von Pharrell Williams und wippen mit dem Geweih im Takt.

1. Eine Frage vorweg, wie darf ich Sie ansprechen? Bevorzugen Sie heiliger Nikolaus, Weihnachtsmann oder Santa Claus?

Ich habe da keine Vorliebe, du kannst sagen was dir gut über die Lippen kommt. Meine Rentiere nennen mich Nico, das Christkind sagt Santa.

2. Ist Weihnachten dieses Jahr auch für den Weihnachtsmann anders?

Es ist viel schwieriger Geschenke ungesehen zu deponieren. Es sind ja alle permanent zu Hause. Und dann diese modernen Kamine! Die haben keine Schornsteine mit vernünftigem Durchmesser mehr. Deshalb bin ich vor Jahren schon dazu übergegangen einfach zu klingeln. Macht auch mehr Spaß, weil die Kinder lustige Verse aufsagen oder schräge Lieder singen.

3. Aber Sie ergreifen doch sicher besondere Sicherheitsmaßnahmen, um nicht zum Super-Spreader zu werden, bei der Menge an Haushalten, die Sie besuchen?

Ja natürlich, auch ich bin in diesem Jahr mit Maske unterwegs. Die Elfen haben sie mit ihrem Sternenstaub verziert, das sind Botschaften für die Kinder. Ich habe für jedes zu Hause eine andere.

4. Haben Sie überhaupt noch genug Geschäft? Ich könnte mir vorstellen, dass es zunehmend schwieriger wird, sich gegen Amazon, Zalando und Co. durchzusetzen.

Ganz im Gegenteil! Kooperationen im B2B-Bereich erleichtern meine Aufgabe. Früher haben die Menschenkinder einen Wunschzettel ausgefüllt, den mussten meine himmlischen Helfer abholen und die Besorgungen machen. Jetzt nimmt die Familie die Bestellung selbst vor und ich kooperiere direkt mit den Online-Shops, auch wenn ich über die Geschäftsmodelle dieser Dienstleister nicht wirklich glücklich bin. Effizienzsteigerung ist auch in meinem Business nötig, da es immer mehr Menschenkinder werden, die ich besuche.

5. Das habe ich mich schon immer gefragt: Wie schaffen Sie es, so viele Orte auf der Erde gleichzeitig aufzusuchen?

Bedenke, dass das Konzept der Zeit eure Erfindung ist, weil es euch leichter fällt, Ereignisse in lineare Abfolge zu sortieren. Ich bin auf dieses Konstrukt nicht angewiesen. Ich komme daher sehr gut zurecht.

6. Wie kommt denn eigentlich ihr Auftritt bei der jungen Generation an? Wäre als Beförderungsmittel ein E-Schlitten oder zumindest ein Hybrid nicht zeitgemäßer?

Ach Kindchen, meine Rentiere sind so ökologisch wie Beförderung nur sein kann, das  liebt die Generation „Fridays for Future“. Und Menschen aller Altersklassen stehen auf Nostalgie zur Weihnachtszeit. Mein Rentier Rudolph ist ja inzwischen populärer als ich.

7. Zerstört das Internet nicht den Glauben an Ihre Existenz? Ich könnte mir vorstellen, dass Sie vielerorts gar nicht mehr erwartet werden.

Ich weiß, dass insgeheim selbst die auf mich warten, die nicht an mich glauben. Für mich ist das gar kein Widerspruch, sondern Ausdruck einer zutiefst menschlichen Sehnsucht nach Anerkennung. Auf diese Einsätze freue ich mich, weil ich hier nicht mit einem Arm voller Geschenke auflaufen muss, sondern ein gutes Gespräch führen kann. Das bringt mich selbst auch weiter.

8. Wie wird man eigentlich Weihnachtsmann oder anders gesagt, welche Ausbildung würden Sie Lesern empfehlen, die Weihnachtsmann werden wollen?

Da müssen wir unterscheiden! Ich habe eine Menge Doppelgänger, die in Einkaufszentren oder auf Weihnachtsmärkten arbeiten und sich z.B. mit Kindern ablichten lassen, oder auf Firmenfeiern die Supervision des Wichtelns übernehmen. Dazu braucht man vor allem Geduld, Humor und einen dicken Bauch. Den echten Weihnachtsmann gibt es nur einmal. Dazu wird man von höherer Stelle berufen.

9. Wie halten Sie sich fit und gesund?

Da sprichst du einen wunden Punkt an. Ich liebe Süßigkeiten und probiere gerne aus, was ich verschenke. Das Christkind schimpft mit mir, weil mein Bauch immer dicker wird. Die Engel haben sich ein Fitness-Programm ausgedacht. Wenn ich die erforderlichen Einheiten nicht schaffe, setzt mich Rudi unterwegs ab. Solltet ihr also einen leeren Schlitten am Firmament sehen, bin ich mal wieder unter meinen Möglichkeiten geblieben.

10. Mir fällt auf, dass Sie zumindest in meiner Lebenszeit keinen Tag gealtert sind. Machen Sie den Job denn immer noch gerne? Oder ist die Rente schon in Sicht?

Also das mit dem Alter ist so eine Sache. Ich bin eine Art Projektionsfläche, in der jeder sieht, was er oder sie sehen will. Mein wahres Alter ist dabei unwesentlich. Ich betrachte das was ich tue nicht als Job, sondern als Lebenszweck. Daher bleibe ich, bis ich keine Menschen mehr berühren kann.

11. Wo verbringen Sie eigentlich den Rest des Jahres? Anders gefragt: Wo wohnt der Weihnachtsmann?

Ich weiß, dass darüber viel spekuliert wird. Der Nordpol, Lappland und Grönland sind ebenso in der Diskussion wie Spanien. Die Wahrheit ist, ich bin überall da zu Hause, wo Glück entsteht. Allerdings werde ich selten erkannt, weil ich dann ohne den ganzen Weihnachtszirkus unterwegs bin.

12. In Ihrem Namen wird häufig erpresserisch gehandelt: „Wenn du nicht XY machst, dann bringt der Weihnachtsmann dieses Jahr keine Geschenke!“ Finden Sie das in Ordnung?

Ich bin recht amüsiert, wenn ich solche Formulierungen höre, denn ich kenne kein Kind, das sich dadurch ernsthaft beeindrucken lässt. Die Verunsicherten schreiben mir höchstens Briefe. Nein, das Problem sehe ich eher an anderer Stelle: Mit dem Weihnachtsmann zu drohen zeugt davon, dass der eigene Verhandlungsspielraum bereits weit geschrumpft ist. Wer diese Karte im Frühjahr ziehen muss, hat ein sehr langes Jahr vor sich…Im Übrigen stelle ich die Frage „Bist du denn auch brav gewesen?“ heute kaum noch. Es war einfach zu peinlich, wie oft statt der Kinder ihre Eltern betroffen dreingeschaut haben.

13. Sie haben zuvor über das Glück gesprochen, ist das die Währung in der Sie bezahlt werden?

Ja das stimmt. Materiell bin ich seit Jahrhunderten mit allem versorgt was ich brauche und mir und meinen Rentieren geht es gut, solange die Menschen in der Lage sind sich gegenseitig Freude zu bringen, Liebe auszustrahlen und selbstlos das Wohl des anderen im Blick zu haben, wenn auch nur für einen Augenblick.

14. Wie funktioniert eigentlich die Abgrenzung zwischen Ihnen und dem Christkind? Ich habe nie verstanden wer wann kommt.

Das ist eine Frage der Beauftragung. Wer das Christkind bestellt, bekommt auch das Christkind. Meine Marketing-Strategie funktioniert aber offenbar besser, denn ich werde deutlich häufiger angefragt. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass ich etwas robuster gebaut bin. Das eher ätherische Christkind wird anders wahrgenommen. Ihr nimmt man nicht ab, dass sie einen Kühlschrank bringen kann, obwohl sie das natürlich drauf hat.

15. Und was ist Ihre Marketing-Strategie?

Ich habe die bekannteste Marke der Welt davon überzeugen können mit mir zusammenzuarbeiten. Seither reißen sich die Marketing-Strategen der Konsumgüterindustrie um meine Bildrechte. Lustig finde ich, dass mich der Hauptsponsor – die Getränkemarke – jedes Jahr mit einem neuen roten Mantel ausstattet, der dann auf allen anderen Produkten auch zu sehen ist. Diese Art von Guerilla-Marketing funktioniert seit fast 90 Jahren!

16. Gibt es irgendwelche Hürden für die erfolgreiche Ausübung ihres Business?

Natürlich! Da wir schon festgestellt haben, dass meine Währung Emotionen sind, stoße ich überall dort an Grenzen, wo positive Gefühle blockiert, unterdrückt oder durch äußere Umstände verhindert werden. Insofern ist das Weihnachtsfest 2020 eine Herausforderung, schon weil weniger Menschen zusammenkommen.

17. Und wie bemisst sich Ihr Erfolg?

Erfolg ist für mich die Summe an positiven Energien im Raum: Strahlende Kinderaugen, ein Lächeln, ein Händedruck, Freudentränen, eine Umarmung, ein „Dankeschön!“ das von Herzen kommt. Das trägt uns in den Himmel hinauf und motiviert uns für das nächste Jahr.

18. Wann ist denn der beste Zeitpunkt, um Sie zu beauftragen?

Früher – als hauptsächlich mit Wunschzetteln auf Papier gearbeitet wurde – konnte es schon mal passieren, dass mir und meinem Team etwas durchging. Heute werden alle Wünsche elektronisch erfasst. Daher ist es unwesentlich, wann der Wunsch geäußert wird. Es hilft allerdings, wenn es ein Herzenswunsch ist, von dem sowohl der Beschenkte als auch der Schenkende etwas hat. Diese Herzenswünsche bekommen einen Vermerk und werden gesondert behandelt.

19. Ich verreise gerne, vor allem zum Jahresende. Wie stellen Sie denn sicher, dass Geschenke auch dann zugestellt werden, wenn der Empfänger nicht zu Hause ist?

Das ist einfach! Jeder Wunsch wird automatisch mit dem Funkeln der Seele versehen, für die er bestimmt ist. Das ist unverwechselbar, so wie dein Fingerabdruck. Wenn ich das Geschenk zustelle, scanne ich die Erdoberfläche nach diesem Funkeln ab. Hat bisher immer geklappt.

20. Es gibt leider immer wieder Geschenke die man furchtbar findet. Was ist denn da schiefgegangen? Und wie gebe ich die zurück?

Das passiert eigentlich nur, wenn jemand ein Geschenk in deinem Namen bestellt und nicht gut genug darüber nachgedacht hat, was zu dir passt. Uns fällt das meist schon bei der Bestellung auf, aber wir dürfen uns nicht einmischen. Es wird gebracht was geordert wurde. Glücklicherweise arbeiten wir ja – wie zuvor schon erwähnt – inzwischen mit Dienstleistern zusammen, bei denen man die Geschenke problemlos zurückgeben kann.

21 a) Was sind die Top 3 der Geschenke-Liste für das Jahr 2020?

Es werden in diesem Jahr viele Bücher verschenkt, auch Sachbücher zu teilweise sehr komplexen Themen. Das ist ein Trend, den ich sehr schön finde. Außerdem stehen mobile Endgeräte hoch im Kurs und schließlich (der Weihnachtsmann verdreht die Augen) Unmengen von Toilettenpapier.

21 b) Wie stehen Sie denn persönlich dazu, dass sich die Geschenkewünsche im Laufe kürzester Zeit von Apfel, Nuss und Mandelkern zu elektronischen Unterhaltungsmedien mit teils exorbitanten Preisen verändert haben?

Es ist nicht meine Rolle die Bestellungen zu bewerten, aber mir bleibt der Anstieg der materiellen Geschenkewerte in Industrienationen natürlich nicht verborgen. Ich vermute das hängt mit dem System zusammen, das ihr Kapitalismus nennt. Bei Kindern kommt die soziale Kontrolle noch hinzu. Da wird nach den Schulferien verglichen, wer ein Smartphone bekommen hat und wer lange Unterhosen. Euer System belohnt nicht gerade die mit der wetterfesten Kleidung.

22. Werde ich und meine Leser auch etwas bekommen?

Zumindest dieses Interview!

23. Hat denn der Weihnachtsmann auch einen Wunsch für Weihnachten 2020?

Ich wünsche mir, dass ihr eurer Intuition vertraut, dass ihr achtsam werdet für eure eigenen Bedürfnisse und die derer um euch herum und schließlich, dass ihr von euren Kindern lernt die Welt mit Neugier zu betrachten, so als würdet ihr sie zum ersten Mal sehen.

24. Was möchten Sie den Menschen die diesen Blog lesen sonst noch mit auf den Weg geben?

Ich teile mit euch zum Abschluss gerne meine 10 Nikolaus´schen Prinzipien:

  1. Locker bleiben
  2. Regelmäßig Pausen machen – ab in die Natur!
  3. Selbstbewusstsein heißt, sich des eigenen Wertes bewusst sein
  4. Hilfe in Anspruch zu nehmen ist ein Zeichen der Stärke
  5. Atmen – Muskeln entspannen
  6. Wasser trinken
  7. Fehler als Chancen zum Wachstum nutzen
  8. Gut vorbereitete Kommunikation ist besser als schlecht vorbereitetes Schweigen
  9. Positive Gedanken erzeugen positives Handeln erzeugt positive Ergebnisse
  10. Nie ohne Schal, Mütze, Handschuhe und Sonnenmilch aus dem Haus!

Ich danke Ihnen für dieses Gespräch!

Gerne geschehen. Ich muss jetzt auch weiter… Ho, ho, ho!

Bildnachweis: Photo by Lynda Hinton on Unsplash

Leserumfrage – Welche Themen sind Euch wichtig?

Der Klassiker für das letzte Quartal, sowohl in PR-Abteilungen als auch in Redaktionen, ist die Themenplanung für das neue Jahr. Für den Redaktionsplan 2021 des PICUS Blogs wird es höchste Zeit. Ich erarbeite gerade das Konzept aus Inhalten und Darstellungsformen. Mein Anspruch ist, dass dies für Dich lieber Kunde/Leser einen Wert darstellt, für den Du bereit bist, Deine knapp bemessene Zeit zu investieren.

Diesmal gehe ich in der Vorbereitung einen anderen Weg, denn mir ist wichtig, dass meine Beiträge relevant für Dich sind, auf Deine Herausforderungen eingehen und Lösungsansätze für Deine Problemstellungen – die im Zusammenhang mit Kommunikation stehen – bieten.

Daher habe ich eine kleine Leserumfrage durchgeführt. (Es gibt inzwischen zahlreiche sehr einfach zu bedienende Tools. Sprich mich gerne an, wenn Du Dich für das Thema interessierst, oder bei der Erstellung einer Umfrage Hilfe brauchst.) Ich habe danach gefragt, welche Themen aus dem PICUS-Blog Dir wichtig sind, welche Themenwünsche Du darüber hinaus noch hast und wo Deine aktuellen Herausforderungen liegen.

Ein herzliches Dankeschön allen, die sich die Zeit genommen haben, an meiner Befragung teilzunehmen. Das ist für mich sehr wertvoll! 

Da ich ein Fan der Transparenz in der Kommunikation bin, hier eine kleine Zusammenfassung dessen, was ich aus Euren Antworten gelernt habe:

  1. Die neue Serie “Im Gespräch mit…” ist Euer Favorit. Das freut mich besonders, denn das Format ist mir ans Herz gewachsen. Bei der Wahl der Gesprächspartner dürft Ihr gerne weiter mitreden.
  2. Zwei Themen sind Euch besonders wichtig: Der strategische Aufbau von Kommunikation und die Entwicklung von Botschaften. Hier werden wir also 2021 tiefer einsteigen. Für den Anfang sei Euch zum Thema Botschaften dieser PICUS-Blog-Artikel empfohlen.
  3. Aus Euren Vorschlägen für neue Themen möchte ich zwei herausgreifen, die ich selbst spannend finde, die nicht zu meiner Kernkompetenz gehören: Unternehmensgründung und Nachhaltigkeit. Hierzu werde ich die Schwarmintelligenz aus meinem Netzwerk befragen. “Stay tuned”, da kommt was!
  4. Themen die Ihr als kommunikative Herausforderung empfindet sind Klassiker, mit denen Ihr ganz sicher nicht alleine seid: Der Kommunikationsmix zum Firmen- oder Produkt-Launch, die gezielte Kundenansprache und die Platzierung von Botschaften (z.B. in Medieninterviews).

Mit Eurem Feedback kann ich ein rundes Programm für 2021 zusammenstellen, das wirklich auf Eure Bedürfnisse einzahlt. Daher nochmals mein tief empfundenes Dankeschön!

Eure

Heike

Bildnachweis: https://de.depositphotos.com/category/nature.html “Reiseplanung ist das A und O. Zitat.”

 

Dieser Trick ist so einfach, dass er schon fast peinlich ist

…aber ich verrate ihn trotzdem, im Rahmen der neuen Rubrik  „PR-Quickie”. Hier stelle ich dir kurz und knapp kleine Tipps und Hacks zu Themen vor, die mir in der täglichen Arbeit als Kommunikationsberaterin immer wieder begegnen. Heute: Die Stille!

Wer sein Business bekannt machen will, der spricht darüber, am besten mit Menschen denen viele zuhören. Eine derzeit sehr beliebte Variante ist, als Gast in einem Podcast aufzutreten. Aber auch die traditionellen Varianten Radiointerview, Lokalfernsehen oder Zeitung funktionieren selbst im Zeitalter des Internets. Wer etwas zu sagen hat, dem hören Journalisten zu.

Wie du ein Interview gut vorbereitest und was du im Gespräch alles beachten solltest habe ich einmal in einem ausführlichen Beitrag zusammengefasst, den du hier nachlesen kannst.

Lade dir auch gleich die kostenfreie Anleitung dazu als PPT-Foliensatz herunter.

Eine Technik die Journalisten gerne anwenden, um ihre Interviewpartner aus der Reserve zu locken ist die Stille. Das läuft dann so ab: Der Gastgeber hat dir eine Frage gestellt, du hast sie mit deinen Kernbotschaften beantwortet und erwartest die nächste Frage, aber es passiert – NICHTS. Der Journalist lächelt dich einfach freundlich an und wartet ab.

Ein wirkungsvoller Trick, denn wir Menschen sind so sozialisiert, dass wir höflich und freundlich sein wollen. Stille in einer Situation in der wir regen Austausch erwarten ist uns unangenehm bis peinlich. Also was tun wir? Wir füllen sie mit Worten! Leider verlassen wir dabei häufig das Skript, das wir im Kopf hatten und reden uns im schlimmsten Fall um Kopf und Kragen. Hauptsache der Fluss wird nicht unterbrochen. Das ist die Absicht hinter der Stille, denn der Gastgeber sucht die Geschichten hinter den Köpfen. Das sind die Inhalte, die später die Headline ausmachen.

Ich gebe dir ein Beispiel: Du hast einen Blumenladen und bist bei der Lokalzeitung eingeladen. Anlass eures Gesprächs ist der Welttag der Faszination für Pflanzen. (Ja, den gibt es wirklich! Tipp am Rande: Nutze solche Anlässe, um dich und dein Business ins Gespräch zu bringen.)

Du hast über die Bedeutung von Rosen für Hochzeiten gesprochen und so lange weitergeredet, bis du bei Primeln angekommen bist. Die Headline des Beitrags später lautet „Blumenfee sagt: Primeln sind Ladenhüter“ Die nächste Kundin der du versuchst Primeln zu verkaufen schaut erbost drein.

Du verstehst worauf ich hinaus will.

In jedem Unternehmen gibt es schwierige Themen und Herausforderungen. Lass dich nicht auf´s Glatteis führen über Aspekte zu sprechen, die nicht in die Öffentlichkeit gehören.

Ich zeige dir hier drei Alternativen auf, wie du der Stille begegnen kannst:

  • Das Aushalten: Zurücklächeln und gemeinsam schweigen – das bietet sich vor allem bei Formaten an, die zu 100 Prozent auf das Hören ausgelegt sind. Dauerhaftes Schweigen in einem Podcast oder im Radio ist tödlich. Du kannst damit rechnen, dass das Spiel schnell beendet wird.
  • Die elegante Variante: Du antwortest mit einer Gegenfrage, z.B. „Beantwortet das Ihre Frage?“ „Darf ich noch ein Beispiel bringen?“
  • Der Königsweg: Du fasst zusammen, was du gerade schon gesagt hast. Das ist für den Moderator zwar langweilig, gibt dir aber die Gelegenheit, die Botschaften die dir wichtig sind noch einmal zu wiederholen, damit sie besser behalten werden.

Zum Schluss drehen wir den Spieß noch einmal um: Wenn es zu deinem Job gehört andere Menschen zu befragen, als Unternehmensberater zum Beispiel oder im Marketing, dann hast du jetzt gelernt, wie du deine Gesprächspartner aus der Reserve lockst: Durch die Stille. Klappt aber nur, wenn sie diesen Beitrag nicht gelesen haben ;o)

Hast du ein Interview vor dir und möchtest dich professionell vorbereiten? Dann ist mein Medientraining genau das Richtige für dich! Wir arbeiten an deinen Botschaften, üben die Gesprächssituation und ich verrate dir noch weitere Tricks zum Beispiel zur Körpersprache.

Am besten gleich einen Termin vereinbaren. Ich freu mich auf dich!

Deine
Heike

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Interviews geben: Beim Tanz der Worte die Führung übernehmen

Erinnern Sie sich noch? Ein großer Raum, antiquiertes Interieur, leicht aufgeregtes Gelächter und unsicheres Gehabe. Man steht sich paarweise gegenüber und hofft, dass das was kommt für keinen schmerzhaft oder peinlich wird: Tanzstunde! Zu Anfang Fußtritte. Sie führt, weil er den Takt nicht hört. Gezerre und Gestolper. Aber es wird von Stunde zu Stunde besser.

Ein Lächeln mischt sich in die ernsten Mienen. Die Bewegungen werden runder. Während keiner von Beiden mehr wirklich daran glaubt, platzt plötzlich der Knoten und es fühlt sich an wie Fliegen!

Der Vergleich drängt sich Ihnen vielleicht nicht unmittelbar auf, aber zwischen dem klassischen Paartanz und dem journalistischen Interview gibt es eine ganze Reihe von Parallelen.

Das Interview ist eine kommunikative Disziplin
mit festen Regeln, 
die man erlernen kann. 

Ich schlage vor, dass wir uns dem Thema schrittweise nähern.
Gehen wir einmal davon aus, Ihr Unternehmen hat gerade eine Pressemitteilung verschickt. Diese wird von Journalisten als Gesprächseinladung interpretiert.

Aufforderung zum Tanz – Wer ist der Richtige?

Da Ihre Ressourcen begrenzt sind, werden Sie Interview-Anfragen priorisieren. Aber nach welchen Kriterien suchen Sie Ihren Partner aus? Machen Sie den folgenden Check: Erreiche ich mit diesem Medium direkt meine primären Zielgruppen? Kann die Zeitung oder Fachzeitschrift mit hohen Leserzahlen punkten? Schreibt der Journalist für eine Nachrichtenagentur, von der andere Medien ihre Inhalte beziehen? Ist das Medium in meinem Geschäftsbereich meinungsbildend oder gar meinungsführend? Entsteht hier ein Übersichtsartikel in dem die Konkurrenz zu Wort kommt, so dass es von Vorteil ist, selbst Position zu beziehen? Schon eine dieser Fragen mit “Ja” zu beantworten kann Grund genug sein, das Interview zu machen.

Das Warm-Up – Vorbereitung zum Aufeinandertreffen

Interviews sind eine sehr gute Gelegenheit, einem breiten Publikum die eigene Story zu erzählen.  Sie haben die Möglichkeit gezielt Botschaften zu setzen, die Ihnen wichtig sind. Aber dieser Austausch birgt auch Risiken. Dann nämlich, wenn Sie ohne Vorbereitung in das Gespräch gehen. Sprechen Sie mit dem Journalisten über sein Informationsbedürfnis. Wo möchte er in Bezug auf ihre Neuigkeiten in die Tiefe gehen? Was hat er möglicherweise nicht verstanden? Wenn möglich antizipieren sie Fragen zu diesem Themenkomplex, oder lassen Sie sich die Fragen aus der Redaktion im Vorfeld zusenden.

Die Schrittfolge im Geiste durchgehen – Kernbotschaften

Als nächstes formulieren Sie Kernbotschaften, die Sie selbst im Beitrag zu Ihrem Interview lesen oder hören möchten. Überlegen Sie sich, wie Sie von den Fragen eine Brücke hin zu diesen Kernbotschaften schlagen können. Sie kennen das Prinzip aus den Abendnachrichten. Nur, dass sich viele Politiker die Brücke schenken, sie sprechen einfach – egal welche Frage – über das was sie sagen wollen. Unsere Nachrichtenmoderatoren sind gut geschult, ihnen das nicht durchgehen zu lassen. Machen Sie es besser! Üben Sie! Und scheuen Sie sich nicht, in einer Unterhaltung ihre drei Kernaussagen immer wieder unterzubringen. Wiederholung ist ein guter Lehrmeister. Jetzt erkennen Sie auch, warum es eine gute Idee ist, das Interview nicht direkt bei der Anfrage zu machen, sondern sich Zeit für die Vorbereitung zu nehmen. Die meisten Journalisten haben zumindest ein paar Stunden bis zum Redaktionsschluss. Größere Beiträge lassen mehr Spielraum.

Ausgangsposition – Haltung annehmen

Interviews sind für Ungeübte Stress-Situationen. Also vermeiden Sie unnötigen Ärger durch unbequeme Stühle und schlecht sitzende Krawatten. Findet das Gespräch in Ihren Räumen statt, dann wählen Sie einen Ort, an dem Sie sich wohlfühlen. Müssen Sie an einen anderen Treffpunkt kommen, entscheiden Sie, ob Sie sitzen oder stehen wollen. Lassen Sie sich bei Filmaufnahmen die Einstellung zeigen. Achten Sie auf angemessene aber bequeme Kleidung.
Üben Sie den festen Stand
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Den Takt halten – Die (Gesprächs-)Führung übernehmen

Jetzt kann der Tanz beginnen. Die größte Falle hierbei ist, dass Sie sich rein darauf konzentrieren auf die Frage zu antworten. Sie haben viele Fakten im Kopf, die Sie meinen, erläutern zu müssen. Sie wollen freundlich sein und füllen jede Gesprächspause mit Wortbeiträgen.  Alles nicht dramatisch, wenn Sie sich an folgendes erinnern: Sie sind der Spezialist in ihrem Fachgebiet und wissen daher immer deutlich mehr als ihr Gesprächspartner. Selektieren Sie und platzieren Sie Ihre Kernbotschaften. Beschreiben Sie Sachverhalte möglichst ohne Fremdworte in kurzen Sätzen. Bringen Sie Beispiele zur Erläuterung. Sprechen Sie wo es sich anbietet in Bildern. Bedienen Sie Emotionen.  Lassen Sie persönliche Erfahrung einfließen. All das ist deutlich spannender als Zahlen und Fakten. Machen Sie sich bewusst, dass Journalisten an Menschen und ihren Geschichten interessiert sind. Bleiben Sie gelassen, auch bei kritischen Fragen. Lächeln Sie freundlich, auch bei Telefoninterviews. Korrigieren Sie ihren Gesprächspartner, wenn seine Aussage falsch ist.

Haltung bewahren bis die Musik aus ist – Die Verabschiedung

Wer nicht regelmäßig Interviews gibt, verliert Konzentration und Anspannung, wenn der Journalist das Ende des Interviews signalisiert. Denken Sie daran, dass alles was Sie danach sagen ebenso im Beitrag erscheinen kann. Bleiben Sie beim Thema. Bieten Sie an, offen gebliebene Punkte oder weiteres Pressematerial nachzureichen. Journalisten haben keine Verpflichtung dazu, bieten im Print-Bereich aber häufig die Zitat-Freigabe an. Fragen Sie proaktiv danach. Notieren Sie sich außerdem den Erscheinungstermin des Beitrags. Printmedien schicken Ihnen auf Anfrage ein Belegexemplar.
Nehmen Sie sich die Zeit das Interview nachzuarbeiten. Welche Kernbotschaften hat der Journalist aufgegriffen? Aus welcher Aussage hat er die Headline abgeleitet? An welcher Stelle bin ich falsch verstanden worden? So lernen Sie aus Erfahrung und machen es beim nächsten Mal noch besser.

Wenn Sie diese Tipps beim nächsten Interview-Termin parat haben wollen, dann können Sie die PowerPoint-Präsentation dazu gerne hier herunterladen. Stöbern Sie noch im Bereich Downloads nach weiteren Empfehlungen.

Aus jahrelanger Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass die Theorie ein guter Anfang ist, besser wäre es allerdings, am konkreten Beispiel zu üben. Dazu können Sie gerne ein Medientraining buchen.